Spielerisch die Natur entdecken und verstehen

Grafenau. Hotels, Gastronomiebetriebe aber auch Schulen können schon seit langem Partnerschaften mit dem Nationalpark Bayerischer Wald eingehen. Seit dem Sommer 2023 holt das Schutzgebiet auch die Kleinsten der Gesellschaft ins Boot – und zwar Kindergärten.

Die Schulanfänger vom Waldkindergarten Grafenau stapfen langsam und behäbig herum. Die Waldführerinnen Marianne Melch und Heidi Graf haben sich heute ein ganz besonderes Rollenspiel für sie ausgedacht. Die Kinder sind Auerhühner. Im hohen Schnee haben sie es nicht leicht, Nahrung zu finden. Es ist anstrengend und mühsam. Plötzlich ertönt ein greller Pfiff. Alle müssen schnellstmöglich flüchten und kommen dadurch ganz schön aus der Puste.

Vom schwierigen Überleben der Auerhühner im Winter

„So anstrengend wie das für euch ist, so anstrengend ist es auch für die Auerhühner, wenn sie im Winter von uns Menschen gestört werden“, sagte Marianne Melch und zeigt anhand von einem Auerhahn-Präparat, wie groß dieser Hühnervogel ist. Später, beim Auerhuhngehege im Tier-Freigelände bei Neuschönau, erklärt Heidi Graf anhand der Schautafel, dass ein Auerhuhn am Tag ein Glas Fichtennadeln essen muss, um überleben zu können. „Das entspricht drei Würfeln Zucker.“ Die Kinder verstehen schnell, dass es diese Vogelart in der kalten Jahreszeit in den Hochlagen nicht leicht hat – und dass die Menschen mithelfen müssen, um sie zu schützen.

Mit allen Sinnen die Natur erleben und spielerisch lernen – das ist das Ziel bei den Kindergarten-Programmen des Nationalparks Bayerischer Wald. Nicole Graf-Kilger ist im Hans-Eisenmann-Haus Ansprechpartnerin und erinnert sich, als alles vor 14 Jahren mit losen Kooperationen anfing. „Ein Kindergarten fragte bei uns an, ob es möglich wäre, einmal in der Woche direkt vor Ort einen Nationalparktag durchzuführen.“ Durch Mundpropaganda wurden immer mehr Kindergärten neugierig. Das Team der Umweltpädagogik hat Konzepte erarbeitet und diese 2019 in einer Informationsbroschüre zusammengestellt. „Die Nachfrage wurde immer mehr.“ Letztendlich konnten im Sommer 2023 zehn Nationalpark-Kindergärten als Partner ausgezeichnet werden.

Vor allem im Zwieseler Winkel sind noch Partner-Kindergärten gesucht

Um Partner sein zu können, müssen die Kindergärten bestimmte Kriterien erfüllen, wie eine selbst gestaltete Nationalpark-Ecke. Ausreichend Spielzeit draußen ist außerdem wichtig und damit einhergehend eine Gartengestaltung, die Naturerlebnisse ermöglicht. Und natürlich stehen regelmäßige Besuche im Nationalpark auf dem Programm sowie Fortbildungen für Erzieherinnen zu den verschiedensten Themen und Elternwanderungen.

Sabine Eisch, die im Haus zur Wildnis für die Kindergärten zuständig ist, rührt derzeit kräftig die Werbetrommel für die Kooperation mit dem Nationalpark. Denn im Landkreis Regen gibt es bisher nur einen Kindergarten-Partner. „Es würde uns sehr freuen, wenn wir auch aus dem Zwieseler Bereich weitere Kindergärten als Partner gewinnen könnten.“ Für Sabine Eisch ist es wichtig, dass Kinder bereits vor der Grundschule an die Natur herangeführt und für diese sensibilisiert werden. „Wenn sie dann später auch noch auf Nationalpark-Schulen gehen, schließt sich ein Kreis und sie werden bis ins Erwachsenenalter von uns begleitet.“

RÄTSELSPASS FÜR KINDER

Passend zum Thema der oben beschriebenen Kindergarten-Führung haben wir auch ein Rätselblatt rund um das Auerhuhn erstellt. Wer beim Ausfüllen Hilfe braucht, schaut auf unserer Homepage im Bereich "Für kleine Forscher" vorbei.

TAGESPROGRAMME FÜR KINDERGÄRTEN:

Kindergärten müssen nicht Partner sein, um den Nationalpark erleben zu können. Die Tagesprogramme, die im Hans-Eisenmann-Haus, im Haus zur Wildnis, im Waldgeschichtlichen Museum und im Waldspielgelände Spiegelau gebucht werden können, stehen allen offen. Mehr Infos sowie die Kontaktdaten zu den Ansprechpartnern, die auch gerne Auskunft zur Kindergarten-Partnerschaft geben, verbergen sich in unserer Kindergarten-Broschüre.

Dieser Text stammt aus der aktuellen Ausgabe des Nationalpark-Magazins "Unser wilder Wald". Die komplette Publikation ist auch als PDF-Version auf der Nationalpark-Homepage abrufbar.