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Die Nationalpark-Botschafter werden 50 Jahre alt!

Was macht so ein Ranger eigentlich? Stimmen aus dem Arbeitsalltag

Eintrag Nr. 31/2024
Datum:


Seit 50 Jahren sind Rangerinnen und Ranger im Nationalpark unterwegs. Foto: Daniela Blöchinger
Seit 50 Jahren sind Rangerinnen und Ranger im Nationalpark unterwegs. Foto: Daniela Blöchinger

Judith Dahlke.
Judith Dahlke.

Thomas Drexler.
Thomas Drexler.

Kristin Biebl.
Kristin Biebl.

Siegfried Schreib.
Siegfried Schreib.

Christine Schopf. Fotos: Gregor Wolf
Christine Schopf. Fotos: Gregor Wolf

Grafenau. Einst als Grosad-Gendarme verschrien, sind die Rangerinnen und Ranger des Nationalparks mittlerweile nicht mehr aus der Region wegzudenken. Die aktuell 28 Mitarbeitenden der Nationalparkwacht sind Botschafter für unsere entstehende Waldwildnis, Mittler zwischen Mensch und Natur. Und dieses Jahr ist ein weiterer Meilenstein erreicht, das 50-jährige Bestehen. Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Was macht so ein Ranger eigentlich? Nicht selten bekommen unsere Kolleginnen und Kollegen diese Frage gestellt. Und eine Antwort darauf ist wahrlich nicht einfach. Denn: Die Nationalparkwacht ist so etwas wie die Wunderwaffe des Schutzgebiets, ein vielseitig einsetzbares Schweizer Taschenmesser sozusagen. Besucher im Gelände informieren, das Einhalten der Regeln überwachen oder Gruppen durch den wilden Wald führen – diese Aufgaben assoziiert man recht schnell mit der Nationalparkwacht. Doch das Tätigkeitsfeld ist viel größer.

Gerade seit der Jahrtausendwende sind unsere Rangerinnen und Ranger immer öfter in Projekte aus den Bereichen Naturschutz, Forschung und Monitoring eingebunden. Das reicht von der Kartierung von Bruthöhlen über das Renaturieren von Mooren oder die Betreuung von Wildtierkameras bis hin zur Mithilfe beim Erfassen der Auerhuhn-Population. Als Botschafter unserer wilden Natur sind die Kolleginnen und Kollegen übrigens nicht nur in der Region, sondern ab und an auch bei überörtlichen Messen und Events vertreten – meist in Kooperation mit unseren touristischen Partnern. Und weil es in Deutschland nirgends so viel Ranger-Erfahrung gibt wie im Bayerischen Wald, steht unsere Wacht immer wieder im Austausch mit Schutzgebieten aus Nah und Fern. So haben sie zum Beispiel schon geholfen, Kollegen aus Jamaica, El Salvador oder Albanien zu schulen.

Recht neu sind derweil noch die digitalen Betätigungsfelder der Ranger. Denn viele Besucherinnen und Besucher informieren sich mittlerweile bereits vor ihrem Aufenthalt im Nationalpark – auf Touren-Portalen, in Outdoor-Apps oder auf Social- Media-Kanälen. Leider gehen nicht alle von den Nutzern veröffentlichte Inhalte mit den Geboten im Schutzgebiet einher, weshalb unser erster Digitalranger zusammen mit den Mitarbeitenden in der Besucherlenkung auch viel im Netz unterwegs ist. Ziel dabei: Möglichst viele Infos sollen den Regeln des Nationalparks entsprechen. Denn die Erfahrung zeigt auch, dass Gäste gern zum Schutz der Natur beitragen, wenn sie richtig informiert sind.

Diese Bestandsaufnahme ließe sich noch eine gute Weile fortsetzen. Doch vielleicht nehmen Sie ihr nächstes Aufeinandertreffen mit einem unserer Kollegen einfach selbst zum Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen. Unsere Rangerinnen und Ranger würde es freuen.

JUDITH DAHLKE, BEREICH ZWIESLERWALDHAUS

„Wir Ranger engagieren uns auch im Bereich Naturschutz und Forschung. Ein schönes Beispiel ist das Wanderfalken-Monitoring. Die Vögel brüten nämlich sehr gern im Höllbachgespreng unterhalb des Falkensteins. Wir beobachten dann nicht nur den Brutfortschritt, sondern kümmern uns auch um temporäre Wegesperrungen und Umleitungen, sollten die Vögel direkt am Wanderweg brüten. Um unsere tierischen Besucher zu schützen, ist das Einhalten dieser Regeln besonders wichtig. Wer Urwald erleben will, muss aber nicht hinauf ins Höllbachgespreng wandern, den kann man nämlich auch direkt in Zwieslerwaldhaus erleben – in der Mittelsteighütte. Der Weg hindurch ist mittlerweile sogar barrierearm ausgebaut.“

THOMAS DREXLER, BEREICH BUCHENAU

„Das Schöne an meinem Job ist, dass jeder Tag anders ist. Besonders toll finde ich es, wenn ich Besuchern auf Führungen unsere wundervolle Natur näherbringen kann, zum Beispiel rund um den Lindberger Schachten. Dort sind wir gerade im Winter und Frühsommer auch oft auf Streife unterwegs. Denn am Rand des Schachtens beginnt das Nationalpark-Kerngebiet, welches man von Mitte November bis Mitte Juli nicht betreten darf. Nur so haben die bedrohten Auerhühner genügend Rückzugsräume, um überleben zu können. Wir achten darauf, dass Wanderer diese Regel beachten und klären auch darüber auf, warum das so wichtig ist.“

KRISTIN BIEBL, BEREICH SPIEGELAU

„Wir sind schon mit den Jüngsten unterwegs, denn wir bieten jedes Jahr für die Fünftklässler der Region ein Junior-Ranger-Programm an, bei dem die Mädchen und Jungen vier Tage lang unsere unberührte Wildnis kennenlernen können. Viele der Kinder engagieren sich dann auch später noch im Verein und unterstützen uns zum Beispiel bei Infoständen. Weniger schön ist es, wenn wir bei frühmorgendlichen oder spätabendlichen Streifengängen zeltende Besucher antreffen. Wildes Nächtigen ist im Nationalpark zum Schutz der Natur nämlich strikt verboten. Leider kommt es immer wieder vor, dass sich Besucher nicht daran halten und wir einschreiten müssen.“

SIEGFRIED SCHREIB, BEREICH MAUTH/FINSTERAU

„Unser Nationalpark grenzt direkt an den Nationalpark Šumava. Und seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist es auch kinderleicht, grenzüberschreitende Touren zu unternehmen. Mit aufeinander abgestimmten Wegeführungen und Betretungsregeln fördern wir dies ganz gezielt, denn wir wollen ein grenzüberschreitendes Naturerleben mög¬lich machen. Deswegen sind wir ab und zu auch mit unseren tschechischen Kollegen auf Streife unterwegs. Dabei informieren wir dann zum Beispiel Radfahrer darüber, dass man bei uns nur auf markierten Radwegen radeln darf – und dass man sich nicht blind auf Infos aus dem Netz verlassen sollte. Mein Tipp: Informiert euch auf offiziellen Kanälen.“

CHRISTINE SCHOPF, BEREICH NEUSCHÖNAU

„Einer unserer Besucherschwerpunkte ist das Tier-Freigelände. Hier sind eben auch besonders viele Gäste unterwegs. Wir Ranger stehen deswegen gern als Ansprechpartner parat – nicht nur für Fragen rund um die Tiere, sondern auch für Tipps zum Naturerleben außerhalb des Nationalparkzentrums. Toll dabei: Man muss gar nicht weit hinein in den Park, um ursprüngliche Wälder zu erleben. Auch in Ortsnähe gibt’s tolle Runden, auf denen nicht so viel los ist. Und wer sich schon mal gefragt hat, warum wir immer so braune Papptüten dabeihaben: Damit sammeln wir achtlos weggeworfenen Müll. Ein Ärgernis, welches wir bisher nicht ganz aus der Welt räumen konnten.“

Videos aus dem Ranger-Streifgebieten

Unsere Rangerinnen und Ranger teilen sich auf fünf Dienstbereiche auf. Aus jeder dieser Nationalpark-Regionen kommt ein Vertreter auch im Video zu Wort, um einen kleinen Einblick in die jeweiligen Arbeitsschwerpunkte zu geben. Viel Spaß beim Kennenlernen!

 

Info: Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Das Magazin liegt nicht nur in der Region aus, sondern ist als ePaper-Ausgabe auch auf der Nationalpark-Homepage veröffentlicht.

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