Der Nationalpark-Förster in Neuschönau

Till Clos ist seit einem Jahr im Amt: Eine Bilanz

Eintrag Nr. 39/2022
Datum:


Till Clos in seinem Revier, der Nationalpark-Dienststelle Neuschönau.
Till Clos in seinem Revier, der Nationalpark-Dienststelle Neuschönau.

Altschönau. Vor etwas über einem Jahr hat Till Clos sein Büro in Altschönau bezogen. Von hier aus leitet er die Nationalpark-Dienststelle Neuschönau und ist damit für die Wälder des Schutzgebiets rund um den Neuschönauer Hausberg Lusen verantwortlich. Zuvor war er in direkter Nationalpark-Nachbarschaft tätig, im Revier der Bayerischen Staatsforsten zwischen Großem Osser und Großen Arber. Den Wechsel in den Nationalpark hat er bisher nicht bereut. Ganz im Gegenteil: „Die Arbeit hier hat viele wunderbare Aspekte. Der Bezug zu den Dingen, dem Wald an sich, verändert sich für mich nochmal grundlegend“, so Clos.

Und der Unterschied zur normalen Waldbewirtschaftung? „Die Aufgaben hier im Nationalpark sind wesentlich vielfältiger als im normalen Forstbetrieb.“ Daneben gilt es mit einem viel höheren Aufkommen an Besuchern zurecht zu kommen. „Gerade im Tourismus-Schwerpunkt-Revier des Nationalparks“, wie Clos sagt. Schließlich liegen mit dem Neuschönauer Tier-Freigelände und dem Lusen gleich zwei der Top-3-Destinationen des Parks in seinem Zuständigkeitsgebiet. „So hat zum Beispiel der Pfingststurm heuer gleich vollen Einsatz von meiner Mannschaft gefordert.“ Anders als im normalen Forstrevier sei man hier am Feiertag sofort in ganzer Stärke ausgerückt, um auf den Wegen an den Besucherschwerpunkten für Sicherheit zu sorgen. „Im Wirtschaftswald wäre es nicht ganz so dringend gewesen.“

Stürme erhöhen die Strukturvielfalt

Nicht nur deswegen kann die Arbeit im Schutzgebiet „punktuell stressiger“ sein, wie der gebürtige Hamburger sagt. Es gibt aber natürlich auch die andere Seite: „Dass wir die natürlichen Prozesse in der Naturzone zulassen dürfen ist wunderbar. „Der Pfingststurm war so gesehen auch ein Geschenk, weil er in kurzer Zeit die Strukturvielfalt erhöht hat“, berichtet Clos. Auch solche natürlich ablaufenden Prozesse haben den 43-Jährigen dazu bewogen, sich beruflich zu verändern.  

„An der so genannten Nachhaltigkeit im Forst hat mich schon immer gestört, dass die Bäume geerntet werden, wenn sie in menschlichen Zeiträumen gemessen gerade mal ‚ihr Studium‘ beendet haben“, erklärt der Förster. „Das passt für mich mit dem Begriff Nachhaltigkeit nicht zusammen, auch wenn einige Biotopbäume stehen gelassen werden.“ Mittlerweile wisse man ja ganz genau, welche wichtigen Funktionen 200, 300 Jahre alte Bäume haben. Die ökosystemrelevante Wertigkeit steigt mit zunehmendem Alter enorm an. Diese Wertigkeit betrifft auch uns als Menschheit. Klimastabile Wälder brauchen Vielfalt in jeder Hinsicht.“ Für Clos steht daher auch fest: „Das rein wirtschaftliche Denken im Wald funktioniert nicht auf Dauer. Es sei denn es wird eine neue Wertigkeit für alle Ökosystemfunktionen mit einbezogen. Das gilt aber für alle unsere Lebensbereiche. Dass ich hier im Nationalpark in Teilen in eine andere Richtung denken darf, ist sehr bereichernd.“

Tipp: Habicht-Weg unterhalb von Waldhäuser

Der mittlerweile über 50 Jahre währende Schutzstatus in seiner Dienststelle hat die Landschaft geprägt. Clos kommt deswegen bei Streifzügen durch sein Gebiet oft ins Schwärmen. „Ich bin immer wieder begeistert von den Altbeständen.“ Richtig schön erleben könne man die zum Beispiel am Habicht-Rundweg unterhalb von Waldhäuser. Und: „Der Lusen ist natürlich auch toll, wenn da bloß nicht ganz so viel los wäre.“

Neben der Natur um ihn herum sind Clos in der Kürze der Zeit aber auch die Menschen ans Herz gewachsen. „Ich bin begeistert von meinem Team. Mit solch motivierten Mitarbeitern macht die Arbeit richtig Spaß.“ Und auch in der Region ist der 43-Jährige beruflich angekommen. „Die Zusammenarbeit mit Gemeinde und Co. klappt reibungslos, egal ob bei den Themen Wasser, Verkehr oder Loipen.“

Zum Seitenanfang scrollen nach oben