Mittler zwischen Mensch und Natur
Christine Schopf über ihre Aufgaben als Rangerin
Eintrag Nr. 27/2020
Datum: 13.12.2020
Waldhäuser. Die Grödel an den Wanderschuhen bohren sich bei jedem Schritt in den vereisten Weg hinauf zur Glasarche. Am Fuße des Lusens ist es neblig an diesem Morgen. Und kalt. Eine Stimmung, die Christine Schopf mag – so wie jede andere auch. „Die Natur ist immer faszinierend. Bei jedem Wetter.“ Die 54-Jährige ist langsam und aufmerksam unterwegs. „Nur so kann man Besonderheiten wahrnehmen.“ Das Gezwitscher eines Vogels, einen verschneiten Baumpilz – oder einen Besucher, der ihre Aufmerksamkeit braucht. Eine der Hauptaufgaben, die sie als Rangerin hat.
Seit 1994 ist die gebürtige Oberbayerin bei der Nationalparkwacht. Gelernt hat sie eigentlich Schreinerin. „Aber der Beruf war für mich auf Dauer körperlich zu anstrengend.“ Und nachdem sie schon früh gemerkt hat, dass der Nationalpark nicht nur schön, sondern vor allem etwas Besonderes ist, wurde sie Rangerin.
Gefördert hat diese Einstellung die Bund Naturschutz Jugendgruppe, bei der Christine Schopf in ihrer Kinder- und Jugendzeit dabei war. „Ich bin in Buchberg bei Hohenau aufgewachsen und wir halfen damals auch bei Moorrenaturierungen mit – oder pflegten die Silberdistelwiese beim Jugendwaldheim. Das waren tolle Erlebnisse.“ Und dadurch hat sich bei ihr früh das Bewusstsein entwickelt, wie wichtig die Natur ist.
Nun darf sie das an die Besucher des Nationalparks weitergeben. „Ich mag den Kontakt zu Menschen.“ Auch wenn nicht alle Begegnungen einfach sind. Zum Beispiel wenn es um den Borkenkäfer oder das Wegegebot geht. „Bei diesen Themen sind die Menschen emotional. Da kann man nicht nur mit Fakten und dem erhobenen Zeigefinger kommen.“ Zuhören, ausschimpfen lassen und Verständnis zeigen ist ihr Rezept. „Ich will ihnen nicht einfach meine Meinung überstülpen, aber schon das Gefühl mitgeben, dass der Nationalpark etwas Schönes ist.“
Christine Schopf ist an der Glasarche angekommen. Zwei Wanderer wollen den im Winter gesperrten Weg zu den Blauen Säulen gehen. Sie erklärt ihnen ruhig, dass sie mit ihrem Verhalten die Auerhühner gefährden, nimmt sich Zeit für eine Diskussion. Letztendlich zeigen die Besucher Verständnis und kehren um. „Es freut mich, wenn die Menschen ihre Ansichten ändern – und ich sie zum Nachdenken anregen kann.“
Dieser Artikel ist ein Auszug des Jubiläumsmagazins "50 Jahre Nationalpark".