Hinter jeder Wegbiegung ein Schatz

Interview mit Ministerpräsident Markus Söder

Eintrag Nr. 69/2020
Datum: 30.09.2020


Laut Ministerpräsident Markus Söder ist der Nationalpark Bayerischer Wald eine Erfolgsgeschichte. (Foto: Bayerische Staatskanzlei)
Laut Ministerpräsident Markus Söder ist der Nationalpark Bayerischer Wald eine Erfolgsgeschichte. (Foto: Bayerische Staatskanzlei)

München/Grafenau. Für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ist der Bayerische Wald eine der schönsten Regionen Deutschlands - und der Nationalpark eine Herzensangelegenheit. Ein Gespräch:

Wie häufig finden Sie angesichts Ihres übervollen Terminkalenders noch Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang in der Natur?

Markus Söder: Die letzten Monate waren in der Tat recht sportlich. Aber der Aufenthalt in unserer wunderschönen heimischen Natur gehört zur bayerischen Lebensqualität einfach dazu. Die Natur tut Geist, Körper und Seele gut. Wenn ich zum Beispiel am Wochenende mit meinem Hund im Wald spazieren gehe, schalte ich ab, komme zur Ruhe und tanke Kraft für anstehende Aufgaben.

Vergangenes Jahr haben Sie drei Kerngebiete Ihrer Klimapolitik kommuniziert: Innovationen in der E-Mobilität, energetische Sanierungen und den ÖPNV. Lässt Corona Sie an diesen Zielen festhalten oder werden Sie umsteuern müssen?

Markus Söder: Die Corona-Pandemie hat uns allen viel abverlangt und tut das immer noch. Aber wegen Corona macht der Klimawandel keine Pause – und wir tun es im Kampf gegen ihn auch nicht. Bestes Beispiel ist unsere bayerische Klimaoffensive, die wir mit aller Kraft weiter vorantreiben. Bayern ist seit jeher Vorreiter beim Umwelt- und Klimaschutz. Wir haben 1970 nicht nur den ersten Nationalpark, sondern auch das erste Umweltministerium Deutschlands gegründet. Seit 1984 ist der Umweltschutz bayerisches Verfassungsziel – wenn es nach mir gegangen wäre, wäre es der Klimaschutz heute übrigens auch. Im letzten Jahr haben wir das modernste Artenschutzgesetz Deutschlands auf den Weg gebracht. Wir investieren bis 2030 massiv in den klimaresistenten Umbau der bayerischen Wälder und wir wollen das erste CO2-neutrale Bundesland werden. Dafür unternehmen wir schon jetzt und auch weiterhin gewaltige Anstrengungen.

Kann man von der Corona-Pandemie etwas für den Kampf gegen die Klimakrise lernen?

Markus Söder: Corona hat die Welt überrascht und in mancher Hinsicht aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Im Bereich der Digitalisierung haben wir einen enormen Schub erlebt. Das wird sich nachhaltig auswirken, beispielsweise bei Geschäftsreisen. Wir müssen jetzt den Erneuerungsimpuls der Pandemie aufgreifen, dann können wir sogar stärker aus der Krise herauskommen. Ökonomie und Ökologie sind keine Gegensätze, das zeigt das Konjunkturpaket der Bundesregierung deutlich. Bayern hat mit der Hightech Agenda Bayern bereits letztes Jahr ein kraftvolles Aufbruchssignal gesetzt. Teil des Programms sind unter anderem massive Investitionen in Digitalisierung und CleanTech.

Sie haben den Nationalpark Bayerischer Wald schon häufig besucht. Wie würden Sie einem Menschen, der noch nie hier war, das Großschutzgebiet beschreiben?

Markus Söder:  Der Bayerische Wald ist rau, wild und wunderschön! Allerdings können ihn Worte nicht hinreichend beschreiben, man muss ihn einfach gesehen und erlebt haben. Ich kann jedem nur raten, einmal selbst in den Nationalpark zu kommen. Gerade in diesem Sommer ist das eine sehr lohnende Alternative zum Auslandsurlaub.

Gibt es einen Platz im Nationalpark Bayerischer Wald, den Sie besonders gerne mögen?

Markus Söder: Das gesamte Gebiet ist eine der ursprünglichsten und schönsten Regionen Deutschlands. Hinter jeder Wegbiegung warten neue Naturschätze. Der Aufstieg zum Blockmeer des Lusens über die Himmelsleiter ist ganz klar eines meiner Highlights. Aber auch der Rachel ist ein faszinierender Berg. Auf dem Weg zum Gipfel ist für mich ein Besuch der malerisch über dem Rachelsee gelegenen Rachelkapelle Pflicht.

Wenn man Sie bitten würde, die Welt zu retten: Welche Maßnahme nehmen Sie als erste in Angriff?

Markus Söder: Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Wer hätte sich vor einem Jahr die Corona-Pandemie und ihre drastischen Folgen für unsere Gesellschaft vorstellen können? Der Kampf gegen den Klimawandel ist sicherlich eine Jahrhundertaufgabe, die wir in Bayern entschlossen angehen. Aber klar ist auch: Eine globale Bedrohung verlangt nach globalen Antworten. Es braucht internationales Teamplay und Allianzen. Bayern geht hier als Leader und Vorbild voran.

Sie sind bekennender Science-Fiction-Fan. Angenommen Sie dürften zu einer Zeitreise in die Zukunft aufbrechen: In welchem Jahr möchten Sie landen?

Markus Söder: So wie jede Zeit ihre Herausforderungen hat, hat auch jede ihre Reize, wunderbaren Geschichten und wertvollen Momente. Es muss nicht gleich die ferne Zukunft sein. Allerdings könnte ich mir gut vorstellen, ins Jahr 2070 zu reisen, um mit dem Nationalpark Bayerischer Wald sein 100. Jubiläum zu feiern. Das dann hoffentlich pünktlich und wie geplant stattfinden kann.

Was geben Sie dem Nationalpark Bayerischer Wald mit auf den Weg in seine nächsten 50 Jahre?

Markus Söder: Der Nationalpark hat allen Grund, mit Vorfreude und Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Was vor 50 Jahren als ein durchaus gewagtes Experiment begann, ist heute eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte für Mensch und Natur in der Region geworden. Der Bayerischen Staatsregierung liegt der Nationalpark Bayerischer Wald sehr am Herzen. Deswegen wollen wir ihn um 600 Hektar erweitern und zum größten Waldnationalpark Deutschlands machen. Zudem läuft unser Jubiläums-Sonderprogramm „50 Jahre Nationalpark Bayerischer Wald“ bereits seit 2018 und macht das Schutzgebiet fit für die Zukunft. Mein Dank geht aber ganz besonders an die derzeitigen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung und an alle, die sich für den Nationalpark, die Natur und ihren Schutz engagieren. Die Naturschönheiten Bayerns sind ein Geschenk Gottes, für das ich sehr dankbar bin. Unsere Aufgabe ist es, sie wertzuschätzen und zu bewahren. Ich wünsche dem Nationalpark Bayerischer Wald für die nächsten 50 Jahre alles Gute und Gottes Segen!

 

Hinweis: Dieser Bericht stammt aus dem Nationalpark-Magazin "Unser wilder Wald" (Ausgabe: September 2020).

 

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