Hilfestellung für seltene Baumarten

Wie der Nationalpark Grauerle, Eibe & Co. hilft erklären Silvia Pflug und Martin Scholz

Eintrag Nr. 54/2021
Datum:


Wollen seltene Baumarten fördern: Silvia Pflug und Martin Scholz. Fotos: Andreas Stumpp
Wollen seltene Baumarten fördern: Silvia Pflug und Martin Scholz. Fotos: Andreas Stumpp

Außerhalb der Naturzonen werden auch im Nationalpark zum Teil aus Arterhaltungsgründen junge Bäumchen, ...
Außerhalb der Naturzonen werden auch im Nationalpark zum Teil aus Arterhaltungsgründen junge Bäumchen, ...

... wie diese Eibe gepflanzt.
... wie diese Eibe gepflanzt.

Bayerisch Eisenstein. In der Naturzone des Nationalparks Bayerischer Wald gilt die Philosophie „Natur Natur sein lassen“. In den Rand- und Entwicklungszonen darf auch der Mensch mitgestalten, und zwar wenn es um Naturschutz geht. Um seltene Baumarten wie die Eibe und die Grauerle zu erhalten und zu fördern, sind spezielle Maßnahmen notwendig.

Die Grundlage für dieses Handeln ist in der Nationalparkverordnung verankert. Im Schutzgebiet ist man dazu gesetzlich verpflichtet, die heimische und natürlich vorkommende Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten. Zwei Baumarten, die diese Hilfe ganz besonders nötig haben, sind die Eibe und die Grauerle.

Eibe

Das Grundproblem bei der Eibe, die in Bayern und Deutschland auf der roten Liste der gefährdeten Arten steht, ist ihr langsames Wachstum. „In der Zeit, in der eine Fichte 50 Zentimeter wächst, schafft die Eibe oft nicht einmal ein Zehntel“, erklärt Silvia Pflug, Leiterin der Nationalparkdienststelle Bayerisch Eisenstein. Die Folge: Diese Baumart ist sehr lange durch Verbiss von Reh- und Rotwild gefährdet. Viele Sämlinge schaffen es einfach nicht aus den Kinderschuhen heraus. Außerdem gibt es bei der Eibe weibliche und männliche Exemplare. „Von den etwa 200 alten Eiben im Nationalpark sind die meisten männlich – und diese produzieren keine Samen.“

Um den Bestand zu stabilisieren, werden deshalb überwiegend im Bereich Bayerisch Eisenstein alte, weibliche Eiben mit einem oft meterlangen Zaun aus Holz geschützt. Die natürlich abfallenden Samen können dort keimen und ungestört wachsen. Wenn sie ein- oder zwei Jahre alt sind, wird ein Teil von ihnen ausgegraben und an anderer Stelle wieder eingepflanzt. „Diese jungen Bäume schützen wir dann mit Hordengattern. So können sie ungestört wachsen.“

Grauerle

Ein anderes Problem haben die Grauerlen: Ihnen geht immer mehr Lebensraum verloren. „Diese Baumart wächst auf Schotterflächen in Überflutungsgebieten von naturnahen Bächen“, erklärt Martin Scholz, stellvertretender Leiter des Sachgebietes Wald- und Flächenmanagement. Und naturnahe Bäche sind in Deutschland nur noch wenige zu finden. Im Nationalpark gibt es diesen nach FFH-Richtlinie prioritär zu schützenden Lebensraum noch am Reschbach im Landkreis Freyung-Grafenau sowie am Kolbersbach und an der Deffernik im Landkreis Regen. „Zum Teil wurden Bachbereiche in den vergangenen Jahren renaturiert, sie sind nun zu idealen Standorten für Grauerlen geworden.“

Immer wieder kommt es hier zu Überschwemmungen, andere Baumarten haben keine Chance, sich anzusiedeln. Ein wenig nachhelfen muss die Nationalparkverwaltung aber auch hier noch. Aus den Zeiten, in denen die Bäche begradigt waren und nur selten über die Ufer traten, sind zum Teil immer noch große Fichten vorhanden, die der konkurrenzschwachen Grauerle Licht und Platz zum Wachsen nehmen. „Diese entnehmen wir und fördern damit die Grauerle.“

Im Blick hat die Nationalparkverwaltung auch Linden, Bergulmen und Ahorne, damit auch diese weiterhin die Wälder im Schutzgebiet bereichern.

 

Dieser Bericht stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalparkmagazins "Unser wilder Wald". Die komplette Ausgabe kann im Download-Bereich der Homepage als PDF-Dokument heruntergeladen werden.

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