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Ein Blick zurück - und nach vorn

Josef Meininger und Erich Süß vom Wald-Verein schwelgen in Waldschmidthaus-Erinnerungen - So läuft die Sanierung

Eintrag Nr. 35/2024
Datum:


Josef Meininger (r.) und Erich Süß.
Josef Meininger (r.) und Erich Süß.

Historische Ansicht aus dem Jahr 1950. Foto: Archiv
Historische Ansicht aus dem Jahr 1950. Foto: Archiv

Impressionen einer Berghütte im Dornröschenschlaf. Fotos: Annette Nigl, Johannes Dick
Impressionen einer Berghütte im Dornröschenschlaf. Fotos: Annette Nigl, Johannes Dick

Grafik: Koeberl Doeringer Architekten Passau
Grafik: Koeberl Doeringer Architekten Passau

Spiegelau. Die Sanierung vom Waldschmidthaus auf dem Rachel hat begonnen. Noch heuer wird der Anbau, in dem ein Teil der Küche untergebracht war, abgerissen. Im kommenden Jahr soll es mit dem Umbau losgehen. Zeit, um noch einmal in alten Erinnerungen zu schwelgen.

Es ist Mitte Juli. Josef Meininger und Erich Süß von der Wald-Vereinssektion Spiegelau stehen vorm Waldschmidthaus. Unten in Spiegelau hat es vor einer Stunde noch geregnet. Jetzt reißen die Wolken auf und die Sonne kommt hervor. Das Wetter hat ihnen hier droben auf dem Rachel schon oftmals zu schaffen gemacht. Beispiels¬weise beim traditionellen Gottesdienst am Gipfel, den der Wald-Verein jedes Jahr am 3. Oktober abhält. „Bei schönem Wetter saßen anschließend hunderte von Menschen rund um das Waldschmidthaus fröhlich beisammen, wir hatten Blasmusik und den Männerchor Spiegelau dabei - und es war einfach eine wunderbare Stimmung“, erinnert sich Josef Meininger, der die Leute vor seinem geistigen Auge noch sitzen sieht. Aber um diese Jahreszeit kann es in der Höhenlage auch schon mal schneien. „Wenn es richtig schlecht war, haben wir die Messe einfach im Waldschmidthaus abgehalten. Da kamen dann nicht viele Leute und der Platz hat gereicht.“

„Das Haus hat eine Seele“

Aber das Wetter ist es nicht, was Josef Meininger und Erich Süß heute beschäftigt. Sie gehören zu den Menschen, die noch einmal einen letzten Blick in das Schutzhaus werfen wollen, bevor es eine Woche später ausgeräumt wird. Die Fensterläden sind alle dicht verschlossen. Nur durch das Öffnen der Türe gelangt etwas Licht in den Innenraum vom Waldschmidthaus. Erich Süß schaltet die Taschenlampe seines Handys ein. Wenn Wände sprechen könnten, sie hätten wohl wochenlang Geschichten zu erzählen. „Das Haus hat eine Seele“, sagt Josef Meininger und betritt die Küche.

Das Besteck liegt noch immer sauber, aber etwas verstaubt im Spülmaschinenkorb. Die Teller sind nach ihrer Form gestapelt und stehen im Servierwagen vor dem alten Holzofen. Große Töpfe und Schöpflöffel zeugen davon, dass hier einmal für viele Gäste gekocht worden ist. Auf der Schenke liegen Gummihandschuhe, mit denen irgendwann im letzten Betriebsjahr 2019 die Edelstahlplatte zum letzten Mal saubergemacht worden ist. Auch die Kasse ist noch da.

Aufeinandertreffen mit deutscher Grenzpolizei und amerikanischen Soldaten

Josef Meininger geht weiter Richtung Gaststube. Sein Blick fällt sofort auf den runden Tisch hinten in der Ecke. Dort, wo auch der Holzofen steht. „Wenn wir zeitgleich mit dem Wirt heroben angekommen sind, haben wir uns erst mal selbst eingeheizt“, erzählt Meininger. Und dann saßen sie dort am Stammtisch und freuten sich, wenn nicht nur die Leute vom Wald-Verein auf einen Ratsch Platz nahmen. „Zum Beispiel die Kollegen von der Bergwacht“, erzählt Erich Süß. Oder in den 70er Jahren der Zoll, Grenzpolizei und Grenzschutz sowie die Amerikaner. Diese sind tagtäglich, im Sommer mit dem Geländejeep und im Winter mit den Skiern, auf den Berg gekommen, um die Grenze zu kontrollieren. „Das waren schon besondere Begegnungen, die man nie vergisst.“

Als das Haus im Jahr 2017 zum Verkauf stand, hat der Wald-Verein selbst überlegt, es zu kaufen. „Es fanden Gespräche mit dem Hauptverein statt, aber letztendlich konnten wir es uns nicht leisten“, resümiert Erich Süß. Jetzt ist er froh, dass der Nationalpark der Besitzer ist. Und er freut sich, dass nach vier Jahren Stillstand nun endlich Bewegung in die Sanierung vom Waldschmidthaus kommt. „Das Schöne war ja, dass man hier übernachten konnte. Das Haus geht uns wirklich stark ab“, sagt Erich Süß. Das Waldschmidthaus war immer ein Ort der Begegnung, wo die Leute gemeinsam rauf gewandert und dann eingekehrt sind. Josef Meininger ist sich sicher, dass dies auch wieder so werden kann. „Wenn das Waldschmidthaus fertig ist, dann bringen wir die Leute schon wieder rauf.“ Und dann dreht man das Rad der Zeit wieder ein Stück zurück – zumindest auf dem Rachel.

Der Plan zur Sanierung

Um den Beherbergungsbetrieb für bis zu zwölf Personen sicherzustellen, muss das Waldschmidthaus aus Brandschutzgründen saniert und erweitert werden. Im Anbau, der in Holzständerbauweise größtenteils im Tal vorgefertigt und an das unter Denkmalschutz stehende Gebäude angegliedert wird, ist Platz für Toiletten, einen Teil der Küche, eine Pächterwohnung und ein weiteres Treppenhaus als zweiten baulichen Rettungsweg. Die Stromversorgung erfolgt zum Teil über Photovoltaik-Module sowohl auf dem Dach, als auch an der Fassade des Anbaus und wird mit einem Batteriespeicher unterstützt. Das Wasser, das aus einer Quellfassung kommt, wird über Warmwasserkollektoren erwärmt. Der Betrieb läuft je nach Witterung von der Schnweeschmelze bis in den Herbst. Der Bau ist aufgrund der exponierten Lage auf über 1300 Metern herausfordernd.

 

Info: Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Das Magazin liegt nicht nur in der Region aus, sondern ist als ePaper-Ausgabe auch auf der Nationalpark-Homepage veröffentlicht.

 

Aktuelle Pressemitteilung zum Thema: Weitere Infos zum Bauvorhaben gibt's in der aktuellen Pressemitteilung "Startschuss für die Sanierung des Waldschmidthauses".

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