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Ingenieur der Artenvielfalt

Biber haben positive Effekte auf die Biodiversität in Bergwaldökosystemen

Eintrag Nr. 01/2023
Datum:


Biber schaffen durch ihre Baumaßnahmen einen artenreichen Lebensraum. Foto: Andreas Rückerl
Biber schaffen durch ihre Baumaßnahmen einen artenreichen Lebensraum. Foto: Andreas Rückerl

Verschiedene Arten, wie die Bachstelze, profitieren von den Strukturen der Nager. Foto: Andreas Ebert
Verschiedene Arten, wie die Bachstelze, profitieren von den Strukturen der Nager. Foto: Andreas Ebert

Grafenau. Die einen studieren jahrelang, um ihren Abschluss zu machen, die anderen haben es einfach im Blut. Biber zählen zu zweiter Kategorie. Als geschickte Landschaftsingenieure gestalten sie ihren Lebensraum aktiv um – und fördern ganz nebenbei die Biodiversität.

Noch im 19. Jahrhundert standen Biber kurz vor dem Aussterben. Erst strenger Schutz und Wiederansiedlungsprojekte
brachten die Tiere in viele Regionen zurück. So auch in den Bayerischen Wald. Allein im Nationalpark leben mittlerweile –
Stand 2020 – wieder über 100 Tiere in 22 aktiven Revieren. Die Effekte der Nager, die sogar in die Bergwaldökosystem vordringen, haben Forscher nun erstmals ausgiebig untersucht.

VERGLEICH VON BIBERTEICH, FLUSS UND WALD

Süßwasserökosysteme zählen zu den am meisten bedrohten Lebensräumen der Erde. Umso wichtiger ist ein Verständnis der komplexen dort ablaufenden Prozesse. So ist etwa noch nicht vollumfänglich bekannt, welche Auswirkungen die Aktivitäten von Bibern auf die biologische Vielfalt in Bergwäldern haben. Um dies zu erforschen, legten Wissenschaftler im Nationalpark 33 Untersuchungsflächen an – je elf Areale an Biberteichen, an nicht von Bibern besiedelten Flussabschnitten sowie im Wald, als Kontrollflächen. Dort wurde dann jeweils die Diversität verschiedener Artengruppen untersucht, von Wanzen über Käfer und Vögel bis hin zu Landsäugetieren. Insgesamt fanden sich in den Auswertungen am Ende insgesamt 1188 Arten.

196 ARTEN LEBEN NUR MIT DEM BIBER ZUSAMMEN

Genaue Analysen der Daten zeigen teils erhebliche Unterschiede zwischen den Lebensräumen. So ist etwa die Diversität bei Vögeln und Fledermäusen an Biberteichen am höchsten. Generell liegt hier auch die schiere Anzahl an Vögeln deutlich über dem Niveau der Flussparzellen. Betrachtet man vermeintliche Spezialisten, so kamen 196 Arten ausschließlich an Biberteichen vor, Arten also, die nur durch den Biber Lebensraum im Nationalpark finden. Etwas weniger – 192 Arten – fanden Forscher ausschließlich in den nicht besiedelten Flussbereichen. Im Wald
waren es hingegen nur 156 Arten, die sich ausschließlich hier zeigten. Leitarten, also Arten, die besonders charakteristisch für einen Lebensraum sind, wurden im Wald und am Fluss nicht identifiziert. Am Biberteich konnten jedoch gleich acht Leitarten bestimmt werden, etwa Bechsteinfledermaus, Zwergfledermaus und Gebirgsstelze. Insgesamt unterscheiden sich die Lebensraumgemeinschaften in Biber-Revieren und nicht von den Nagern besiedelten Flussbereichen bei drei Artengruppen signifikant – nämlich bei Vögeln, Käfern und Wanzen. Im Vergleich von Wald und Biberteich stellen die Forscher sogar in sieben von acht untersuchten Artengruppen erhebliche Unterschiede fest.

BIRKENMAUS PROFITIERT VOM NAGER

Summiert man alle Ergebnisse auf, bleibt festzustellen, dass Biber als Habitat-Ingenieure ganze Ökosysteme umgestalten. Sie können so zu Treibern regionaler Biodiversitäts-Hotspots werden. Aus Sicht des Naturschutzes ist eine aktive Förderung der Biber-Populationen somit absolut erstrebenswert. Von den Nagetieren profitieren nicht nur ganze Artengruppen, sondern auch einige besonders geschützte Arten. So konnte bei den Forschungen im Nationalpark etwa die Birkenmaus (Sicista betulina) an einem Biberteich nachgewiesen werden. 

KURZ UND BÜNDIG: 

  • Genaue Analysen von Effekten der Biber in Bergwaldökosystemen auf die Biodiversität fehlten bislang.
  • Vor allem Vögel und Fledermäuse profitieren von den Strukturen der Nager.
  • Auf regionaler Ebene können Biber zu Treibern der Lebensraum- und Artenvielfalt werden.

Der Text ist in der Broschüre "Forschung im Nationalpark" erschienen und kann auf der Homepage des Nationalparks Bayerischer Wald heruntergeladen werden. 

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