Bayerischer Wald
Sie ist nicht nur dem Totholz auf der Spur
Professorin Leonore Fahrig stellt bei Waldnaturschutztagung des Nationalparks ihre Forschung vor
Pressemitteilung Nr. 30/2017
Professorin Leonore Fahrig lehrt an der Carleton University in Ottawa. Um Totholz ein besseres Image zu verschaffen, würde sie Spechte zu Rate ziehen. (Foto: Royal Society of Canada)
Neuschönau/Ottawa. „Ich liebe einfach die Natur“, sagt die Kanadierin Leonore Fahrig. Schon allein deswegen widmet sie sich der Landschafts- und Naturschutzökologie – mit teils sehr innovativen Konzepten, die bisher gängige Thesen kritisch hinterfragen. Die Professorin der Carleton University in Ottawa ist einer der Hauptrednerinnen der Waldnaturschutztagung, die Ende April mit knapp 200 teilnehmenden Forschern aus der ganzen Welt im Hans-Eisenmann-Haus stattfindet.
Weil die Wissenschaftlerin ihren ökologischen Fußabdruck konsequent reduziert, spricht sie via Skype-Videokonferenz zu den Teilnehmern. In ein Flugzeug ist sie seit Jahren nicht mehr gestiegen. Für ihre weltweit anerkannte Arbeit wurde in die Royal Society of Canada aufgenommen.
Einer der Schwerpunkte von Fahrigs Forschung ist die Frage, wie natürliche Lebensräume durch menschliche Veränderungen beeinflusst werden. So untersucht sie mit ihren Studenten, wie etwa der Bau von Straßen oder die geänderte Landnutzung auf die Artenvielfalt wirken. Eine der besonders faszinierenden Entdeckungen dabei: „Ein paar einzelne kleinere Lebensräume weisen zusammen betrachtet in der Regel eine höhere Biodiversität auf, als ein einzelne Fläche, die der Summe der kleinen Flecken entspricht“, erklärt die Biologin. Somit dürfe die Bedeutung kleinerer geschützter Lebensräume nicht heruntergespielt werden.
Zusammen mit dem Nationalpark Bayerischer Wald arbeitet Fahrig übrigens gerade an einem Projekt, bei dem erforscht wird, wie sich Menge und räumliche Verteilung von Totholz auf die Artenvielfalt der Totholzkäfer auswirken. Zwischenergebnis dabei: Das Belassen von Totholz hat immer positive Effekte auf die Vielfalt der auf diesen Lebensraum angepassten Insekten, egal ob es in einem Areal vorher geringe oder hohe Totholzvorräte gab. Dass Teile der Menschen – im Gegensatz zur Natur – nicht immer positiv auf viel Totholz reagieren, bringt auch Fahrig zum Nachdenken. „Vielleicht müssen wir in der Öffentlichkeitsarbeit Spechte zu Hilfe holen“, so die Kanadierin. „Schließlich mögen die Leute Spechte.“ Und Spechte mögen Totholzflächen.
Bildunterschrift:
Professorin Leonore Fahrig lehrt an der Carleton University in Ottawa. Um Totholz ein besseres Image zu verschaffen, würde sie Spechte zu Rate ziehen. (Foto: Royal Society of Canada)
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