Nationalparkpatent mit überregionaler Wirkung

Rindenschlitzen gegen Borkenkäfer und für die Natur - Podcast nimmt Methode unter die Lupe

Pressemitteilung Nr. 78/2024

Datum: 30.08.2024

Für die inzwischen bereits 4. Folge von Wildnis schafft Wissen – Spezial war Podcasterin Julia Reihofer mit Prof. Jörg Müller, dem stellvertretenden Nationalparkleiter unterwegs. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)

Für die inzwischen bereits 4. Folge von Wildnis schafft Wissen – Spezial war Podcasterin Julia Reihofer mit Prof. Jörg Müller, dem stellvertretenden Nationalparkleiter unterwegs. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)

Beim streifenförmigen Entrinden wird die Rinde gefällter Fichten mit einem speziellen Messer geschlitzt. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)

Beim streifenförmigen Entrinden wird die Rinde gefällter Fichten mit einem speziellen Messer geschlitzt. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)

Neuschönau. Die Geräusche der Rindenschlitzgeräte sind schon von Weitem zu hören, als sich der stellvertretende Nationalparkleiter Jörg Müller und Neuschönaus Dienststellenleiter Till Clos auf den Weg machen. Für den Podcast Wildnis schafft Wissen – Spezial wollen sie eine besondere Methode des Borkenkäfermanagements unter die Lupe nehmen, das sogenannte streifenförmige Entrinden.

„Du siehst hier ganz frisch vom Buchdrucker befallene Fichten. Da sind noch keine Brutgänge angelegt und auch keine Larven unter der Rinde. Wenn wir hier jetzt mit unseren Rindenschlitzgeräten drüber gehen, haben wir den vollen Erfolg“, erklärt Jörg Müller, der in der Nationalparkverwaltung auch das Sachgebiet Naturschutz und Forschung leitet. „Durch das Schlitzen der Rinde ist der Stamm für den Borkenkäfer untauglich gemacht. Alle anderen Arten können den gefällten Baum trotzdem nutzen.“ Bei dem Messeraufsatz für das Rindenschlitzgerät handelt es sich um eine waschechte Innovation aus dem Nationalpark Bayerischer Wald. „Es gab schon vorher ähnliche Messer, die dringen meist aber nicht tief genug in die Rinde ein, um die Vermehrung des Buchdruckers effektiv zu verhindern. Deshalb haben wir, angeregt durch die Praxis, ein eigenes Messer entwickelt, das wir anschließend lange getestet und wissenschaftlich begleitet haben. Darauf haben wir auch das Patent“, erklärt der Forstwissenschaftler.

Diese Form des Borkenkäfermanagements ist zwar besonders arbeitsintensiv aber auch sehr schonend für die Natur, erklärt Förster Till Clos: „Wie hier auf dieser Fläche in unserer Managementzone kann ich durch das Schlitzen der gefällten Fichten gleich mehrere Effekte erzielen. Ich kann kleinere Käferlöcher rasch aufarbeiten, schone dadurch, dass keine großen Maschinen eingesetzt werden müssen, den Waldboden, kann wertvolles Totholz anreichern und so auch noch etwas für die Artenvielfalt tun.“ Vom heuer bislang angefallenen Borkenkäferholz ist bislang zirca die Hälfte in für Buchdrucker brutuntauglicher Form im Wald verblieben. Das streifenförmige Entrinden macht mit über 14.500 Festmeter dabei den Großteil aus. Debarking Harvester kamen 2024 nur in geringem Umfang zum Einsatz.

Über weitere Vorteile gegenüber anderen Borkenkäfermanagementmaßnahmen und Herausforderungen bei der Methode, erzählten Jörg Müller und Till Clos in der neusten Folge des Nationalpark Podcasts Wildnis schafft Wissen – Spezial. Der mehrteilige Podcast nimmt verschiedenste Aspekte des Themas Borkenkäfer unter die Lupe und ist über die meisten gängigen Podcast-Anbieter, die Nationalpark-Homepage und den YouTube-Kanal des Nationalparks abrufbar.


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