Abschied vom Kraftberg

Waldhäuser. Neun Jahre lang war er in allen erdenklichen Situationen auf dem Lusen. Morgens und abends, bei Sonne, Schnee, Nebel und Regen. Allein und mit Mengen von Menschen. Barfuß und in Schuhen. Doch eines war immer gleich: Beim Hinabsteigen hat Heinz Duschl gemerkt, dass der Berg seine Kraftreserven wieder aufgefüllt hat. Ende Oktober 2022 hat er als Wirt des Lusen-Schutzhauses aufgehört und ist in Rente gegangen.

„Es ist ein Traum dort oben, der Lusen ist ein Kraftberg“, sagt Heinz Duschl. Ein Kraftberg, der Kraft gibt – aber auch Kraft nimmt. „Wenn ich den Gästen ein schönes Bier eingeschenkt und eine Schwammerlsuppe gekocht hab, die auch noch schmeckte, war das etwas Wunderbares.“ Aber dennoch habe die Arbeit an ihm gezehrt. Eine 90-Stunden-Woche war für den Lusenwirt keine Seltenheit. „Wenn man gar nicht mehr vom Berg runterkommt, ist das nicht einfach“, erzählt der 64-Jährige. Und dann konnte es auch vorkommen, dass er geschafft hinter dem Tresen stand. „Das muss man einem Menschen zugestehen. Da lasse ich mich auch nicht biegen und brechen.“

Und auch seine Haltung zum Nationalpark war in Stein gemeißelt. Wenn sich Gäste danebenbenommen haben, mussten sie mit Heinz Duschl rechnen. „Dann gab es auch einmal Konflikte.“ Die immer mehr werdenden Wanderer haben ihren Teil dazu beigetragen. „Die ersten drei Jahre als Wirt ist es mir passiert, dass ich alleine oder mit zwei, drei Leuten auf dem Gipfel war.“ Heute sei das eine Seltenheit. Dennoch konnte Duschl jedem Wanderer auf dem Lusen dieses Naturerlebnis auch gönnen. „Aber nur dann, wenn man auch Respekt vor der Natur und den Mitmenschen hat. Und da fehlt es in der heutigen Zeit enorm. Das ist schade.“

Gerade in seinen Anfangsjahren habe er immer wieder Diskussionen mit Nationalpark-Gegnern geführt, wenn über das „schöne Holz, das nun verrottet“ geschimpft wurde. „Der Mensch ist es gewohnt, aus jedem kleinen Stück Ast Geld zu machen anstatt die Natur so zu lassen, wie sie ist.“ Gerade diese Wildnis sei es doch, was die Menschen brauchen.  „Das ist mehr wert als alles Geld.“ Heute sei die Zahl der Nationalpark-Befürworter weitaus größer – und das ist laut Duschl auch gut so. Früher gab es nur eine Monokultur aus gleichaltrigen Fichten. Heute ist auf dem Lusen eine unglaubliche und einzigartige Artenvielfalt entstanden. „Das gibt es sonst nirgendwo.“

Letztendlich ging Heinz Duschl mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Ich war gerne Wirt und hab mein Herzblut und meine Leidenschaft eingebracht – auch wenn es für den Gast nicht immer ersichtlich war.“ Über die vielen lustigen, freudigen aber manchmal auch traurigen und ärgerlichen Erlebnisse im Schutzhaus könnte er ein Buch schreiben. Nun, nachdem einige Zeit vergangenen ist, seit er das letzte Mal in seinem Gastzimmer stand, weicht die Wehmut auch der Freude auf das, für was er jetzt Zeit hat: In den Biergarten zu gehen, Rad zu fahren – oder einfach so auf den Lusen zu steigen. Das wird er sicherlich tun. Und sollte es ihm dabei einmal schlecht gehen, weiß er: Beim Runtergehen ist es wieder gut.

Video: Auf dem YouTube-Kanal des Nationalparks finden Sie ein ausführliches Video im Podcast-Format mit dem Lusen-Fazit von Heinz Duschl.

NEUE BEWERBUNGSRUNDE FÜR NATIONALPARK-PARTNER

Seit 2006 gibt es das Zertifikat „Nationalpark-Partner Bayerischer Wald“. Die aktuell 61 Mitglieder stehen für Qualität, gelebte Regionalität und Umweltbewusstsein und fördern die Entwicklung des Schutzgebietes. In diesem Jahr gibt es eine neue Bewerbungsrunde. Interessierte Betriebe aus den Sparten Beherbergung, Gastronomie im Nationalpark, öffentlicher Linienverkehr zum Nationalpark sowie Naturerlebnis und Reisen können sich bis zum 1. März 2023 bewerben. Infos gibt es bei: katrin.wachter@npv-bw.bayern.de

Der Artikel ist in der Nationalpark-Zeitschrift „Unser wilder Wald“ – Ausgabe Winter 2023 erschienen. Die Gesamtausgabe gibt es auf der Homepage des Nationalparks Bayerischer Wald zum Download.