Neue Bewohner im Tier-Freigelände

Infos zur Anlage für Kreuzotter, Ringelnatter und Waldeidechse

Eintrag Nr. 58/2021
Datum:


Die neue Reptilienanlage von oben. Foto: Paul Hien
Die neue Reptilienanlage von oben. Foto: Paul Hien

Diese drei Arten leben auf den Inseln: Kreuzotter, Waldeidechse und Ringelnatter. Fotos: Michael Pscheidl, Rainer Simonis - Grafik: Annemarie Schmeller
Diese drei Arten leben auf den Inseln: Kreuzotter, Waldeidechse und Ringelnatter. Fotos: Michael Pscheidl, Rainer Simonis - Grafik: Annemarie Schmeller

Neuschönau. Ihnen wird in der freien Natur leider oft mit Missgunst begegnet. Im Nationalpark kommen sie nun groß raus: Kreuzotter, Ringelnatter und Waldeidechse. Diese drei „Ureinwohner“ des Bayerischen Waldes sind seit neuestem im Tier-Freigelände in Neuschönau zu sehen.

Lebensraum wird in der Kulturlandschaft rar

Der Grund, warum neben Säugetieren und Vögeln nun auch Reptilien gezeigt werden, lag für die Verantwortlichen des Nationalparks auf der Hand. Die Neuauflage der Roten Liste Bayerns zeigt, dass der Verlust an Reptilienpopulationen weitgehend ungebremst ist. Diese Arten finden immer weniger Lebensraum in der Kulturlandschaft, oft werden letzte Rückzugsräume auch aufgrund von fehlendem oder falschem Wissen zerstört.

Genau hier will der Nationalpark Bayerischer Wald mit seinem neuen Reptilien-Freigehege ansetzen. Es geht darum, gezielt Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung zu betreiben, ohne wilde Populationen zu stören. „Da die Tiere im Gehege eine geringere Scheu als Wildtiere zeigen, sind Beobachtungen möglich, wie sie die meisten  Besucher vermutlich in ihrem Leben noch nicht gemacht haben“, erklärt Reptilienexperte Paul Hien, der das Gehege konzipiert hat. Diese Begegnungen können zu Schlüsselerlebnissen werden, die die Einstellung der Menschen zu den Reptilien grundlegend verändern. Außerdem werden die Ranger der Nationalparkwacht und die Waldführer als Multiplikatoren gezielt weitergebildet.

Inseln der drei Becken verfügen sogar über Winterquartiere

Das Freigehege ist eine deutschlandweit einzigartige Anlage. Sie besteht aus drei Wasserbecken mit jeweils einer Insel, die über eine Zisterne und einen Wassergraben mit Frischwasser versorgt werden. Die Inseln sind in liebevoller Kleinarbeit artgerecht gestaltet und mit einem Winterquartier ausgestattet, das Gehege kann von den Reptilien also ganzjährig bewohnt werden. Die Größe des Geheges ist so angelegt, dass die Besucher die Tiere direkt ohne trennende Glaswände beobachten können und ohne dass es zu unerwünschten Kontakten kommt.

Die Tiere, die im Gehege gezeigt werden, stammen von trächtigen Weibchen aus der Nationalparkregion. Ihr Nachwuchs wurde in menschlicher Obhut aufgezogen, die Elterntiere wieder in die Freiheit entlassen.

Infos zu den Tieren:

Die Kreuzotter wird 50 bis 70 Zentimeter lang, die Grundfärbung ist sehr variabel, von silbergrau über kupferrot bis schwarz, von gezeichnet bis hin zu einfarbig. Ihr Lebensraum sind Waldränder, Moore und Bergwiesen. Die Kreuzotter ist tagaktiv, morgens und am späten Nachmittag sucht sie geeignete Sonnenplätze auf, bei einer Störung flieht sie. Die Kreuzotter ist ein Lauerjäger und jagt Mäuse, Frösche und Eidechsen. Sie verfügt über ein starkes Gift, Bisse sind in der Regel nicht lebensbedrohlich, sollten aber umgehend ärztlich versorgt werden.

Die Ringelnatter lebt meist in der Nähe von Gewässern und ernährt sich überwiegend von Amphibien. Die beiden gelb gefärbten und scharf abgegrenzten Halbmonde am Hinterkopf machen die Ringelnatter unverwechselbar. Ausgewachsene Tiere werden 80 bis 110 Zentimeter lang. Neben Gewässern benötigt die Ringelnatter gut  geschützte Sonnenplätze, trockene Winterquartiere und Möglichkeiten zur Eiablage.

Die Waldeidechse kommt im Nationalpark in allen Höhenlagen und Lebensräumen vor, bis zum Gipfel des Großen Rachels. Ihre Hauptnahrung sind Insekten und Spinnen. Als einzige der heimischen Eidechsenarten legt sie keine Eier, sondern ist lebendgebärend. Sie kam in Deutschland fast flächendeckend vor, hat aber in den vergangenen Jahrzehnten durch den Landnutzungswandel vielerorts ihre Lebensräume verloren.

 

Dieser Bericht stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalparkmagazins "Unser wilder Wald". Die komplette Ausgabe kann im Download-Bereich der Homepage als PDF-Dokument heruntergeladen werden.

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