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Unscheinbare Schätze

Auszug aus Naturschutz-Broschüre: So ist es um die Mondrauten im Nationalpark bestellt

Eintrag Nr. 33/2023
Datum:


Nur an wenigen Stellen im Nationalpark sind Mondrauten nachgewiesen, dazu zählen einige der Schachten.
Nur an wenigen Stellen im Nationalpark sind Mondrauten nachgewiesen, dazu zählen einige der Schachten.

Ästige Mondraute. Foto: Claudia Schmidt
Ästige Mondraute. Foto: Claudia Schmidt

Frauenau. Willkommen an einem frischen Sommermorgen. Tau liegt noch auf den Pflänzchen in den Hochlagen. Doch die immer wärmer werdende Sonne wird diesen bald zum Rückzug gezwungen haben. Derweil schleichen bedächtigen Schrittes zwei Botanik-Experten des Nationalparks über einen Schachten. Sie sind auf der Suche nach einer ganz besonderen Pflanzengattung. Die Gesuchten sind uralt, ausdauernd, unscheinbar und extrem selten. Auch dank menschlicher Unterstützung gibt es im Schutzgebiet aber noch einige Exemplare der bedrohten Mondrauten. Eine Spurensuche.

EINE ART IST BEREITS VERSCHWUNDEN

Bei Mondrauten handelt es sich um relativ einfache Farne. Fünf Arten waren noch bis vor einigen Jahren in Deutschland heimisch. Eine gilt mittlerweile als verschollen. Zwei weitere sind extrem selten und stehen deswegen auf der Roten Liste. Woran das liegt? Die Ästi¬ge und die Vielteilige Mondraute sind sehr konkurrenzschwach. Sprich: Sie werden leicht von anderen Arten verdrängt. Zudem kommen sie weder mit intensiver menschlicher Land¬nutzung noch mit hohem Stickstoffeintrag zurecht. Daher beschränkt sich ihr Verbrei¬tungsgebiet aktuell zum Großteil auf Extrem¬standorte – wie die anfangs beschriebenen ehemaligen Waldweiden in den Nationalpark- Hochlagen.

EIN LEBENSZYKLUS OHNE BESTÄUBUNG

Irgendwann nach der jüngsten Eiszeit haben sich die beiden gefährdeten Mondrauten- Arten hauptsächlich auf magere Weiden zurückgezogen. Hier verbringen die nicht kultivierbaren Pflanzen ihren zweistufigen Lebenszyklus. Sehr unscheinbar arbeiten die Organismen jahrelang mit dem unterirdischen Pilzgeflecht zusammen, ehe der eigentliche Farnwedel wächst. Insekten spielen in Sa¬chen Bestäubung keine Rolle. Dafür sind die Mondrauten bei der Fortpflanzung darauf angewiesen, dass der Wind ihre Sporen dorthin trägt, wo die Pflanze auch wachsen kann. Die¬ser komplizierte Generationenwechsel ist ein weiterer Punkt, warum die Arten immer mehr zurückgedrängt werden.

DER BODEN MUSS WEG

Doch wie kann man den Seltenheiten nun unter die Arme greifen? Letztendlich hat sich bisher nur eine Maßnahme einigermaßen bewährt: Das Plaggen. Dabei wird die obere Bodenschicht bekannter Wuchsstandorte abgezogen. So wird ein kurzes Zeitfenster für die Mondrauten geschaffen, in dem sie sich ohne große Konkurrenz gen Himmel recken können. Danach müssen sie sich von selbst durchsetzen. Um langfristig Erfolg bei der Ar¬terhaltung zu haben, muss die Pflegeaktion im Abstand einiger Jahre stets wiederholt werden. Gerade für die Vielteilige Mondraute ist diese Stützung auch national betrachtet immens wichtig, gibt es außerhalb des Nationalparks Bayerischer Wald doch in Deutschland kein weiteres bekanntes Vorkommen der Art.

Gewinner

Beide gefährdete MONDRAUTE-Arten profitieren zwar von den Managementmaßnahmen. Da ihr Be¬stand aber selbst im Nationalpark noch gefährdet ist, gibt es bisher keinen „echten“ Gewinner.

Vor Ort erleben

Immer mal wieder lässt sich ein Mond¬rauten-Pflänzchen auf den Schachten in den Nationalpark-Hochlagen erspähen. Aufgrund der extrem seltenen Vorkommen werden die genauen Standorte aber wie ein Schatz gehütet.

 

Hinweis: Dieser Text stammt aus der im Juli 2023 erschienenen Broschüre "Naturschutz im Nationalpark". Die komplette Publikation kann auf der Nationalpark-Homepage als ePaper gelesen werden.

 

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