Shoppen, Schoko und Schimpansen

Frauke Fischer über die Möglichkeiten zum sozialverträglich-ökologischen Kakaoanbau in Peru

Eintrag Nr. 13/2019
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Unter dem Titel  „Shoppen, Schoko und Schimpansen“ fand jüngst ein Vortrag im Haus zur Wildnis statt. Foto: Fabian Wirth/Nationalpark Bayerischer Wald
Unter dem Titel „Shoppen, Schoko und Schimpansen“ fand jüngst ein Vortrag im Haus zur Wildnis statt. Foto: Fabian Wirth/Nationalpark Bayerischer Wald

Ludwigsthal. Rund um die Gehege von Luchs und Wolf im Nationalparkzentrum Falkenstein ist es an diesem Donnerstagabend bereits ruhig geworden. Menschen sieht man fast keine mehr auf den Wanderwegen und aus den hellgrünen Wäldern um das Haus zur Wildnis dringt hin und wieder der Ruf eines Vogels. Die Wildnis ist nicht nur draußen präsent, sondern auch im Veranstaltungssaal. Genauer gesagt geht es um den Erhalt der Wildnis in den tropischen Urwaldgebieten dieser Erde und die Vereinbarkeit mit landwirtschaftlicher Nutzung.

Bereits am Eingang fällt der dezent gedeckte Tisch mit den verschiedenen Kakaospezialitäten ins Auge. Je weiter man sich dem Tisch nähert, desto intensiver umströmt einen der süßlich-herbe Kakaoduft aus der rustikalen Tonschale, die mit zerkleinerten Kakaobohnen und einem hölzernen Löffel gefüllt ist.

Unter dem Titel „Shoppen, Schoko und Schimpansen“ begleitet die Wissenschaftlerin, Unternehmerin und Fairtrade-Schokoladenproduzentin Dr. Frauke Fischer von der Universität Würzburg die Besucher auf einer thematischen Reise in die Ursprungsländer des Kakao. Die Veranstaltung ist Teil der wissenschaftlichen Vortragsreihe des Nationalparks Bayerischer Wald, bei der immer wieder über den eigenen Tellerrand hinausgeblickt wird.

Dabei geht es zunächst um weniger angenehme Fakten: 50 Prozent aller Regenwälder dieser Erde sind laut Fischer bereits verschwunden. Eine chronische Überjagung von wertvollen Wildpopulationen, Umweltzerstörung durch Bauxitabbau zur Aluminiumgewinnung im Regenwald oder die fatalen Nachwirkungen von exzessivem Pestizideinsatz auf Kakao-Monokulturen sind nur einige der Folgen, die sie dem Publikum ins Bewusstsein ruft. „Da läuft was schief auf unserem Planeten“, kommentiert sie diese Entwicklung mit einem ebenso sarkastischen, wie ernsthaften Unterton.

Als Kontrast zu der umweltschädigenden Praxis von konventionellem Kakaoanbau folgt im Vortrag die Chronik eines Projektes, das sich zu einem Erfolgsmodell entwickelt hat. Die Wissenschaftlerin zeichnet dabei die Entwicklung eines Fairtrade-Netzwerks in Peru nach, das mit ökologisch verträglichen Anbaumethoden und der Nutzung von alten, fast in Vergessenheit geratenen Kakaosorten mittlerweile den Schokoladenmarkt in Deutschland aufmischt. Dabei sorgen immer wieder kleinere, humorvoll erzählte Anekdoten von finanziellen Stolpersteinen und bürokratisch-organisatorischen Fallen auf dem Weg zur fertigen Tafelschokolade für einige Lacher im Publikum.

Gegen Ende des Vortrages findet auch die anfangs erwähnte Tonschale ihren Weg durch das Publikum und die Besucher dürfen sich selbst von dem intensiven Geschmack der besonderen Kakaosorte überzeugen. Der Weg vom Samenkorn bis zum fertigen, nachhaltig produzierten „Ripperl“ Schokolade, wie es die Einheimischen im Nationalpark nennen, ist dabei nur allzu oft von harter Arbeit und Ungewissheit geprägt.

Auf die Frage nach den möglichen politischen Risiken in den Produktionsländern gibt sich Fischer selbstbewusst: „Risiken sind natürlich immer da.“ Deswegen ein solches Projekt von vornherein nicht zu wagen sei für sie jedoch keine Option. Zuversichtlich blickt sie vor dem Hintergrund der zahlreichen Schokoladentafeln auf dem Tisch in die Besucherreihen: „Wir sind angetreten, um zu zeigen, dass man auch sozial, ökologisch, ökonomisch erfolgreich sein kann.“. Und ein Blick in das interessiert-verkostende Publikum zeigt: Die Schokolade ist auch inhaltlich an diesem Abend erfolgreich.

 

Text: Fabian Wirth

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