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Die Waldwildnis im Urwald von Boubín erleben

Naturschätze jenseits der Grenze: Ausflug in das Lanschaftsschutzgebiet Šumava

Eintrag Nr. 9/2019
Datum:


Bäume jeder Größe und jeden Alters stehen im Kubany-Urwald. Foto: Pavel Hubený
Bäume jeder Größe und jeden Alters stehen im Kubany-Urwald. Foto: Pavel Hubený

Die Besonderheiten des Kubany-Urwalds erläutert Pavel Hubený, Leiter des Nationalparks Šumava (hinten Mitte), gelegentlich bei Führungen. Pavel Bečka (hinten links) fungiert dabei als Dolmetscher. Foto: Lukas Noeth
Die Besonderheiten des Kubany-Urwalds erläutert Pavel Hubený, Leiter des Nationalparks Šumava (hinten Mitte), gelegentlich bei Führungen. Pavel Bečka (hinten links) fungiert dabei als Dolmetscher. Foto: Lukas Noeth

Nicht nur alte Bäume, sondern auch besondere Pflanzen sind im Kubany zu sehen, wie die Soldanelle. Foto: Rainer Simonis
Nicht nur alte Bäume, sondern auch besondere Pflanzen sind im Kubany zu sehen, wie die Soldanelle. Foto: Rainer Simonis

Die Natur genießen kann man bei einer Wanderung durch den Urwald Kubany in Tschechien. Foto: Gregor Wolf
Die Natur genießen kann man bei einer Wanderung durch den Urwald Kubany in Tschechien. Foto: Gregor Wolf

Zitronengelbe Tramete: Sie zählt zu den gefährdeten Pilzarten und findet im Kubany einen Lebensraum: die zitronengelbe Tramete. Foto: Heinrich Holzer
Zitronengelbe Tramete: Sie zählt zu den gefährdeten Pilzarten und findet im Kubany einen Lebensraum: die zitronengelbe Tramete. Foto: Heinrich Holzer

Ab dem Frühjahr bilden zehn bis 40 Meter hohe Buchen ein dichtes, grünes Blätterdach. Sie werden nur von den alten Baumriesen, die bis zu 60 Meter hoch sind, überragt. Foto: Pavel Hubený
Ab dem Frühjahr bilden zehn bis 40 Meter hohe Buchen ein dichtes, grünes Blätterdach. Sie werden nur von den alten Baumriesen, die bis zu 60 Meter hoch sind, überragt. Foto: Pavel Hubený

Boubín. Wer den Nationalpark Bayerischer Wald besucht, sollte auch einen Blick über die Grenze wagen. Denn nicht nur auf bayerischer, sondern auch auf tschechischer Seite dürfen sich in Europas größtem zusammenhängenden Waldschutzgebiet Moore, Bergbäche und Gipfellagen nach ihren ureigenen Gesetzen zu einer grenzenlosen Waldwildnis entwickeln. Besonders eindrucksvoll ist dies im Urwald von Boubín, dem Kubany, zu sehen.

„In dem Kubany-Urwald scheint jeder einzelne Stamm ein Herrscher von einem Revier zu sein, der keine Konkurrenten toleriert“, sagte der tschechische Dichter Adolf Heyduk am Ende des 19. Jahrhunderts. Was er damit meint, wird jedem bewusst, der den Urwald von Boubín durchwandert. Große 40 bis 60 Meter hohe und dicke Fichten und Tannen stehen wie Riesen in respektvollem Abstand zueinander. Darunter wachsen vor allem Buchen. Sie bilden mit einer Höhe von zehn bis 40 Metern ein dichtes, grünes Dach. Die unterste Etage bewohnen Büsche und junge Bäume – die darauf warten, dass über ihnen ein größerer Baum stirbt, sie Licht bekommen und weiterwachsen können.

„Es ist ein beeindruckender Fleck Erde“, sagt Pavel Bečka. Er ist in den Nationalparken Bayerischer Wald und Šumava zuständig für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und kennt beide Gebiete wie seine Westentasche. Während er an einem Wurzelteller vorbei wandert, fällt sein Blick auf einen gelbfarbenen Pilz auf einem umgefallenen Baumstamm. Was für den Laien unscheinbar aussieht, ist etwas ganz Besonderes. „Hier handelt es sich um die Zitronengelbe Tramete“, erklärt Pavel Bečka. Dieser Pilz gehört zu den stark bedrohten Arten. Um wachsen zu können, benötigt er umgefallene Fichtenbäume. Und diese findet er hier im Urwald von Boubín.

Auch Urwaldpflanzen, wie seltene Torfmoose oder die lilafarben blühende Soldanelle, haben hier ihren Lebensraum genauso wie Waldeidechse, Bergamsel, Luchs und Auerhahn. „Diese einmalige und faszinierende Artenvielfalt konnte nur entstehen, weil sich die Natur hier frei entfalten darf und der Mensch nicht mehr eingreift“, erzählt Bečka. Es ist ein Werden und Vergehen. „In einem Urwald kommen Bäume zur Welt, sie wachsen und sterben – und bieten als Totholz wiederum jungen Bäumen Nährstoffe zum Wachsen.“

Gegründet wurde das Naturschutzgebiet am Kubany bereits im Jahr 1858 auf einer Fläche von 155 Hektar. Heute findet man den ursprünglichen Urwald auf einer eingezäunten Fläche von 47 Hektar. Über dieses Gebiet gibt es viele Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel über den großen Sturm, der im Oktober 1870 eine Schneise der Verwüstung hinterließ. Oder über den „Fichtenkönig“, ein 440 Jahre alter Baum mit einer Höhe von 57,6 Metern, der 1970 umstürzte.

Pavel Bečka ist am Ende seiner Tour angekommen. Er dreht sich noch einmal um, betrachtet die Farne, die gerade in hellem Grün aus der Erde sprießen. Einige gelbe Dotterblumen ragen auch schon hervor. Tankt er noch eine Ladung Urwald, bevor es zurück ins Büro geht? Pavel Bečka muss lachen. „Ja, vielleicht kann man das so nennen“, schmunzelt er.

Lange muss er jedoch nicht warten, bis er wieder in den Kubany eintauchen darf. In wenigen Wochen wandert er erneut durch dieses Gebiet – dann allerdings mit Pavel Hubený, dem Leiter des Nationalparks Šumava. Nur wenige Male im Jahr nimmt Hubený interessierte Besucher mit und führt sie durch diese beeindruckende Natur. Manche Führungen sind nur auf deutschsprachige Gäste ausgerichtet. Pavel Bečka ist dann in der Funktion des Dolmetschers dabei. „Es ist eine sehr spannende Wanderung“, sagt er und rät allen Interessierten, dieses Führungsangebot zu nutzen. „Nicht nur wegen der Natur – sondern auch wegen Pavel Hubený.“ Man kann schließlich nicht alle Tage mit dem Leiter des Nationalparks diskutieren.

Tipp: Die nächste Wanderung für deutschsprachige Gäste mit Pavel Hubený in den Urwald Kubany findet am Samstag, 27. April, statt. Treffpunkt für die kostenlose, etwa drei Stunden dauernde Wanderung ist um 9.30 Uhr am P&R Parkplatz in Spiegelau, um 9.50 Uhr am Nationalparkzentrum Lusen in Neuschönau und um 10.15 Uhr an der Touristinfo in Mauth. Mit einem Shuttle-Bus geht es nach Idina Pila, wo um 11 Uhr die Wanderung startet. Eine Anmeldung ist beim Nationalpark-Führungsservice nötig (0800 0776650).


Text: Annette Nigl

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