Ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in Corona-Zeiten
Umweltbildung hält aktuell einen Dornröschenschlaf - Hier helfen die jungen Mitarbeiter aus
Eintrag Nr. 90/2020
Datum: 23.11.2020
Grafenau. „Die meisten von uns haben sich wohl ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr ein bisschen anders vorgestellt“, erzählt Katharina Wipplinger, die im Nationalpark Bayerischer Wald hauptsächlich im Waldspielgelände bei Spiegelau im Einsatz sein sollte. Doch weil die Umweltbildung wegen Corona einen Dornröschenschlaf hält, ist in diesem FÖJ-Jahrgang vieles anders als sonst. „Wir werden derzeit oft gefragt, ob wir denn überhaupt etwas zu tun hätten, weil ja keine Führungen stattfinden.“ Die klare Antwort lautet: Ja es ist genug zu tun – bloß eben in anderen Bereichen.
Im Jugendwaldheim etwa haben die beiden FÖJ-Teilnehmer Alexa Friedl und Lucas Eichmann gerade die dort geplanten Wochenprogramme für Schulklassen hinsichtlich strenger Hygienevorschriften überarbeitet – als Vorbereitung für einen Neustart, auch wenn noch unklar ist, wann dieser kommt. „Hierbei muss zum Beispiel darauf geachtet werden, dass am besten so wenig Anschauungsmaterial wie möglich ausgegeben wird“, berichtet Amelie Lentner, die ihr FÖJ im Hans-Eisenmann-Haus bei Neuschönau macht – und aktuell eigentlich auch Kinder durch den wilden Wald führen sollte. Anstelle dessen hat sie nun unter anderem an der Infotheke der Besuchereinrichtung ausgeholfen, so lange die noch geöffnet war. Zusammen mit ihren beiden Mitstreitern aus dem Jugendwaldheim hat sie zudem den Weidentunnel im angrenzenden Pflanzen-Freigelände wieder auf Vordermann gebracht.
Flachbärlappe pflegen, Fotofallen kontrollieren und Pegel messen
Das ist aber nur ein Beispiel für mögliche Outdoor-Einsatzgebiete im Schutzgebiet. So hat ein Teil der zehn Umweltbildungs-FÖJ-Teilnehmer einfach bei Maximilian Augustin ausgeholfen, der sein freiwilliges Nationalpark-Jahr im Naturschutz-Team bestreitet. Zusammen wurden seltene Flachbärlapp-Standorte gepflegt, Pegel an Mooren gemessen oder Dämme in den renaturierten Mooren und Auwäldern geprüft.
„Es ist schon auch sehr spannend mal ein bisschen in die anderen Gebiete reinzuschnuppern“, sagt Lisa Kögl, die sich in der Nationalparkverwaltung in Grafenau eigentlich um Sonderveranstaltungen der Umweltbildung kümmern sollte, jetzt aber auch im Besuchermanagement arbeitet. Dabei geht sie Wanderwege mit einem GPS-Gerät ab und macht Fotos für die Kartierung des Wegenetzes. Zudem hilft sie weiter im Waldspielgelände mit, wenn es um Reparaturarbeiten geht, die ihre Mitstreiterin Katharina Wipplinger nur schwer allein erledigen kann.
Mitarbeit beim Abbau der alten Seelensteig-Trasse
Schwer geschuftet wurde auch im Bereich des Erlebnisweges Seelensteig am Fuße des Großen Rachels. Dort wurde bereits 2019 ein Teil des Bohlenweges auf eine andere Trasse verlegt. Die Holzplanken auf der alten Route wurden allerdings erst jüngst abtransportiert. Dabei haben Alexa Friedl, Lisa Kögl, Katharina Wipplinger und Lucas Eichmann die Waldarbeiter tatkräftig unterstützt. „So haben wir es in nur zwei Tagen geschafft, den alten Teil abzubauen,“ so das FÖJ-Team. „Das hat sogar Förster Werner Kaatz, der für das Revier zuständig ist, sehr überrascht.“
Im Falkensteingebiet wären Paula Feuchtmayer, Vanessa Mittelstädt und Simon Probst eigentlich im Haus zur Wildnis bei Ludwigsthal und im Wildniscamp am Falkenstein bei Zwieslerwaldhaus aktiv. Doch auch diese Einrichtungen sind aktuell geschlossen. Langweilig wird es dem Trio trotzdem nicht. So halfen sie immer wieder bei der Schachtenpflege mit, also beim Freihalten der historischen Weideflächen in den Hochlagen. Mitgearbeitet haben sie auch beim Biber-Monitoring sowie bei Freischneide-Arbeiten. Und auch bei Schlechtwetter gibt’s genug Beschäftigung, zum Beispiel beim Ausarbeiten neuer Bildungskonzepte zum Thema Klima.
Unterstützung der Gesundheitsämter bei der Kontakt-Nachverfolgung
Und dann ging’s auch noch dem Müll an den Kragen. In einer konzentrierten Aktion sammelten die FÖJ-Teilnehmer Ende Oktober allerlei Unrat. Angeleitet von ihren Kollegen Karin Kirchner und Josef Wanninger wurde so viel Abfall aus dem Wald geholt. Außerdem galt es die Parkplätze entlang der Nationalparkstraße zu reinigen. „Es war für alle sehr erstaunlich, was Leute alles so im Wald liegen lassen, von einer Autofelge bis hin zu Verbiss-Schutz-Netzen war alles dabei“, berichtet Lucas Eichmann.
Wegen der aktuellen Corona-Situation sind einige FÖJ-Teilnehmer zeitweise auch in den Gesundheitsämtern der Landkreise Freyung-Grafenau und Regen eingesetzt, um bei der Nachverfolgung von Infektionsketten mitzuhelfen. „Dies ist für uns alle eine völlig neue Erfahrung und zugleich eine gute Möglichkeit die Gesellschaft zu unterstützen und zur Eingrenzung des Virus beizutragen“, sagen Amelie Lentner und Alexa Friedl.