Bayerischer Wald
Starke Argumente für den Waldnaturschutz
Grenzüberschreitendes Nationalpark-Projekt erarbeitet Empfehlungen
Pressemitteilung Nr. 86/2022
Die Projektbeteiligten mit dem gemeinsam erarbeiteten Waldnaturschutzkonzept bei dessen Vorstellung im tschechischen Kvilda. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)
Kvilda/Grafenau. Wieder einmal steht ein Kooperationsprojekt der Nationalparks Šumava und Bayerischer Wald vor dem erfolgreichen Abschluss. Zusammen mit der Goethe-Universität Frankfurt wurden in den vergangenen drei Jahren vor allem Insekten, Pilze, Flechten und Moose ganz genau unter die Lupe genommen. Fragestellung dabei: Wie kann man deren Vielfalt aktiv fördern? Nun, zum Ende des Naturschutzvorhabens, haben die Beteiligten ihre Ergebnisse in einem Leitfaden veröffentlicht. Die Publikation „Biodiversitätsschutz in zentraleuropäischen Wäldern – ein Konzept für Waldbewirtschafter und politische Entscheidungsträger“ wirkt somit über die eigentliche Projektzeit hinaus nach.
„Es ist ein kleines Rezeptbuch entstanden, in dem man nachlesen kann, was man tun kann, um die Biodiversität zu unterstützten“, sagte Jaroslav Červenka vom Nationalpark Šumava bei der Vorstellung der Broschüre im tschechischen Kvilda. Das Zielpublikum seien nicht nur Beschäftigte im Naturschutzbereich, sondern auch Waldbewirtschafter. „Wir geben ganz gezielt Empfehlungen ab, wie man schnell und kostengünstig etwas für den Waldnaturschutz tun kann.“
Pilotprojekt mit injizierten Totholz-Pilzen
Zu den Erkenntnissen kamen die Naturschutzexperten dank verschiedener Projektflächen in den Nationalpark-Managementzonen. Auf über 200 Hektar wurde dabei Totholz angereichert. Ein standardisiertes Monitoring sorgte von Beginn an dafür, dass beobachtet werden konnte, welche Effekte von standardisiert ausgebrachtem Fichten-, Buchen- oder Tannentotholz auf das Ökosystem Wald im Allgemeinen und auf die Zielartengruppen im Speziellen ausgehen.
Als „großes Pilotprojekt“ bezeichnete Peter Karasch vom Nationalpark Bayerischer Wald dabei einen besonderen Baustein des Vorhabens. „Wir haben im Labor selten gewordene Totholz-Pilze, wie den Rosenduft-Feuerschwamm, kultiviert und anschließend in die ausgebrachten Stämme geimpft“, so der Mykologe. Zudem wurden seltene Baumarten, unter anderem Eibe, Linde und Ulme, gefördert. Da der Erfolg vieler der Maßnahmen nur langfristig sichtbar werden dürfte, haben beide Nationalparkverwaltungen vor, das Monitoring der Flächen auch in Zukunft fortzuführen.
Totholz ist in europäischen Wäldern immer noch Mangelware
Die Kernbotschaft der bisherigen Ergebnisse bringt Britta Uhl von der Goethe-Universität Frankfurt derweil auf den Punkt: „Wir brauchen Totholz im Wald.“ Schließlich werde Totholz von vielen Arten genutzt. Ohne diese Ressource würden die Arten schlichtweg fehlen. „In den meisten europäischen Wäldern ist ausreichendes Totholz heutzutage aber leider immer noch Mangelware.“
Das im Projekt erarbeitete Waldnaturschutzkonzept ist mittlerweile als PDF-Datei auf den Internetseiten der Nationalparks Šumava und Bayerischer Wald veröffentlicht. Das Vorhaben wurde von der Europäischen Union im Rahmen des „Interreg V Ziel 3“-Programms zu 85 Prozent gefördert.
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