Bayerischer Wald
Manche Pilze mögen es frostig
Auch im Winter wachsen viele Arten - Lebensraum vor allem Totholz
Pressemitteilung Nr. 94/2020
Der Orangeseitling (Phyllotopsis_nidulans) wächst an diversen abgestorbenen Laubhölzern, wie zum Beispiel Buche und Weiden. Foto: Peter Karasch
Das Weißfilz-Stummelfüsschen (Crepidotus kubickae) wächst verbreitet auf der Borke abgestorbener Fichtenstämme und hat einen Durchmesser von fünf bis 30 Millimetern. Foto: Peter Karasch
Auf Laubhölzern in luftfeuchten Wäldern und Auen wächst der Goldgelbe Zitterling (Tremella_mesenterica). Durch die gallertige Konsistenz und goldgelbe Farbe ist er kaum verwechselbar. Foto: Peter Karasch
Sehr frostresistent und auch essbar ist der Wintersamtfußrübling (Flammulina_velutipes). Er wächst auf Laubhölzern wie Weiden, Pappel, Ahorn, Buche oder Eiche. Foto: Peter Karasch
Grafenau. Nachdem die klassischen Herbstpilze sich nach den ersten stärkeren Frösten verabschiedet haben, schlägt nun die Stunde der Winterpilze. Sie wachsen bei nasskalter Witterung am liebsten. Ein gutes Dutzend Arten, wie zum Beispiel die Wintersamtfußrüblinge, sind sogar frostresistent.
„Diese Arten lagern spezielle Stoffe in ihren Zellen ein, die Frostschäden verhindern“, erklärt Peter Karasch, im Nationalpark zuständig für die Mykologie. „Insgesamt können zwischen Dezember und März sicher über tausend Pilzarten gefunden werden, von denen mehr als die Hälfte bevorzugt nur in der kalten Jahreszeit wachsen.“ Die meisten Winter-Pilzarten bevorzugen eine nasskalte Witterung mit Temperaturen um den Gefrierpunkt herum. Fast alle Arten wachsen auf Holz, weil im isolierenden Holzkörper die Myzelien besser vor Frost geschützt sind als in den oberen Bodenschichten. „Einige Spezialisten, sogenannte Aerobionten, besiedeln abgestorbene Zweige bis hoch in den Baumkronen“, erklärt Karasch. So kann man den Tannenfingerhut (Cyphella digitalis) noch in 50 Metern Höhe in den Spitzen der ältesten Weißtannen des Nationalparks finden.
Nach Sturm- und Schneebruch kann man den ganzen Winter über nach solchen Spezialisten suchen, wenn man die herabgefallenen Äste oder die Baumkronen umgestürzter Urwaldriesen untersucht. Der Winterrinden-Helmling (Mycena hiemalis) und einige verwandte Arten haben sich auf bemooste Rindenflächen noch lebender Bäume spezialisiert. „An diesen oft sonnen- und windausgesetzten Stellen benötigen die zarten Pilzchen längere Feuchtperioden zur Fruchtkörperbildung.“
Bildunterschriften:
Bild 1: Der Orangeseitling (Phyllotopsis_nidulans) wächst an diversen abgestorbenen Laubhölzern, wie zum Beispiel Buche und Weiden.
Bild 2: Das Weißfilz-Stummelfüsschen (Crepidotus kubickae) wächst verbreitet auf der Borke abgestorbener Fichtenstämme und hat einen Durchmesser von fünf bis 30 Millimetern.
Bild 3: Auf Laubhölzern in luftfeuchten Wäldern und Auen wächst der Goldgelbe Zitterling (Tremella_mesenterica). Durch die gallertige Konsistenz und goldgelbe Farbe ist er kaum verwechselbar.
Bild 4: Sehr frostresistent und auch essbar ist der Wintersamtfußrübling (Flammulina_velutipes). Er wächst auf Laubhölzern wie Weiden, Pappel, Ahorn, Buche oder Eiche. (Fotos: Peter Karasch / Nationalpark Bayerischer Wald)
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