Mit dem Fahrrad hinauf zu den Schachten
Atemberaubende Ausblicke und faszinierende Einblicke
Eintrag Nr. 19/2018
Datum: 10.09.2018
Frauenau. Zu den faszinierendsten Lebensräumen im Nationalpark Bayerischer Wald gehören die Schachten, die waldfreien Bergwiesen zwischen Falkenstein und Rachel. Entdecken kann man diese Inseln im Waldmeer nicht nur zu Fuß. Auch mit dem Fahrrad gibt es die Möglichkeit, die bezaubernden Wanderwege zwischen den Schachten zu erreichen. Die 21 Kilometer lange Tour von Buchenau aus, die eine gewisse Grundkondition erfordert, bietet nicht nur atemberaubende Ausblicke, sondern auch faszinierende Einblicke in die wilde Natur des Nationalparks.
Früh morgens ist am Wanderparkplatz in Buchenau wenig los. Obwohl der Himmel bereits strahlend blau ist und ein warmer Tag bevorsteht, ist es noch frisch in dem kleinen Dorf, dem Ausgangspunkt der Schachten-Radtour. Los geht es auf 746 Metern Höhe, der höchste Punkt des Ausflugs ist der Latschensee am Hochschachten, gelegen auf 1160 Metern Höhe.
Zunächst führt die Strecke von Buchenau aus gemütlich Richtung Trinkwassertalsperre Frauenau, immer der Nationalpark-Radweg-Markierung folgend. Nach 1,3 Kilometern mündet der Schotterweg links in einen steinigen Weg, nach 2,5 Kilometern erreicht man schließlich die Trinkwassertalsperre. Auch wenn die bisherige Strecke nur kurz und wenig anstrengend war, ist ein Halt hier ein Muss.
Gebaut wurde die Talsperre, die Speicherraum für über 20 Millionen Kubikmeter Wasser bietet, in den Jahren zwischen 1976 und 1983. Gespeist wird der See von den Flüssen Kleiner Regen und Hirschbach. Nicht nur der Blick auf die 91 Hektar große Wasserfläche ist großartig, sondern auch auf den Kleinen und Großen Rachel, deren Silhouetten sich hinter dem See abzeichnen. Richtung Westen bietet sich ein grandioser Blick in den vorderen Bayerischen Wald, vom Geißkopf bis zum Arber-Gipfel.
Nach dem kurzen Halt führt der Weg auf der rechten Seite der Talsperre durch einen noch forstwirtschaftlich geprägten Wald. Nachdem es auf dem Schotterweg drei Kilometer lang nur mäßig bergauf geht, muss der Radfahrer dann – bis er fast auf der Höhe des Verlorenen Schachtens angelangt ist – kräftigt in die Pedale treten. Nach einer scharfen Linkskurve führt der Weg, der an den sonnigen Stellen im Sommerhalbjahr immer wieder von Fingerhut gesäumt ist, weiter Richtung Hochschachten. Auf halber Strecke öffnet sich der Bergmischwald und gibt einen atemberaubenden Blick auf den Kleinen und Großen Rachel preis.
Nach zwölf Kilometern und knapp 400 gefahrenen Höhenmetern erreicht man schließlich den Hochschachten. Hier heißt es allerdings: Absteigen vom Fahrrad. Um in die besondere Welt der Bergwiesen eintauchen zu können, muss man zu Fuß weitergehen. Die Wanderwege, die direkt zu den Schachten und Hochmooren führen, sind für Räder gesperrt. Diese können an den Absperrbügeln am Radparkplatz unterhalb des Schachtens abgestellt werden, ein Schloss zur Absicherung sollte mitgebracht werden.
Dann geht es per pedes weiter. Es lohnt sich, auf dem Erlebnisweg „Schachten und Filze“ mit der Markierung Wolf mit einer Gehzeit von zirka 45 Minuten zu wandern. Nur wenige Meter nach dem Fahrradparkplatz öffnet sich der Hochschachten mit seiner besonderen Natur. Die knorrigen, oft viele Jahrhunderte alten Schachtenbäume sowie Arnika und Borstgras entfalten einen ganz besonderen Reiz und bieten strukturreiche Lebensräume für zahlreiche zum Teil sehr seltene Insekten-, Vogel-, Reptilien- und Fledermausarten.
Am oberen Ende des Hochschachtens führt der Weg links weiter durch den Latschenfilz. Der Bohlensteg schlängelt sich durch Heidelbeeren, Latschen und Wollgras hindurch, immer wieder huschen Waldeidechsen über die von der Sonne gewärmten Bretter. Nach zirka 200 Metern führt der Weg rechts zum Latschensee, dem Höhepunkt der Tour. Hier schwirren Libellen über die Wasseroberfläche. Der kleine See bietet auch Stockenten einen Brutraum. Der Bohlensteg vor dem dunklen Moorgewässer lädt zu einer ausgiebigen Rast ein, bevor es weiter zum Kohlschachten und von dort aus wieder zurück zum Hochschachten geht.
Dort angekommen gilt es, wieder auf die Räder zu steigen. Der Weg führt nun vier Kilometer und 280 Höhenmeter stetig bergab, bevor ein erneuter, aber auch letzter zirka 700 Meter langer Anstieg wartet. Danach geht es hinunter Richtung Buchenau. Auf einer Höhe von 1000 Metern gabelt sich der Radweg und führt links durch dichten Wald bergab bis man, nach zweieinviertel Stunden reiner Fahrtzeit, den Ausgangspunkt der Tour erreicht.
Tipp: Die Nationalparks Bayerischer Wald und Sumava bieten Radfahrern viele faszinierende und auch grenzüberschreitende Touren an. Allein im Nationalpark Bayerischer Wald gibt es ein über 200 Kilometer langes Radwegenetz, das bestens markiert ist. Einen Überblick über die Radwege bietet die Karte „Genuss Radwanderweg“ der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald. Die Karte ist in den Nationalpark-Einrichtungen sowie in den Tourist-Informationen der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald erhältlich.
Text: Annette Nigl