Forst- und Holzwirtschaft im Böhmerwald und im Bayerischen Wald
Projektziele:
Die Menschen des Bayerischen Waldes und Böhmerwaldes waren schon immer zutiefst verbunden mit der umliegenden Natur. Der Wald mit seinem Rohstoff Holz war dabei von elementarer Bedeutung für das Überleben der Bevölkerung. Die Beschaffung mit all ihren Herausforderungen formte die Menschen und nahm Einfluss auf die regionaltypische Kunst und Kultur. Gemeinsam und grenzüberschreitend möchten die Projektpartner mit verschiedenen Maßnahmen das gemeinsame Kulturgut sichtbar und erlebbar machen. So soll die facettenreiche und tiefgreifende Geschichte der Holz- und Forstwirtschaft im Bayerischen Wald und Böhmerwald verständlich werden. Durch das Projekt werden aktive und nachhaltige Beiträge in verschiedenen Bereichen geleistet:
- Erhalt des gemeinsamen, grenzüberschreitenden Natur- und Kulturerbes
- Umweltschutz durch gezielte Besucherlenkung aus naturschutzrelevanten Zonen
- Wertschöpfung im Tourismus
Beiträge der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald:
Hauptbeitrag der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald im Projekt ist die Bewertung des historischen Triftsystems an der Kleinen Ohe und am Knottenbach sowie die Auflösung des Spannungsfeldes zwischen dem Erhalt des Kulturerbes auf der einen und der Wiederherstellung beziehungsweise Verbesserung des Naturerbes im Gebiet des Nationalparks auf der anderen Seite.
Als Holztrift bezeichnet man den Transport loser Holzstücke in Gewässern. Die Gewässer wurden dazu zum Teil begradigt und verbaut. Im Oberlauf wurden künstliche Stauteiche, sogenannte Klausen, errichtet. Im bayerisch-tschechischen Grenzgebirge wurde diese Methode ab dem 18. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts praktiziert. Die Gewässer Kleine Ohe und Knottenbach sind dabei Teil des Ilztriftkomplexes, gleichzeitig liegen sie zu einem Großteil im Nationalpark Bayerischer Wald und dem zugehörigen Natura-2000-Gebiet. Das Triftsystem von Kleiner Ohe und Knottenbach ist bisher nicht in die Denkmalliste des Landes Bayern eingetragen. Aufgrund der Erfahrungen in der Region ist jedoch anzunehmen, dass es einen denkmalwerten Bestand gibt.
Daher soll im ersten Schritt eine denkmalfachliche Bestandsaufnahme den Gesamtbestand an Elementen der Trift erfassen und deren Wertigkeit ermitteln. Nur so können qualifiziert bedeutsame von weniger wichtigen Elementen unterchieden und der Entscheidungsprozess zwischen Erhalt und Rückbau der Elemente auf eine gesicherte Basis gestellt werden. Ziel der Maßnahme ist die Erfassung und Bewertung von rund 16 Kilometer Bachläufen. Die Ergebnisse fließen in die amtliche Denkmalliste ein.
Das Gewässersystem des Grenzkammes stellt ein vielfältiges Mosaik an verschiedenen, wertvollen Lebensräumen zum Beispiel mit Auenwälder dar, beherbergt viele seltene und spezialisierte Arten wie den Fischotter und trägt zur Vernetzung des Gebietes bei. Der Knottenbach ist Teil dieses Gewässersystems. Die Verbauungen stellen vielfach Hindernisse für die natürliche Entwicklung der Arten und Lebensräume dar: So ist die natürliche Gewässerdynamik durch die Uferverbauungen eingeschränkt. Angrenzende Lebensräume werden vom Bachlauf abgeschnitten. Durch Querverbauungen können Wanderbewegungen einzelner Arten wie der Mühlkoppe behindert werden. Oft sind dabei Schutzgüter von europäischer Bedeutung betroffen. So soll der Knottenbach zwischen der Ortschaft Altschönau und der Mündung in die Kleine Ohe auf einer Länge von circa 1,2 Kilometern renaturiert werden. Das heißt, Uferverbauungen werden partiell beseitigt und damit Angriffspunkte für die natürliche Gewässerdynamik geschaffen. Behindernde Querverbauungen werden nach Möglichkeit entfernt beziehungsweise umgebaut. Dabei werden kulturhistorisch bedeutsame Bereiche ausgespart.
Die Knottenbachklause ist ebenfalls Teil des Ilztriftkomplexes. Ihr kulturhistorischer Wert wird im Rahmen der denkmalfachlichen Bestandsaufnahme untersucht. Aus naturschutzfachlicher Sicht profitieren von offenen Stillgewässern seltene Arten wie etwa Libellen und Fledermäuse. Die Lebensraumeignung für viele Vogelarten würde sich dagegen durch eine sukzessive Verlandung verbessern.
In den vergangenen Jahren hat sich im Ufer- und Dammbereich zunehmend Rohrkolben angesiedelt. Es besteht die Gefahr des „Zuwachsens“ der offenen Wasserfläche. Als Kompromiss scheint eine Verlandungszone im Zulaufbereich und eine offene Wasserfläche in Dammnähe geeignet. Um für eine Übergangszeit die offene Wasserfläche zu unterstützen, ist während der Projektlaufzeit ein jährlicher Einsatz eines Mähbootes geplant. Es ist zu erwarten, dass der Rohrkolben nach dieser Maßnahme nur noch randlich und in sehr geringer Zahl vorkommt. Damit könnte eine eventuell künftig notwendige Pflege (motor-)manuell erfolgen, unterstützt von freiwilligen Hilfskräften durch eine „Klausen-Patenschaft“.
Darüber hinaus beteiligt sich die Nationalparkverwaltung an der gemeinsamen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere am Rand und im Gebiet des Nationalparks sowie bei gemeinsamen Veranstaltungen.
Finanzierung:
- EU-Förderprogramm: Ziel ETZ Freistaat Bayern - Tschechische Republik (INTERREG V)
Ansprechpartner:
Florian Porst
Sachgebiet Besuchermanagement und Nationalparkmonitoring
Florian.Porst@npv-bw.bayern.de
Kooperationspartner:
- Gemeinde Dlouhá Ves (Leadpartner)
- Gemeinde Modrava
- Gemeinde Neuschönau
- Westböhmische Universität Pilsen