Bayerischer Wald
Wieso sind die Buchen braun?
Eisheilige führten zu Spätfrostschäden im Nationalpark
Pressemitteilung Nr. 44/2020
Zahlreiche frostgeschädigte Buchen sind beim Blick Richtung Lusen vom Großalmeyerschloss aus zu sehen. (Foto: Sandra Schrönghammer/Nationalpark Bayerischer Wald)
Grafenau. „Vor Nachtfrost bist Du sicher nicht – bis Sophie vorüber ist.“ Die Bauernregel zu den Eisheiligen traf dieses Jahr absolut zu. In den höheren Lagen des Nationalparks Bayerischer Wald haben die kalten Tage Mitte Mai deutliche Spuren hinterlassen. Vor allem der Frost in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai hat teilweise zu flächendeckenden Spätfrostschäden an Buchen geführt, die zwischen 1000 und 1200 Höhenmetern als braunes Band zu erkennen sind.
Wie stark Frostschäden ausfallen, hängt neben der Länge und Härte des Frosts auch vom Stand des Laubaustriebs ab. „Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass gerade austreibende und frisch ausgetriebene Blätter viel frostempfindlicher sind als ältere Blätter“, erklärt Geoökologe und Nationalparkmitarbeiter Burkhard Beudert. Nach den Daten der Messstationen an der Racheldiensthütte (875 Meter) und in Waldhäuser (950 Meter) sind die nächtlichen Temperaturen dort auf ein Minimum von -1,4 beziehungsweise -2,2 Grad Celsius gefallen. Sie blieben für sechs beziehungsweise zwölf Stunden im Minusbereich. Das führte aber in den Höhenlagen bis ungefähr 1000 Meter nur zu sehr vereinzelten Spätfrostschäden, da das Laub schon länger ausgetrieben war. Buchen sind zudem robust genug, um drei Stunden Frost bei etwa -2 Grad zu überstehen. „Frühere Frostereignisse haben aber gezeigt, dass schon -2 bis -3 Grad Celsius über vier Stunden hinweg zu Schäden führen“, sagt Beudert.
Die Messungen am Waldschmidthaus (1350 Meter) auf dem Großen Rachel zeichnen ein anderes Bild für die höheren Lagen oberhalb von 1000 Metern. Dort erreichte die Tiefsttemperatur -6,2 Grad Celsius. Ganze acht aufeinander folgende Stunden befand sich das Thermometer unter -3 Grad. Die diesjährigen Frostschäden sind schon allein wegen der Temperaturen nicht verwunderlich, stellt Beudert fest. „Zudem war der Laubaustrieb über 1000 Metern noch nicht weit fortgeschritten und die Blätter dementsprechend noch sehr empfindlich.“
Sorgen um eine dauerhafte Schädigung der Buchen muss man sich laut dem Wissenschaftler aber nicht machen. „Die bereits laufende Entwicklung der Johannestriebe stellen die Belaubung und damit die Photosynthese sicher“, erläutert Beudert. Frühere Untersuchungen nahe der Racheldiensthütte ergaben, dass es zwischen 19 und 38 Tage braucht, bis sich die Färbung des Laubdachs von Braun in Grün wandelt. Voraussichtlich Ende Juni wird der gesamte Bergmischwald also wieder in seinem satten Grün zu bestaunen sein.
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Zahlreiche frostgeschädigte Buchen sind beim Blick Richtung Lusen vom Großalmeyerschloss aus zu sehen. (Foto: Sandra Schrönghammer/Nationalpark Bayerischer Wald)
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