Lebende Juwelen unter der Wasseroberfläche des Böhmerwalds
Motivation:
Das Gebiet des Böhmerwaldes ist durchzogen von vielen Bächen, Flüssen und Gletscherseen, die heute wieder Lebensraum für verschiedenste Lebensgemeinschaften sind. Das war aber nicht immer so. Ab den 1950er Jahren versauerten diese Gewässer durch den sauren Regen zunehmend, was in den Oberläufen fast zum vollständigen Aussterben der heimischen Fischfauna führte. Mit der Einführung der Genfer Luftreinhaltekonvention und der folgenden Reduktion der Luftverschmutzung, erholen sich die Gewässer und die Fische kehren in die Region zurück. Insbesondere die Bachforelle ist ein wichtiger Teil der Lebensgemeinschaft in den Bächen, als Top-Prädator und wichtiger Bestandteil im Lebenszyklus der bedrohten Flussperlmuschel. Sie ist empfindlich gegenüber sauren Gewässern und dadurch Indikator für eine gute chemische Wasserqualität. Ihr Lebenszyklus und die Flussaufwärtswanderung zum Laichen wurde durch die starke Versauerung erheblich gestört. Zusätzlich zu der Versauerung können Fischparasiten, die unter anderem durch Zuchtfische verbreitet werden können, die Populationen weiter schwächen. Die parasitisch lebenden Myxozoa Tetracapsuloides bryosalmonae können die Forellenkrankheit PKD (proliferative kidney disease) hervorrufen und werden von den Fischen durch die Nahrung aufgenommen. Sie sorgen für ein Anschwellen und Verfärben der Nieren und erhöhen die Sterblichkeitsrate der Fische.
Neben der natürlichen Rückkehr der Forellen spielt auch der Besatz mit Fischen für die Fischerei eine große Rolle in der Verteilung und Verbreitung der heutigen Populationen. Damit ist die Bachforelle eine populäre und auch wirtschaftlich wichtige Schlüsselart für die Stabilität der aquatischen Ökosysteme im Böhmerwald, aber immer noch durch verschiedene Faktoren bedroht.
Projektziele:
Das Projekt hat zum Ziel, die verschiedenen Herkünfte der heute vorkommenden Forellenpopulationen zu identifizieren. Es wird der Frage nachgegangen, ob es genetisch einheimische Populationen gibt, die am besten an die besonderen Bedingungen in dem Gebiet angepasst sind und die höchste Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umweltveränderungen haben. Diese Populationen sollen durch ein gemeinsam erarbeitetes Monitoring in den verschieden Gewässern untersucht werden. In Zusammenarbeit mit den Interessensgruppen aus der Fischerei und dem Naturschutz wird ein abgestimmtes grenzübergreifendes Konzept zum Schutz der natürlichen Bachforellenpopulationen erarbeitet. Dies soll dazu die Widerstandsfähigkeit der Populationen gegenüber äußeren Einflüssen, wie dem Klimawandel erhöhen. Übergeordnetes Ziel ist der Erhalt eines funktionierenden aquatischen Ökosystems für künftige Generationen. Erreicht werden kann dies durch das gemeinsam erarbeitete Konzept, der Überwachung der Verbreitung der parasitischen Myxozoen und einem Erfahrungsaustausch zwischen Naturschützern, Fischereiberechtigten und Interessensverbänden.
Untersuchungsdesign:
Im Rahmen des ichthyologischen Monitorings werden die vorkommenden Bachforellenpopulationen, deren Dichte und Gesundheitszustand im tschechischen und bayerischen Gebiet an über 100 Standorten untersucht. Mittels DNA-Analysen wird die genetische Struktur sowie die Herkunft der Forellen erhoben und ausgewertet. Umwelt-DNA aus Sedimentproben werden auf das Vorkommen und die Dichte des parasitischen Myxozoen untersucht.
Im Zuge des Projektes wird auch ein Lehrpfad über die Biologie der Bachforellen als Teil des labilen Gleichgewichts aquatischer Ökosysteme erarbeitet sowie die Fischzuchtanlage in Borová Lada (Tschechien) revitalisiert.
Das erarbeitete Konzept zum Schutz der Populationen und Anpassung der Bewirtschaftung wird an private Fischereien, Fischereivereine, Verbände, die breite Öffentlichkeit und Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen vermittelt.
Finanzierung:
- Interreg V Ziel 3 – EU Mittel
Ansprechpartner:
Dr. Linda Seifert
Projektleitung Nationalpark Bayerischer Wald
linda.seifert@npv-bw.bayern.de
Rabea Klümpers
Projektmitarbeiterin Nationalpark Bayerischer Wald
rabea.kluempers@npv-bw.bayern.de
Partner:
- Biology Centre CAS - Institut für Hydrobiologie und Institut für Parasitologie
Website: http://www.bc.cas.cz/
Ansprechpartner: Dr. Petr Blabolil (Blabolil.Petr@seznam.cz) - Südböhmische Universtität České Budějovice - Fakultät für Fischerei und Gewässerschutz
Website: http://www.jcu.cz/
Ansprechpartner: Jiří Koleček (Jkolecek@frov.jcu.cz)
Assoziierte Partner:
- Nationalparkverwaltung Šumava
Website: https://www.npsumava.cz/de/
Ansprechpartner: Ing. Jan Mokrý (jan.mokry@npsumava.cz) - Fachberatung für Fischerei beim Bezirk Niederbayern
Website: https://www.bezirk-niederbayern.de/fischerei-umwelt/fachberatung-fuer-fischerei/
Ansprechpartner: Dr. Stephan Paintner (Stephan.Paintner@bezirk-niederbayern.de)