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Vernetzt geht es besser

Der Vorstand des Tourismusverbands Ostbayern Michael Braun im Interview

Eintrag Nr. 34/20024
Datum:


Michael Braun. Fotos: Daniela Blöchinger
Michael Braun. Fotos: Daniela Blöchinger

Michael Braun (links) gehörte neben Nationalparkleiterin Ursula Schuster jüngst auch zu den ersten Gratulanten zum 10. Geburtstag der Ferienregion Nationalpark Bayersicher Wald, die im Bild von Geschäftsführer Robert Kürzinger (2.v.l.) und Aufsichtsratsvorsitzendem Alfons Schinabeck repräsentiert wird.
Michael Braun (links) gehörte neben Nationalparkleiterin Ursula Schuster jüngst auch zu den ersten Gratulanten zum 10. Geburtstag der Ferienregion Nationalpark Bayersicher Wald, die im Bild von Geschäftsführer Robert Kürzinger (2.v.l.) und Aufsichtsratsvorsitzendem Alfons Schinabeck repräsentiert wird.

Regensburg. Dr. Michael Braun ist seit 2007 Vorstand des Tourismusverbandes Ostbayern. Der Nationalpark Bayerischer Wald ist für ihn ein wegweisender Leuchtturm der Urlaubsregion – nicht nur aufgrund der vielen touristischen Einrichtungen, sondern auch, weil im Schutzgebiet nachhaltiger Tourismus großgeschrieben wird. Im Interview erklärte er, warum der Trend zu naturnaher Erholung stetig steigt und wieso eine enge Vernetzung in der Branche unabdingbar ist.

Was ist das Besondere am Bayerischen Wald?

Michael Braun: Das großartige Waldmeer ist das Alleinstellungsmerkmal für den Bayerischen Wald. Es ist die einzigartige Kombination aus dem ältesten Nationalpark Deutschlands, den beiden Naturparken, die nahezu die gesamte Fläche des Bayerischen Waldes überdecken, und dem angrenzenden tschechischen Nationalpark Šumava. Es ist das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet Mitteleuropas. Darüber hinaus haben wir das Glück, viele inhabergeführte, leistungsfähige Betriebe im Bayerischen Wald zu haben. Gastronomie, Hotellerie, Erlebnisanbieter, die touristischen Partner, sie alle leisten tagtäglich Großartiges.

Was verbindet der Urlaubsgast mit dem Nationalpark?

Michael Braun: Der Nationalpark steht par excellence für Nachhaltigkeit. In der Auswahl von 58 untersuchten Regionen wird der Bayerische Wald am meisten mit einer nachhaltigen Reise in Verbindung gebracht, im Ranking vor Österreich und dem Allgäu. Besonders gefragt sind bei Urlaubsgästen die Nationalparkzentren, bei denen der Besucher in die unglaubliche Naturentwicklung eintauchen kann. Das breite Führungsangebot bringt die Bedeutung der Biodiversität und die Zusammenhänge in der Natur nahe, darüber hinaus bieten die bestens beschilderten Wander- und Radwege ein einzigartiges Naturerlebnis. Wir sind stolz auf unseren Nationalpark. Die Gründung vor 54 Jahren war eine visionäre Leistung für die Zukunft und es spornt uns täglich an, weitere nachhaltige Angebote in der Region zu bündeln und aufzuzeigen.

Steigt bei Urlaubsgästen die Nachfrage nach naturnaher Erholung?

Michael Braun: Ja. Naturnaher sanfter Urlaub ist der Kern des Bayerischen Waldes. Die Megatrends der Gesellschaft hin zu nachhaltigem Urlaub, einem kleineren CO2-Fußabdruck, individuellen und authentischen Erlebnissen sprechen dem Bayerischen Wald sozusagen aus der Seele. Die wichtigsten Urlaubsmotive der Gäste des Bayerischen Waldes sind an erster Stelle „in der Natur sein“, danach Zeit füreinander haben sowie bei Erholung und Entspannung den Alltagsstress vergessen und Kraft tanken.

Steigt damit auch das Bewusstsein für Natur- und Umweltschutz?

Michael Braun: Betrachten wir die Generation Z, Menschen, die jetzt zwischen 15 und 25 Jahre alt sind. Es ist eine Generation, die jetzt beginnt, Einfluss in der Gesellschaft zu gewinnen. Umweltbewusstsein ist ihnen sehr wichtig. Durch ihre hohe Affinität zu Internet und Social Media haben diese jungen Menschen ein starkes Bewusstsein für globale Themen, wie beispielsweise Umwelt- oder Klimaschutz. Sie bevorzugen nachhaltige Produkte und sie interessieren sich für ganzheitliche Ansätze im Bereich Gesundheit, ebenso für gesunde Ernährung, körperliche Fitness und Achtsamkeit. Also ja, das Bewusstsein für Natur- und Umweltschutz rückt immer mehr in den Vordergrund.

Welche Maßnahmen unternimmt der Tourismusverband Ostbayern, um den nachhaltigen Tourismus zu fördern?

Michael Braun: Es gibt eine Reihe von Impulsen, denen wir im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung im Tourismus nachgehen. Dies können regionale Produkte, Kulinarik und Fairtrade sein, aber auch E-Mobilität, Mobilitätskonzepte und Wegeinfrastruktur. Auch Brauchtum, kulturelles Erbe oder Baukultur gehören genauso wie Umweltbildung dazu. Am Ende der Kette steht die langfristige Erhöhung der regionalen Wertschöpfung. Dabei ist Wertschöpfung in allen drei Bereichen zu sehen: ökologisch, ökonomisch und sozial.

Nehmen Sie hierbei auch Rücksicht auf die Bedürfnisse der Bevölkerung?

Michael Braun: Ja, das ist sehr wichtig. Neben dem Ziel, Gästen ein nachhaltig erholsames Urlaubserlebnis zu ermöglichen, geht es gleichzeitig darum, den Lebensraum der Einheimischen touristisch weiterzuentwickeln und auch zu vermarkten, aber nicht über Gebühr zu beanspruchen. Echte Begegnungen, authentische Erlebnisse und soziale Wärme gehören zum Tourismus, genauso wie technische Innovationen und digitale Entwicklungen. Alles muss im Gleichgewicht bleiben, denn die Tourismusakzeptanz der Bevölkerung spielt eine immer größere Rolle im touristischen Handeln. In einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung haben wir Tourismusakzeptanz abgefragt. 88 Prozent befürworten eine Weiterentwicklung in Richtung sanften, naturverträglichen Urlaub. Diese Tourismusakzeptanz erreicht im bayernweiten Vergleich den höchsten Wert. Das ist unsere Leitlinie.

Trotz dieser positiven Grundstimmung gibt es sicher auch Herausforderungen. Was kommt da künftig noch auf den Tourismus zu?

Michael Braun: Wir kennen die Wünsche der Urlaubsgäste, wir kennen die Trends. Doch egal ob sich Urlaubsgäste für nachhaltige Erholung oder Aktivreise entscheiden, eine Entwicklung spielt eine große Rolle: die digitalen Buchungsmöglichkeiten sowie mobile Apps. Die Digitalität der Menschen hat sich die vergangenen Jahre extrem entwickelt. Schon seit Jahren ist dies ein Schwerpunkt beim Tourismusverband Ostbayern. Rund 55 Prozent unserer Gastgeberbetriebe sind online buchbar. Das ist deutschlandweit ein Spitzenwert und ein klarer Wettbewerbsvorteil. Hinzu kommt, dass rund 400 Erlebnisse bereits online buchbar sind. Dieser Schwerpunkt spielt in unserem Handeln eine große Rolle. Hier wollen wir vorne dran bleiben - im Angebot, in der personellen Ausstattung unserer Schlüsselstellen wie beispielsweise der Tourist-Informationen sowie in unserer Kommunikation.

Kirchturmdenken ist im Tourismus immer noch vorhanden. Wie kann man dies ändern?

Michael Braun: Der Erfolg im Tourismus hängt von einer engen Vernetzung, solidarischen Zusammenarbeit und unserer gut strukturierten, wertschätzenden Zusammenarbeit ab. Gemeinsam sind wir stark ist das Motto unserer Arbeit und unseres Netzwerks in der Tourismusfamilie Ostbayerns. Deshalb sind auch touristische Zusammenschlüsse von großer Bedeutung. Mit der Bündelung aller finanziellen Mittel sind sie schlagkräftiger als beispielsweise einzelne Gemeinden, dies beginnt beim Marketing geht über die technische Ausstattung der Touristinfos und endet beim Personal.

Ist der „Runde Tisch Tourismus“, der vom Nationalpark regelmäßig organisiert wird, wertvoll?

Michael Braun: Absolut. Hier kommen alle wichtigen Player der Region zusammen. Hierzu zählen nicht nur die Nationalpark-Partner-Betriebe, die sich der Philosophie des Nationalparks in besonderer Weise verpflichtet fühlen und ein Umweltsiegel tragen. Auch die touristischen Organisationen, wie beispielsweise die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald, die es seit zehn Jahren gibt, zählen dazu. Die Vernetzung zwischen unseren Organisationen ist weit mehr als konstruktiv, sie ist wertvoll, auf Augenhöhe und vor allem freundschaftlich. Wir schätzen dies sehr, denn es gibt viele Berührungspunkte zwischen uns.

Welche Berührungspunkte sind das?

Michael Braun: Da gibt es viele, zum Beispiel die Routenführung für den Goldsteig oder die Trans Bayerwald, gemeinsame Pressereisen oder die Verknüpfung von Veranstaltungen auf unseren Internetseiten. Auch in Bezug auf Outdoor-Navigations-Apps konnten wir uns lösungsorientiert austauschen. Die enge Verquickung auf allen Ebenen lässt uns synchron handeln und gemeinsam wachsen. Durch den regelmäßigen Austausch können wir auch über unsere Kanäle bewusst alternative Ausflugsziele posten, denn wir wissen, welche Orte im Nationalpark ohnehin hoch frequentiert sind. Darüber hinaus bringt uns der Nationalpark immer auf den neusten Wissenstand, beispielsweise wenn es um Planungen im Rahmen der Besucherinfrastruktur geht oder um das Verkehrskonzept. Für uns steht fest: Es lohnt sich, sich im Wandel gemeinsam weiterzuentwickeln und die Potentiale zuversichtlich und mit offenen Augen zu erschließen.

 

Info: Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Das Magazin liegt nicht nur in der Region aus, sondern ist als ePaper-Ausgabe auch auf der Nationalpark-Homepage veröffentlicht.

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