Forschungsprojekt

Wildwirkungsmonitoring

Motivation:

Seit Beginn der forstwirtschaftlichen Nutzung Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich die Artenzusammensetzung von Wald und Wildtieren im Gebiet des jetzigen Nationalparks stark verändert. Die vorerst urwaldartigen Bergmischwaldbestände wurden in den letzten Jahrhunderten weitestgehend in gleichaltrige Wirtschaftsforste umgewandelt. Auch die Artenzusammensetzung der Huftiere hat sich über diesen Zeitraum verändert. So wurde der Wisent ausgerottet und andere Huftierarten wie Reh, Rothirsch und Wildschwein im Zuge der Forst- und Landwirtschaftlichen Nutzung begünstigt. Seit Gründung des Nationalparks wird das Ziel verfolgt, Natur sich selbst zu überlassen. Die wirtschaftliche Nutzung des Waldes wurde eingestellt und das Huftiermanagement auf lediglich 25% des Nationalparks begrenzt. Seit 2012 wurde die Jagd auf das Reh eingestellt, sodass nur noch Rothirsch und Wildschweinpopulationen gemanagt werden. Auch die historisch ausgerotteten großen Beutegreifer Luchs und Wolf kehrten in den Nationalpark zurück. Ende der 80er Jahre wanderte der erste Luchs aus Tschechien ein und seit 2015 hat sich der Wolf wieder im Nationalpark angesiedelt.

Das Prinzip „Natur Natur sein lassen“ gibt dem Wald die Möglichkeit sich so frei wie möglich von äußeren Einflüssen zu entwickeln. Im Nationalpark werden Verbiss- und Schäleffekte nicht als „Schaden“ angesehen, sondern als natürliche Prozesse weder positiv noch negativ bewertet. Um Biodiversität zu erhalten muss dennoch die Verjüngung der Baumarten überwacht und gewährleistet bleiben. Zusätzlich muss ein genaues Bild über die Verteilung und Dichte der Wildarten geschaffen werden um die Entwicklung der Waldökosysteme zu beobachten.

Umsetzung:

Im Rahmen des bayerischen Vegetationsgutachtens wird alle drei Jahre auch im Nationalpark der Zustand der Walverjüngung untersucht. Hier wurde die Stichprobendichte erhöht um robuste Aussagen über Tanne und Vogelbeere in den beiden Teilgebieten des Nationalparks treffen zu können. Besonderer Fokus liegt hier auf der Bestimmung der Verbisswahrscheinlichkeit dieser Baumarten und deren Entwicklung über die Jahre.

Wildarten die Verbiss- und Schäleffekte verursachen werden zusätzlich auf ihre Verteilung und Dichte untersucht. So werden im Rahmen der Inventur Losungshaufen auf einer Fläche von 150 m2 um jeden Probenpunkt aufgenommen.

Dies erlaubt dem Nationalpark sich ein genaues Bild über die Artenzusammensetzung und Entwicklung der Baumarten zu schaffen und das Huftiermanagement entsprechend zu steuern.

Ansprechpartner:

Marc Velling
Projektmitarbeiter
Marc.Velling@npv-bw.bayern.de

Prof. Dr. Marco Heurich
Sachgebietsleiter
Marco.Heurich@npv-bw.bayern.de

Veröffentlichungen:

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