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Hotspot der biologischen Vielfalt

Nationalpark Bayerischer Wald setzt Gegentrend zum bundesweiten Insektensterben

Eintrag Nr. 17/2018
Datum:


An Totholz in Waldlücken sowie an den Gewässern im Nationalparkgebiet konnten 2168 Käferarten nachweisen werden - unter anderem der Blaubock. Foto: Franz Leibl
An Totholz in Waldlücken sowie an den Gewässern im Nationalparkgebiet konnten 2168 Käferarten nachweisen werden - unter anderem der Blaubock. Foto: Franz Leibl

Der Große Eisvogel ist ein Schmetterling mit zweierlei Erscheinung: Die oberen Flächen der Flügel sind größtenteils dunkel, ... (Foto: Rainer Simonis)
Der Große Eisvogel ist ein Schmetterling mit zweierlei Erscheinung: Die oberen Flächen der Flügel sind größtenteils dunkel, ... (Foto: Rainer Simonis)

... während die unteren Seiten der Flügel sehr hell daherkommen. (Foto: Rainer Simonis)
... während die unteren Seiten der Flügel sehr hell daherkommen. (Foto: Rainer Simonis)

Auch der Hochmoorgelbling ist im Nationalpark Bayerischer Wald anzutreffen. (Foto: Rainer Simonis)
Auch der Hochmoorgelbling ist im Nationalpark Bayerischer Wald anzutreffen. (Foto: Rainer Simonis)

Grafenau. 33.000 Insektenarten flattern, summen und krabbeln in Deutschlands Wiesen und Wäldern. Manche Arten vermehren sich zwar, doch ihre Vielfalt ist bedroht. Einer Studie des Entomologischen Vereins Krefeld zufolge sind in den vergangenen 28 Jahren 75 Prozent der fliegenden Insekten verschwunden. Ihr Arten- und Biomasserückgang betrifft nicht etwa nur einzelne Gebiete, sondern gestaltet sich mittlerweile großräumig als Problem. Die Ursachen des Arten­sterbens sind vielfältig. Vermutet wird eine Kombination aus Klimafaktoren, industrieller Landwirtschaft und dem Verlust von Pflanzenbiotopen aufgrund erhöhten Stickstoffgehalts im Boden.

Anders im Nationalpark Bayerischer Wald. Das Großschutzgebiet trotzt dem bundesweiten Trend des Insektensterbens und kehrt die Entwicklung der biologischen Vielfalt ins Gegenteil um. „Wir leisten einen wichtigen Beitrag gegen den Artenschwund“, ist stellvertretender Nationalparkleiter Prof. Dr. Jörg Müller überzeugt: „Weil bei uns Natur Natur sein darf – ohne den Eingriff des Menschen.“

Die Ergebnisse der Untersuchungen in Müllers Sachgebiet Naturschutz und Forschung stimmen optimistisch: An Totholz in Waldlücken sowie an den Gewässern im Nationalparkgebiet konnten die Wissenschaftler 2168 Käferarten nachweisen. „Das sind 40 Prozent aller Käferarten, die in Bayern überhaupt vorkommen“, erzählt Jörg Müller stolz. 384 der im Nationalpark nachgewiesenen Arten stünden aktuell auf der Roten Liste Deutschlands.

Zum Beispiel der Zottenbock, der in Mitteleuropa zu den größten Seltenheiten zählt und daher als besonders geschützt gilt. Dank der jahrzehntelangen natürlichen Waldentwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald ist der Käfer seit gut fünf Jahren wieder anzutreffen. Ebenso der Bindige Schnellkäfer, ein knapp hundert Jahre verschollenes Urwaldrelikt, das Nationalpark-Umweltpädagoge Thomas Michler im Mai dieses Jahres fand – nämlich bei sich zuhause in der Badewanne.

„Der Nationalpark Bayerischer Wald zählt zu den 30 Hot­spot-Gebieten für biologische Vielfalt in Deutschland“, erzählt Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl. Schätzungen gingen derzeit von über 7000 Insektenarten im Großschutzgebiet aus.

Zu Tausenden etwa summen Honigbienen durch den Nationalpark Bayerischer Wald – besonders am Lehrbienenstand bei Guglöd, um den sich der Kreisimkerverband Regen als einer von vier Belegstellen in Niederbayern kümmert. Auf einer Waldfläche von circa vier Hektar leben aktuell 24 Drohnenvölker. Gleichzeitig werden pro Saison bis zu 3000 Königinnen herangezüchtet. Sie werden weltweit verschickt, um andernorts neue Bienenvölker zu gründen.

Die ungestörte Natur im Nationalpark bietet ideale Bedingungen für die Zucht. „Vor allem die natürliche Walddynamik, basierend auf Borkenkäferaktivitäten und Sturmholz, liefert gute Voraussetzungen“, weiß Dr. Franz Leibl. Zudem: In Großschutzgebieten werden keine Pestizide oder Herbizide ausgebracht – was den Nationalpark Bayerischer Wald zum wichtigen Refugium für Wildbienen und Hummeln macht. Knapp 200 Stechimmenarten wurden hier bereits nachgewiesen.

 

GUT ZU WISSEN

Mit Blick auf die sinkende Anzahl von Bienen hat Umweltminister Marcel Huber im Juni dieses Jahres den Blühpakt Bayern ins Leben gerufen. Ziel dabei ist ein breites Bündnis von Partnern, um Bayern wieder zum Blühen zu bringen - von der Bevölkerung über die Wissenschaft, von Naturexperten bis zur (Land-)Wirtschaft.

 

Hinweis: Dieser Bericht stammt aus dem Nationalparkmagazin Unser Wilder Wald. Die komplette Ausgabe kann HIER als PDF-Dokument heruntergeladen werden.

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