"Großes Filz" kann man nun barrierearm entdecken
Amtschef des Umweltministeriums weiht Rundweg "Libelle" ein
Eintrag Nr. 61/2022
Datum: 28.09.2022
Riedlhütte. Im Bestreben, ein Schutzgebiet für alle zu werden, ist der Nationalpark Bayerischer Wald nun wieder einen Schritt weiter. Im Bereich der Diensthüttenstraße am Fuße des Rachels wurden zwei barrierearme Wanderwege geschaffen. Ministerialdirektor Dr. Christian Barth, Amtschef des Bayerischen Umweltministeriums, hat einen davon nun feierlich eröffnet – und zwar den Rundweg „Libelle“ zum Hochmoor „Großes Filz“.
„Der Nationalparkverwaltung ist es ein Herzensanliegen, dass auch Menschen mit Handicap die wilde Natur hautnah erleben können“, sagte Barth. In einem Mittelgebirge ist dies nicht immer einfach. Schmale, steinige Pfade und starke Steigungen sind an der Tagesordnung, ein Großteil der Wege ist daher für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen unpassierbar. „Wo aber sprichwörtlich ein Weg ist, da ist die Nationalparkverwaltung willens und ein Vorbild für andere“, lobte der Amtschef. Auch die Nationalparkzentren Lusen und Falkenstein mit ihren Tier-Freigeländen sowie das Waldspielgelände in Spiegelau können von Rollstuhlfahrern ohne Probleme genutzt werden.
Weg mit Zertifikat "Reisen für alle" ausgezeichnet
Tatkräftige Unterstützung erhalte der Nationalpark von der Kommunalpolitik. „Für die gegenüberliegende Straßenseite hat der Landkreis zugesagt, im Zuge der Sanierung der Nationalparkstraße ebenfalls einen barrierefreien Einstieg zu errichten“, erläuterte Barth und bedankte sich bei der stellvertretenden Landrätin Helga Weinberger für die gute Zusammenarbeit. Was Barth besonders freut, ist die bereits von statten gegangene Zertifizierung des Weges mit der Auszeichnung „Reisen für alle“. Das Zertifikat übereichte Martine Ernst von der Arberland Regio GmbH an Dr. Franz Leibl, den Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. Dieser wiederum hatte eine Kooperationsurkunde für das heilpädagogische Förderzentrum der Lebenshilfe Regen e.V. in Schweinhütt mit dabei.
Helga Weinberger lobte das Engagement des Nationalparks im Bereich „Barrierefreiheit“. „Ich freue mich, wenn wir im Nationalpark Wege haben, die Menschen mit Handicap ohne große Anstrengungen entdecken können“, sagte die stellvertretende Landräte und gab anschließend ein klares Bekenntnis zum Schutzgebiet. „Der Nationalpark gehört zu uns und wir gehören zum Nationalpark.“
Zwei geländegängige Elektrorollstühle angeschafft
Eine Aussage, die Franz Leibl sehr freute. Er dankte nicht nur Ministerialdirektor Dr. Christian Barth für seine Unterstützung seitens des Ministeriums, sondern auch dem Landkreis und dem Straßenbauamt für die Errichtung der Querungshilfe auf der Nationalparkbasisstraße. „Bedanken möchte ich mich darüber hinaus bei meinen Mitarbeitern – angefangen von der Projektgruppe, die die Idee ausgearbeitet hat, bis hin zu der ausführenden Mannschaft. Durch das Engagement konnte der barrierefreie Weg in kurzer Zeit fertig gestellt werden.“
Zusammen mit Günther Sellmayer, Mitarbeiter des Nationalparks und selbst gehbehindert, und mit Schülern des heilpädagogischen Förderzentrums erkundeten die Gäste schließlich den 1,6 Kilometer langen Rundweg „Libelle“. „Ich habe vor meiner Erkrankung 25 Jahre bei der Nationalparkwacht gearbeitet und war bei jedem Wetter draußen“, berichtete Günther Sellmayer. „Ich freue mich, dass es bei uns nun solche barrierearmen Wege gibt. Ich könnte die Natur in dieser Form sonst nicht mehr erleben.“ Er bedankte sich darüber hinaus bei der Nationalparkverwaltung, die zwei geländegängige Elektrorollstühle angeschafft hat. Diese sollen künftig bei Führungen zum Einsatz kommen.
Der Weg mit der Markierung „Libelle“ verläuft teilweise auf einem Abschnitt des bestehenden Rundwegs mit der Markierung „Kreuzotter“, teilweise auf einem bisher unmarkierten Forstweg. Auf einige Wegstellen, die nicht barrierearm waren, wurden Bohlenwege gebaut und dadurch Höhenunterschiede abgeflacht. Eine neu errichtete Aussichtsplattform ermöglicht den Blick ins Hochmoor. Die Grafiken der drei vorgesehenen Informationstafeln wurden breiter und tiefer als üblich gefräst, so dass die Umrisslinien von sehbehinderten Personen leichter ertastet werden können.
Zum Rundweg "Libelle" gibt es auch einen Tourentipp, den es auf der Homepage des Nationalparks zum Download gibt.
Video der Eröffnung
Auf dem YouTube-Kanal des Nationalparks ist ein Video der Eröffnung veröffentlicht.