Mit dem Elektro-Rollstuhl in den wilden Wald
Geführte Rolli-Touren mit dem ehemaligen Ranger Günter Sellmayer
Eintrag Nr. 37/2024
Datum: 24.09.2024
Finsterau. Mit Auto samt Anhänger kommt Günter Sellmayer zum Parkplatz Diensthüttenstraße gefahren. Mit dem ehemaligen Ranger geht es auf eine besondere Tour durch den Nationalpark Bayerischer Wald - barrierearm mit dem Elektro-Rollstuhl.
Zwei dieser besonderen Gefährte hat der Nationalpark vor rund zwei Jahren angeschafft. „Ich war lange Zeit Ranger hier im Nationalpark, bin aufgrund einer Krankheit inzwischen aber teilweise selbst auf den Rollstuhl angewiesen“, erzählt Günter Sellmayer, als er die beiden Elektro-Rollstühle geschickt vom Autoanhänger rangiert. Seine Begeisterung und sein umfangreiches Wissen über die einzigartige Natur des Schutzgebiets kann er nun immer noch weitergeben, nur eben aus einer etwas anderen Perspektive. Und so geht es nach einer kurzen Einweisung in Technik und Steuerung bereits elektrisch angetrieben über die Nationalparkstraße und den barrierearmen Wanderweg Libelle hinein ins Große Filz. „Über den Joystick ist der E-Rolli wirklich sehr leicht zu steuern. Darüber bestimmt man die Richtung und auch die Geschwindigkeit. Es braucht nur wenig Übung, um damit zurecht zu kommen, deshalb eignen sich die Rollis super für meine Führungen“, erklärt der ehemalige Ranger.
Rundweg Libelle als Vorreiter für barrierefreies Naturerleben
Der Rundweg Libelle war 2022 der erste Weg außerhalb der Nationalparkzentren, der extra barrierearm umgebaut wurde. Damit haben nun nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Familien mit Kinderwagen oder ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, eine Möglichkeit, in die Waldwildnis des Nationalparks einzutauchen. Auf wassergebundenen Sandwegen und extrabreiten Bohlenstegen führt der Rundweg Libelle rund 1,6 Kilometer beinahe ohne Steigungen durch einzigartige Nationalparkwälder und ein Hochmoor, das Große Filz. Entlang der Strecke ermöglichen Sitzgelegenheiten kurze Verschnaufpausen. Die Ausleihe der E-Rollis funktioniert unkompliziert. „Interessierte müssen sich dafür im Haus zur Wildnis melden.“
So hat der ehemalige Ranger schon einige gehandicapte Besucher für den Nationalpark und die Philosophie Natur Natur sein lassen begeistern können. „Viele können es kaum fassen, dass es so eine Möglichkeit überhaupt gibt. Für manche geht damit ein Traum in Erfüllung, weil Ausflüge in die unberührte Natur in der Regel sonst kaum möglich sind und erst recht nicht mitten hinein in einen Nationalpark.“
"Möglichst allen Menschen einen Zugang zu unserer Waldwildnis ermöglichen"
Inzwischen gibt es mit dem Bacherlebnisweg Hirschgeweih ebenfalls ab der Diensthüttenstraße, dem Rundweg Ameise in Zwieslerwaldhaus und dem Erlebnisweg durch das Finsterauer Filz, der Teil des neuen Naturerlebnis Wistlberg ist, drei weitere barrierearme Angebote. Auch bei Bauprojekten oder beim ÖPNV wird beim Nationalpark inzwischen von vorneherein barrierearm geplant und gedacht. „Ich finde es toll, dass überall, wo es geht, möglichst allen Menschen ein Zugang zu unserer Waldwildnis ermöglicht wird“, sagt Günter Sellmayer. „Was wir hier haben, ist ein echter Naturschatz, der unbedingt erhalten bleiben muss. Menschen für unsere Idee zu begeistern und ihnen unsere Natur und ihre Bedeutung näher zu bringen, halte ich für essenziell.“
Fragen? Bei allen Fragen rund um die barrierefreie Gestaltung eines Aufenthaltes im Nationalpark Bayerischer Wald helfen die Kolleginnen und Kollegen vom Haus zur Wildnis gerne weiter: npfueralle@npv-bw.bayern.de oder 09922 5002-0. Weitere Infos gibt's auch auf der Nationalpark-Homepage.
Info: Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Das Magazin liegt nicht nur in der Region aus, sondern ist als ePaper-Ausgabe auch auf der Nationalpark-Homepage veröffentlicht.