30 Jahre Nationalpark Šumava
Umweltminister Richard Brabec: "Eines der Juwelen der Tschechischen Republik" - Großes Fest am 17. Juli
Eintrag Nr. 31/2021
Datum: 22.03.2021
Vimperk. Der direkt an den Nationalpark Bayerischer Wald angrenzende Nationalparks Šumava wurde am Samstag, den 20. März 2021, 30 Jahre alt. Der größte Nationalpark Tschechiens wurde 1991 zeitgleich mit dem Nationalpark Podyjí durch eine Verordnung der Regierung der Tschechischen Republik gegründet.
"Der Nationalpark Šumava ist eines der Juwelen der Tschechischen Republik, daran besteht kein Zweifel", sagt Tschechiens Umweltminister Richard Brabec. "30 Jahre seines Bestehens zeigen, dass wir die Werte von Schutzgebieten in der Tschechischen Republik schätzen können. Und, dass wir in der Lage sind, die Bedürfnisse des modernen Naturschutzes zu erfüllen, also Raum für natürliche Prozesse zu schaffen, ohne den Park für die Öffentlichkeit zu schließen. Auch deshalb haben wir 2017 im Natur- und Landschaftsschutzgesetz neue Regeln für Nationalparks festgelegt. Dank derer wurde eine neue Nationalparkzonierung geschaffen, die den Zielen des Schutzes und des Zustands der Ökosysteme entspricht und klare Regeln für die Entwicklung der Gemeinden und den Schutz einzelner Teile des Gebiets für lange Zeit festlegt. Wichtig ist, dass sich Vertreter von Naturschützern, die überwiegende Mehrheit der Einheimischen und der Geschäftsleute darauf einigen konnten. Ich möchte die Tatsache nicht verbergen, dass mir der Nationalpark Šumava sehr am Herzen liegt, dass er mich immer mit seiner erstaunlichen Energie aufladen kann. Und ich freue mich sehr, dass wir endlich einen gemeinsamen Nenner beim Schutz dieses schönen Stück Natur gefunden haben", so Brabec.
Konflikte, Kämpfe, Rückkehrer und Siege der Natur
Der Direktor der Nationalparkverwaltung Šumava, Pavel Hubený, ergänzt: "Der Nationalpark Šumava hat in den 30 Jahren einen wirklich langen Weg zurückgelegt. Es waren drei Jahrzehnte voller Wendungen, Konflikte, Kämpfe, aber auch Freuden, erstaunlicher Entdeckungen, glücklicher Rückkehr, Siege der Natur. Es waren 30 Jahre, die man bestimmt nicht mit dem Wort Langeweile beschreiben kann." Der Nationalpark Šumava weckte Leidenschaften bei der Bevölkerung, Besuchern, Experten und insbesondere Politikern. Kein anderer Nationalpark in der Tschechischen Republik wurde so politisiert wie der im Böhmerwald.
Für das alles spricht die Anzahl von zehn Direktoren, die sich bei der Leitung des Nationalparks Šumava abwechselten. Jeder Direktorwechsel bedeutete normalerweise eine andere Herangehensweise beim Naturschutz, eine neue Sicht des sich nicht in die Natur Einmischens. Auch die Zusammenarbeit mit der Region und dem benachbarten Nationalpark Bayerischer Wald hat sich geändert. Eine große Anzahl von Projekten wurde entwickelt, aber auch eine Reihe von Projekten, die für immer unter den Tisch gefallen sind, sowie eine Reihe von Versprechungen, die nicht eingehalten wurden.
Verjüngung funktioniert auch ohne menschliche Eingriffe
"Nichts davon konnte die Kraft der Natur überschatten, die uns auf dem Gebiet des Nationalparks Šumava zeigt, was sie leisten kann. Und dass sie keine Hilfe vom Mensch braucht. Ein Musterbeispiel ist die Erneuerung der Wälder im Nationalpark Šumava. Ein Teil der Öffentlichkeit aber auch einige Fachleute waren der Meinung, dass sich der Wald nach dem Borkenkäfergefall in der Region bei Březník/Pürstling in den 1990er Jahren nicht verjüngen würde. Ähnliche Befürchtungen traten nach dem Orkan Kyrill im Jahr 2007 auf. Die natürliche Verjüngung der Wälder, die jetzt mit dem sehr wichtigen Totholz angereichert sind, funktioniert jedoch auch ohne menschliches Eingreifen“, erklärt Pavel Hubený.
Dank der Überlassung tausender Hektar des Nationalparks Šumava der natürlichen Entwicklung können wir auch viele Entdeckungen und Rückkehrer lang ausgestorbener Tier-, Pilz- und Pflanzenarten beobachten. Wir haben es geschafft, einige Arten zu erhalten und lange ausgestorbene Tiere in die Natur zurückzubringen - wie den Luchs oder den Habichtskauz. Dank des anspruchsvollen Schutzes gedeihen viele andere gefährdete Tiere, wie das Auerhuhn. Der Böhmerwald ist wahrscheinlich der einzige Ort in Mittel- und Westeuropa außerhalb der Alpen, an dem es eine lebensfähige Population des Auerwilds gibt. Hier lebt auch noch das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn und der Wanderfalke, der vor mehr als 30 Jahren kurz vorm Aussterben war. Der europäische Biber, der Wolf und der Kranich kamen zurück und ließen sich hier nieder.
Sumpf-Fetthenne, Pannonischer Enzian und Böhmischer Enzian
"Dank gezielter Maßnahmen bemüht sich die Verwaltung um die Erhaltung der Artenvielfalt, insbesondere in Gebieten mit sekundärem Offenland, hauptsächlich Wiesen. Dank dessen konnten einige Pflanzenarten wie die Sumpf-Fetthenne gerettet werden und wertvolle Lebensräume für Šumava-Juwelen, wie den Pannonischen Enzian und den Böhmischen Enzian, erhalten werden“, sagt Martin Starý, stellvertretender Direktor der Nationalparkverwaltung Šumava.
"Seit den 1990er Jahren arbeitet die Nationalparkverwaltung Šumava intensiv an der Wiederherstellung von Feuchtgebieten und kleinen Wasserläufen. Das laufende Life-for-Mires-Projekt, das durch das LIFE-Programm der Europäischen Union gefördert wird, hat sich zum Ziel gemacht, über 2000 Hektar Feuchtgebiete zu renaturieren. Das ist in der Tschechischen Republik beispiellos", fügt Starý hinzu.
Vom Eisernen Vorhand zum naturnahen Wandergebiet
Das Gebiet des Nationalparks Šumava war vor seiner Gründung sehr begrenzt zugängig. Auf fast 60 Prozent des Territoriums lag ein Truppenübungsplatz und die Grenzzone, der sogenannte Eiserne Vorhang. Nach seinem Fall im Jahr 1990 fehlte es daher in der Region des heutigen Nationalparks Šumava grundlegend an touristischer Infrastruktur. Es war notwendig, Wanderwege und Radwege zu markieren und Informationszentren zu bauen. Im Laufe von 30 Jahren baute die Nationalparkverwaltung Šumava auch Besucherzentren und Umweltbildungszentren, deren Unterrichtsprogramme von Tausenden von Kindern genutzt wurden. Die Verwaltung hat ein Netzwerk vielfältiger Besucherinfrastrukturen geschaffen, von Aussichtstürmen und Aussichtspunkten über Notübernachtungsplätze, Unterkünfte, Schutzunterstände bis hin zu Hunderten von Bildungsinformationstafeln im Gelände und kilometerlangen Bohlenwegen, die die Touristen zu den schönsten Mooren von Šumava führen. Ein Teil der touristischen Infrastruktur ist auch für behinderte Besucher geeignet.
"Seit dem Bestehen des Nationalparks Šumava haben wir zehntausende Führungsprogramme angeboten. Zu den erfolgreichsten zählen sicherlich das Kanufahren auf der Moldau, Führungen in die Wildnis und die Möglichkeit von Schneeschuhwanderungen“, sagt Jan Dvořák, Sprecher der Nationalparkverwaltung Šumava. "Damit all diese Dinge funktionieren, war eine breite Unterstützung und Zusammenarbeit mit den Gemeinden des Nationalparks und der Regionalentwicklungsagentur in Stachy erforderlich, die den Nationalpark und das Biosphärenreservat Šumava seit seiner Gründung unterstützt. Vielen Dank an alle dafür."
Große Geburtstagsfeier am 17. Juli
Die Nationalparkverwaltung Šumava bereitet eine Reihe von Sonderprogrammen und Wettbewerben im Zusammenhang mit dem 30. Jubiläum vor. Für die Sommersaison wird eine Sonderausstellung konzipiert, die drei Jahrzehnte des Nationalparks abbildet, und 30 exklusive geführte Wanderungen mit einer Vielzahl von Experten und Kennern vom Nationalpark Šumava werden vorbereitet. Es gibt bereits Sondereditionen verschiedener Souvenirs und Kleidungsstücke mit einem Šumava-Motiv in der Produktion oder ein neues Buch, das die 30 Jahre des Šumava-Nationalparks abbildet.
Das wichtigste Highlight ist der Tag des Nationalparks Šumava in Rokyta am Samstag, den 17. Juli. Es wird ein spannender Tag mit einem vollen Programm sein, der von der Sängerin Lenka Dusilová abgeschlossen wird. "Wir hoffen nur, dass diese Pläne nicht durch die Coronavirus-Krise vereitelt werden. Es wird nämlich ein Geschenk für alle sein, die den Nationalpark Šumava lieben und die Natur respektieren", sagt der Nationalparkdirektor Pavel Hubený und fügt hinzu: "Wie auch immer es in diesem Jahr aussehen wird, es ist auf jeden Fall angebracht, dem Nationalpark Šumava und dem Nationalpark Podyjí zu ihrem runden Jubiläum zu gratulieren. Und vielen Dank an alle, die den beiden Nationalparks geholfen haben und helfen, die Natur zu schützen und alles für eine nachhaltige Reise in die Zukunft tun! Also alles Gute für unsere schönen, einzigartigen Gebiete, möge es euch gut gehen!“
Glückwünsche von den bayerischen Nachbarn
Glückwünsche für den Nationalpark Šumava gibt es auch von Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. Die beiden Schutzgebiete verbindet eine enge Partnerschaft. „Mit der Berufung von Pavel Hubený zum Leiter des Nationalparks Šumava vor mehr als fünf Jahren eröffneten sich viele neue Perspektiven für ein gemeinsames Parkmanagement und eine gemeinsame Nationalparkentwicklung“, so Leibl. „Diese Chance haben wir erkannt und mit Leben und Inhalten gefüllt.“ Als grenzüberschreitendes Großschutzgebiet sind die beiden Nationalparks im Jahr 2020 bereits zum dritten Mal nach 2009 und 2015 von der Europarc-Federation als Transboundary-Parks zertifiziert worden. „Unsere Zusammenarbeit wird im internationalen Rahmen der Großschutzgebiete als vorbildhaft gesehen.“
Leibl wünscht sich, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Die Zusammenarbeit könne er sich nicht besser vorstellen. „Es ist ein intensives Absprechen von Maßnahmen, die der jeweilige Park entwickelt, ein wunderbares Miteinander als Kollegen und eine Freundschaft auf persönlicher Ebene.“ Wenn sich die beiden Parks so angleichen, wie es sich im Augenblick abzeichnet, dann entstünden im Herzen Mitteleuropas zwei Großschutzgebiete, die letztlich eins sind, was das Management, die Philosophie und die gemeinsame Natur anbelangt. „Das ist einmalig.“
Ein Überblick über wichtige Momente des Nationalparks Šumava:
20.3.1991: Gründung des Nationalparks Šumava
1992: Neues Natur- und Landschaftsschutzgesetz Nr. 114
1993: Übertragung staatlicher und militärischer Wälder an die Nationalparkverwaltung Šumava
1995: Neue Zonierung des Nationalparks Šumava (Reduzierung und Fragmentierung der wertvollsten I. Zonen in 135 Inselchen)
1999: Blockade des Holzeinschlags im Urwald Trojmezenský prales, die zur Einstellung des Holzeinschlags in diesem Urwald führte
2007: Orkan Kyrill und Erweiterung der Zonen ohne Management auf mehr als 23 Prozent des Nationalparks Šumava
2011: Blockade des Holzeinschlags am Standort Na Ztraceném/Ptačí potok bei Modrava, die dort zur Einstellung des Abholzens führte
1.6.2017: Änderung des Natur- und Landschaftsschutzgesetzes Nr. 114 ist in Kraft getreten, wonach auf überwiegender Fläche eines Nationalparks der Schutz natürlicher Prozesse vorherrschen soll
1.3.2020: Neue Zonierung des Nationalparks Šumava wurde verabschiedet, circa 28 Prozent Naturzone, rund 23 Prozent naturnahe Zone
Quelle: Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung Šumava