Bayerischer Wald
Schon gewusst?
Warum essen Auerhühner kleine Steinchen?
Das Auerhuhn ist ein sehr wählerischer Pflanzenfresser. Je nach Jahreszeit ernährt es sich von Heidelbeeren, Sprösslingen, Nadeln und Knospen von Fichte und Latschenkiefer. Steine im Magen zermahlen dort die Nahrung, damit sie verdaut werden können. Wegen seines spezialisierten Nahrungsbedarfs braucht das Auerhuhn bestimmte Lebensräume, wie zum Beispiel die Hochlagen im Nationalpark. Um das seltene und sehr störungsanfällige Tier zu schützen, ist es wichtig, das Wegegebot und die Verhaltensregeln im Nationalpark zu respektieren.
Wieso sind Tannenzapfen selten auf dem Boden zu finden?
Bei Tannen stehen die Zapfen immer aufrecht auf den obersten Zweigen. Zu Boden fallen nur die einzelnen Schuppen. Die Mitte des Zapfens (Spindel) bleibt am Baum. Bei Fichten hingegen hängt der Zapfen am Zweig und fällt als Ganzes zu Boden. Deshalb findet man normalerweise nur Fichtenzapfen am Waldboden, oft gemeinsam mit Bucheckern, den Früchten der Rotbuche. Die drei Baumarten Fichte, Tanne und Buche sind auch die häufigsten im Nationalpark.
Wer sorgt im Herbst für röhrende Gesänge im Wald?
Jedes Jahr ab Mitte September sind urtümlich klingende Rufe im Wald zu hören. Das ist das Zeichen für den Beginn der Hirschbrunft, die etwa vier Wochen andauert. In dieser Zeit paaren sich die weiblichen und männlichen Tiere miteinander. Da aber immer nur ein Hirsch bei einem weiblichen Rudel ist, nämlich der Platzhirsch, gibt es Revierkämpfe zwischen den Hirschen. Mit den lauten Brunftschreien sollen Konkurrenten abgeschreckt und das Rudel zusammengehalten werden.
Wieso läuft es sich auf Moorböden wie auf Federn?
In einem Moor gibt es einen ständigen Wasserüberschuss. Es kommt dauerhaft mehr Wasser hinzu als verdunstet und abfließt. Ein intaktes Moor kann aus bis zu 95 Prozent Wasser bestehen. So entsteht ein schwammiger Boden, der weich wie eine Matratze ist. Moorboden besteht größtenteils aus Torf. Das sind abgestorbene Moorpflanzen, die sich nicht vollständig zersetzen und sich verdichten. Im Torf ist sehr viel Kohlenstoffdioxid gespeichert, weshalb Moore und deren Schutz wichtig für die Begrenzung des Klimawandels sind.
Was ist eigentlich ein Urwald?
Das Wort „Urwald“ wird oft mit dem Regenwald im Amazonasbecken gleichgesetzt. Doch mit Urwald ist ganz allgemein ein Wald gemeint, der vom Menschen unberührt ist und in den nicht eingegriffen wird. Urwaldähnliche Gebiete gibt es auch im Nationalpark, zum Beispiel in der Nähe von Zwieslerwaldhaus. Zudem wird in der Naturzone der Wald sich selbst überlassen. So entsteht aus einst forstlich genutzten Bereichen auf bayerischer und böhmischer Seite ein zukünftiger Urwald im Herzen Europas.
Was suchen Wildschweine, die im Boden wühlen?
Wildschweine sind Allesfresser. Blätter, Pilze, Gräser und Wurzel gehören genauso zu ihrer Nahrung wie Insektenlarven, Vögel oder Eier. Auf der Suche danach durchwühlen die Tiere den Waldboden, was die Bodenbelüftung und das Wachstum der Pflanzen fördert. Dort finden sie auch Bucheckern und Eicheln, die besonders gern gefressen werden. Damit trotzdem Bucheckern im Boden bleiben und keimen, produzieren Buchen in unregelmäßigen Abständen sehr viele Früchte. Diese Mastjahre wirken sich auch auf die Anzahl der Wildschweine aus: Gibt es viele Bucheckern, haben die Tiere viel zu fressen und können sich stärker vermehren.
Was schmeckt Borkenkäfern am besten?
Spricht man vom Borkenkäfer meint man normalerweise den Großen achtzähnigen Fichtenborkenkäfer, auch Buchdrucker genannt. Wie der Name schon sagt, lebt der Käfer vor allem in den Rinden von Fichten. Das führt oft zum Absterben des Baums, weil dessen Nährstofftransport von den Käfern unterbrochen wird. Passen die Voraussetzungen, kann es sogar zu Massenvermehrungen kommen, die sich großflächig auf den Wald auswirken. Durch sie werden wichtige Strukturen geschaffen, die anderen Tieren und Pilzen als Lebensraum dienen.
Wozu betreibt ein Specht eine Schmiede?
Um Zapfen und Nüsse aufhacken zu können, steckt der Buntspecht sie in Rindenspalten oder Astlöcher von Bäumen. Dort hackt er dann mit seinem Schnabel darauf ein. Dieses Einklemmen der Nahrung nennt man auch „Spechtschmiede“. Der Buntspecht ist die häufigste Spechtart in Mitteleuropa, da er sich an verschiedene Nahrungsquellen anpassen kann. Ganz anders der Weißrückenspecht: Er frisst nur Insekten, die in totem Laubholz leben. Gibt es solche Bäume nicht, kann er dort nicht überleben. Das macht ihn zu einer sehr seltenen Art. Im Nationalpark kommen aber einige wenige Brutpaare vor.
Warum stehen manche Bäume auf Stelzen?
Keimt und wächst ein junger Baum auf einem liegenden, toten Stamm, bildet dieser um das Totholz herum Wurzeln zum Boden aus. Ist der Totholzstamm vollständig zersetzt, bleibt ein Freiraum zurück. Der ehemals kleine Baum steht mit seinen Wurzeln dann wie auf Stelzen. Durch den hohen Totholzanteil im Nationalpark ist das hier kein seltener Anblick.
Wie macht sich der Klimawandel im Nationalpark bemerkbar?
Die Auswirkungen des Klimawandels machen auch vor dem Nationalpark nicht halt. So hat sich der Laubaustrieb der Buchen in den letzten 50 Jahren um etwa drei Wochen nach vorne verschoben und die mittleren Temperaturen im Bayerischen Wald deutlich erhöht. Zudem wurden Arten im Nationalpark nachgewiesen, die ursprünglich aus wärmeren Gegenden kommen, zum Beispiel der Trauer-Rosenkäfer. Feststellen lässt sich auch, dass der Grundwasserspiegel wegen fehlender Niederschläge sinkt. Welche sonstigen Folgen der Klimawandel noch bringen wird, wird sich erst in Zukunft zeigen.
Welcher Pilz ist ein „Wunderschwamm“?
Der Zunderschwamm ist ein Baumpilz, der vor allem an Buchen und Birken vorkommt und das Holz zersetzt. Im Nationalpark lassen sich an alten Buchen viele und große Fruchtkörper finden. Diese finden schon seit tausenden von Jahren vielfältige Verwendung. Die Tramaschicht des Pilzes kann unter anderem als Brennstoff – daher der Name Zunderschwamm – Material für Textilien oder Wundauflagen benutzt werden.
Warum ist Totholz voller Leben?
Etwa ein Drittel der 35 000 Arten, die in den deutschen Wäldern vorkommen, sind an Totholz gebunden. Da sie an dessen Zersetzung beteiligt sind, erfüllen sie wichtige Funktionen für das Ökosystem Wald. Fast alle Totholzbewohner sind hoch spezialisiert. Ein Lebewesen ist etwa für besonntes Laubtotholz zuständig, das andere für feuchtes, faules Nadelholz. Aus mehreren Variablen ergibt sich so eine Vielzahl an Kleinstlebensräumen für eine ebenso große Zahl an Arten.
Wie zählt man Luchse?
Die größte europäische Katze, der Luchs, gehört seit einem erfolgreichen tschechischen Auswilderungsprojekt in den 1980er Jahren wieder zur natürlichen Artenausstattung im Bayerischen Wald. Die Population wird penibel beobachtet und erforscht. Dabei ist eine Kenngröße ganz wichtig: Wie viele Tiere gibt es überhaupt in der Region? Die Antwort darauf liefern dutzende Fotofallen, die im Wald versteckt sind. Anhand der ganz individuellen Fellzeichnung der Luchse lassen sich die Vierbeiner auf den Bildern eindeutig identifizieren. Dahinter steckt dasselbe Prinzip wie beim menschlichen Fingerabdruck.