Bayerischer Wald
Der Naturraum Bayerischer Wald - Šumava in den Eiszeiten
Neue Publikation der Nationalparkverwaltung - Autorenteam der TU München
Pressemitteilung Nr. 09/2020
Die Broschüre „Der Naturraum Bayerischer Wald – Šumava in den Eiszeiten“ ist ab sofort im Publikationsshop des Umweltministeriums erhältlich. (Titelfoto: Sandra Schrönghammer / Nationalpark Bayerischer Wald)
Im Rahmen der Arbeiten haben Forscher auch den Block auf dem Moränenwall des Südlichen Rachelgletschers unter die Lupe genommen. (Foto: TUM)
Grafenau / München. Wie hat der Naturraum Bayerischer Wald – Šumava in den Eiszeiten ausgesehen? Welche Gletscher gab es und wo verliefen sie? Antworten auf diese Fragen gibt das neu erschienene Heft 20 aus der Wissenschaftlichen Forschungsreihe des Nationalparks Bayerischer Wald. Ein geowissenschaftliches Autorenteam der Technischen Universität München hat sich die Aufgabe gestellt, die Oberflächenformen, die durch Gletscher und Schmelzwasser in den beiden Nationalparks entstanden sind, gesammelt in einem Werk darzustellen.
In den letzten Jahrzehnten gab es diesseits und jenseits der bayerisch-tschechischen Grenze bereits zahlreiche Untersuchungen zu diesem Thema. Allerdings war es in schwer zugänglichen, felsigen Waldgebieten schwierig, lückenlose Aussagen über Geländebefunde zu treffen. Diese Problematik ist seit der Einführung der Laser-gestützten Vermessung des Geländes überwunden und führt zu völlig neuen Möglichkeiten der Fernerkundung von Detailstrukturen im Gelände. Durch das „zeilenweise“ Scannen mit einem Laserstrahl vom Flugzeug aus können über Millionen von Vermessungspunkten auf der Erdoberfläche „vegetationsfreie“ digitale Geländemodelle berechnet werden.
Die Kombination der berechneten Reliefdaten mit bekannten Fakten und neuen Geländebefunden der Autoren hat zu neuen Forschungsergebnissen des geowissenschaftlichen Teams von Ulrich Hauner, Gerhard Lehrberger und Matthias Brugger geführt. Mit der neuen Methode verfügten sie über ein leistungsfähiges Instrument der stufenlosen Relief-Erfassung vom großen Gesteinsblock bis zum Großraum. Damit ist es gelungen, flächendeckend die Hochlagen in beiden Nationalparks und zusätzlichen Bergmassiven auf eiszeitliche Spuren hin zu untersuchen, die Gletscher der letzten Kaltzeit vollständig zu rekonstruieren und ihr Rückschmelzverhalten zu dokumentieren. Dieser Forschungsbericht wurde nun von der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald mit großer Karte und zahlreichen Abbildungen herausgegeben und ist ab sofort erhältlich.
Die Karte zeigt alle sieben Vereisungszentren des Mittelgebirges: „Zwercheck‐Ježerní hora – Rozvodi“, „Großer Falkenstein‐Lackaberg“, „Kiesruck‐Poledník“ und „Rachel‐Lusen‐Černá hora“ als grenzüberschreitende und die Bergmassive Arber, Kubany und Plechý als weitere Vereisungszentren. Rekonstruieren ließen sich 77 Gletscher verschiedenen Typs, deren Spannweite vom Kilometer langen Talgletscher bis zum Gletscherfleck auf dem Hochplateau reicht. Die Karte gibt auch den rekonstruierten Verlauf der hochglazialen Schneegrenze in der Würm-Kaltzeit und das darüber liegende Firngebiet wieder. Enthalten sind in dem Heft auch Detailkartierungen aller großen Gletscher.
Durch detaillierte Kartierung, Geländebefunde und mineralogische Untersuchungen wurde eindeutig geklärt, dass es sich bei den „Grübenfeldern“ um historische Plätze der Goldgewinnung handelt, also nicht um Formungen der Natur.
Die Broschüre ist im Publikationsshop des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz erhältlich.
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