Bayerischer Wald
Aas-Forscher aus den USA und Deutschland tauschen sich aus
Vortrag von Wissenschaftler Eric Benbow aus Michigan im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald
Pressemitteilung Nr. 117/2018
An einem verendeten Rothirsch untersuchten die Forscher um Christian von Hoermann (Mitte), Eric Benbow (rechts) und Kay Hammermeister das Stadium der Zersetzung. (Foto: Johannes Keim/Nationalpark Bayerischer Wald).
St. Oswald/Klingenbrunn. Von stehendem und liegendem Totholz profitieren unterschiedlichste Arten – über Jahrzehnte hinweg. Doch was passiert mit den verendeten Tieren in freier Wildbahn? Licht ins Dunkel brachte Eric Benbow, Professor an der Michigan State University, bei einem Vortrag mit dem Titel „Die Dunkle Seite des Necrobioms: Die Rolle von Aas im Ökosystem“. Dieser fand im Rahmen der wissenschaftlichen Vortragsreihe des Nationalparks Bayerischer Wald im Waldgeschichtlichen Museum in St. Oswald statt.
Nur äußerst selten trifft man auf Kadaver von toten Tieren, erklärte Eric Benbow. Doch warum ist das so? „Weil sie so schnell zersetzt werden.“ Generell werde die Bedeutung der Ressource Aas in der Forschung oft ignoriert und unterschätzt. Auch der Abbau von Dung, Eiern beziehungsweise Rogen oder die Zersetzungsprozesse unter Wasser fallen in Benbows Forschungsbereich. Rund 30 interessierte Gäste wurden Zeuge seiner Präsentation, bei der er das tabuisierte Thema auf humorvolle Art präsentierte und anhand von Grafiken, Bildern und Videos die Bedeutung dieser Ressource veranschaulichte.
Wenn man Aas untersucht, stelle man typische Larven und andere Aasfresser fest, so Benbow. In den verschiedenen Phasen der Zersetzung seien auch unterschiedliche Insekten festzustellen.
„Auch wenn der Anblick und der Geruch für uns Menschen unappetitlich sind, so leisten diese Zersetzter unglaublich wichtige Arbeit, denn sie recyceln die Biomasse und sind damit von größter Bedeutung im Ökosystem.“
Die Ergebnisse dieser Forschung lassen sich aber auch auf andere Bereiche übertragen. So seien sie beispielsweise wichtige Grundlage in der Forensik. „Bei Gewaltverbrechen können Experten den genauen Todeszeitpunkt anhand der Entwicklungsstadien bestimmter Larvenarten unter den jeweiligen Bedingungen festsetzen“, so Eric Benbow. „Die Forschung kann somit stichhaltige Beweise bei der Aufklärung von Straftaten liefern.“ Übrigens würden die Zersetzungsprozesse von Biomasse in Nordamerika sehr ähnlich zu denen in Zentraleuropa verlaufen, so dass die Erkenntnisse der Forscher beider Kontinente sehr gut übertragbar seien.
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An einem verendeten Rothirsch untersuchten die Forscher um Christian von Hoermann (Mitte), Eric Benbow (rechts) und Kay Hammermeister das Stadium der Zersetzung. (Foto: Johannes Keim/Nationalpark Bayerischer Wald).
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