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Frühreifer Influencer

Ältester deutscher Nationalpark als Wegbereiter und Vorbild

Eintrag Nr. 02/2020
Datum:


Waldwildnis im Nationalpark Bayerischer Wald. Foto: Rainer Simonis
Waldwildnis im Nationalpark Bayerischer Wald. Foto: Rainer Simonis

Grafenau. 50 ist ein stattliches Alter für Deutschlands erstes Großschutzgebiet – und doch auch wieder nicht: „Im Vergleich zum Yellowstone ist unser Park gerade mal ein Teenager“, erinnert Dr. Franz Leibl an das älteste Naturreservat der Welt, das 1872 im US-Staat Wyoming gegründet wurde und damit etwa dreimal so alt ist wie der Nationalpark Bayerischer Wald.

Gründe für eine ausgedehnte Geburtstagsparty gibt es hierzulande dennoch – und zwar etliche: „Der Nationalpark Bayerischer Wald steht in Europa für ein Waldgebiet von herausragender Naturnähe, das in seiner kontinuierlichen Entwicklung einmalig ist“, merkt Leibl an. Längst sei die hier geborene Philosophie „Natur Natur sein lassen“ Maßstab für alle anderen international anerkannten Nationalparks – und Deutschlands ältester überdies ein „zwar frühreifer, aber erfolgreicher Influencer mit einem Haufen Followern“, fügt Franz Leibl schmunzelnd an. So sei nicht nur der Prozessschutz als Ziel von anderen Schutzgebieten übernommen worden, sondern auch die Entwicklung von Besuchereinrichtungen im Gelände, das Lenkungskonzept sowie das Beschilderungs- und Infotafelsystem.

Dass andere Reservate den Nationalpark Bayerischer Wald als Blaupause nutzen, verärgert Leibl nicht – ganz im Gegenteil: „Wir sind stolz, wenn man uns nachahmt. Das spricht doch einmal mehr für unsere Qualität.“ Die zeigt sich besonders in der Biodiversität: Mehr als 8000 Arten sind aktuell im Nationalpark erfasst, weitere 6000 werden noch vermutet. „Wer ursprüngliche Wälder mit typischer Artenausstattung sehen will, muss zu uns kommen“, ist Franz Leibl
überzeugt, denn: „Herkömmliche Wirtschaftswälder bergen diesen Artenpool nicht.“

Dass in den Nationalpark wieder Urwaldrelikte zurückgekehrt sind, belege die gute Entwicklung seiner Wälder von kulturbetonten Beständen hin zum wilden Wald mit urwaldähnlichen Merkmalen. Mit Elch, Luchs, Wolf, Rothirsch, Dachs und Fuchs sind auch die großen Säugetiere Mitteleuropas wieder im Nationalpark heimisch. Freilich: Wisent und Bär machten die Gruppe erst komplett, wenngleich Franz Leibl an die Rückkehr des letzteren nicht glaubt: „Die Wiederbesiedlung der Region durch den Bären ist ferne Zukunftsmusik."

Ein Auszug aus der Chronik des Nationalparks Bayerischer Wald:

7. OKTOBER 1970
Der Nationalpark Bayerischer Wald wird mit einer Größe von 13 000 Hektar im Rachel-Lusen-Gebiet eröffnet.

1. AUGUST 1983
Ein Gewittersturm reißt auf 90 Hektar 30 000 Festmeter Holz zu Boden. Der Windwurf wird teilweise nicht aufgearbeitet, sondern liegengelassen.

1993
Der Borkenkäfer fällt ein, der Fichtenhochwald stirbt ab – und entwickelt seither den Urwald von morgen.

1. AUGUST 1997
Der Nationalpark wird um 11 000 Hektar im Rachel-Falkenstein-Gebiet erweitert.

1. NOVEMBER 2019
Am Falkenstein wird die Naturzoneerweitert. Sie entspricht nun 72,3 Prozent der Nationalparkfläche und
soll bis 2027 auf 75 Prozent anwachsen.

Mehr Meilensteine aus der Geschichte des ältesten deutschen Nationalparks finden Sie HIER.

 

Dieser Artikel stammt aus der neuesten Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser Wilder Wald". Das komplette Heft können Sie in unserem Download-Bereich (Link) als PDF-Dokument herunterladen.

 

Text: Alexandra von Poschinger

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