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Süß und selten: Nachwuchs bei den Przewalski-Pferden im Nationalpark Bayerischer Wald

Pressemitteilung Nr. 0129/14

Datum: 18.11.2014

Das an Halloween geborene Hengstfohlen ist das jüngste Mitglied der Przewalski-Familie des Nationalparks Bayerischer Wald.

Das an Halloween geborene Hengstfohlen ist das jüngste Mitglied der Przewalski-Familie des Nationalparks Bayerischer Wald.

Seltener Moment im Familienleben: Die beiden in diesem Jahr geborenen Halbgeschwister hatten bislang wenig direkten Kontakt, da Muttertiere bei ganz jungen Fohlen meist auf Abstand zum Rest der Herde bedacht sind.

Seltener Moment im Familienleben: Die beiden in diesem Jahr geborenen Halbgeschwister hatten bislang wenig direkten Kontakt, da Muttertiere bei ganz jungen Fohlen meist auf Abstand zum Rest der Herde bedacht sind.

Besucher haben jederzeit Gelegenheit, die Przewalski-Herde am Falkenstein anzuschauen, da das Tier-Freigelände ganzjährig täglich geöffnet ist.

Besucher haben jederzeit Gelegenheit, die Przewalski-Herde am Falkenstein anzuschauen, da das Tier-Freigelände ganzjährig täglich geöffnet ist.

Gute Nachricht für den Artenschutz: Vor gut zwei Wochen, am 31. Oktober 2014, kam im Tier-Freigelände des Nationalparkzentrums Falkenstein erneut ein Przewalski-Fohlen zur Welt und ist wohl auf. Der kleine Hengst ist das zweite Fohlen, das dieses Jahr im Nationalpark Bayerischer Wald geboren wurde. Bereits Ende Mai vergrößerte ein Stutfohlen die jetzt 10-köpfige Herde im Tier-Freigelände. Die seltenen Wildpferde, von denen es weltweit nur rund 2000 Tiere gibt, werden seit 2005 im Nationalpark gehalten, der sich an einem internationalen Erhaltungszuchtprogramm beteiligt. Eine Nachzucht gelang hier seitdem insgesamt 15 Mal.

„Oktobergeburten sind für Przewalski-Pferde nicht grade typisch, kommen aber dennoch vor. In freier Wildbahn wäre der kommende Winter eine Überlebensherausforderung für Herbstfohlen, bei Gehegehaltung wie hier im Tier-Freigelände ist dies aufgrund der guten Ernährungssituation in der Regel kein Problem“, kommentiert Dr. Dennis Müller, Nationalparktierarzt und Leiter der beiden Tier-Freigelände, die Geburt des kleinen Hengstes. „Nach zwei Jahren Zuchtpause und nur einem Fohlen im letzten Jahr sind die beiden Jungtiere in diesem Jahr ein Zeichen, dass unser Leithengst, der jetzt im vierten Jahr unsere kleine Herde anführt, gut von den Stuten akzeptiert wird und sich als Zuchthengst etabliert hat“, so Müller. „Mit etwas Glück können wir bei der jetzigen Herdenstruktur mit bis zu vier Fohlen im Jahr zum Erhalt dieser ausgesprochen seltenen Art beitragen.“

Aktuell gibt es neben dem Leithengst und den beiden Jungtieren noch einen Junghengst vom letzten Jahr und sechs erwachsene Stuten in der in dieser Größe und Zusammensetzung durchaus typischen Przewalski-Familiengruppe. Alle Tiere gehören als Zuchtleihgaben entweder dem Münchener Tiergarten Hellabrunn oder dem Tiergarten Nürnberg, aus deren Zuchten die Gründungsmitglieder der Herde am Falkenstein stammen. Wo die beiden diesjährigen Fohlen untergebracht werden, entscheidet sich im Lauf des nächsten Jahres in Abstimmung mit anderen Przewalskihaltungen und dem zentral im Kölner Zoo geführten Europäischen Erhaltungszuchtprogramm, mit dessen Hilfe der genetischen Verarmung der weltweiten Przewalski-Zoopopulation entgegengesteuert wird.

Junghengste werden in der Regel in „Junggesellengruppen“ integriert, aus denen sich später Zuchthengste rekrutieren. Die junge Stute wird das Tierfreigelände vermutlich ebenfalls verlassen und in eine andere bestehende Herde eingegliedert. Eventuell werden aber auch beide Tiere für eines der Auswilderungsprojekte ausgewählt, die es derzeit in der Mongolei, in China und in Kasachstan gibt. „Bislang sind Fohlen von uns zurück nach München oder in den Tierpark von Grünau gegangen und wurden außerdem an Beweidungsprojekte bei Gießen oder in Tennenlohe bei Nürnberg abgegeben. Es gibt jedoch einen Bayerwald-Przewalski-Hengst, der seit seiner Auswilderung 2007 in freier Wildbahn in Kasachstan lebt“, so Dennis Müller.

Das Przewalski-Pferd ist die letzte überlebende Unterart des Wildpferdes, der Stammform unseres Hauspferdes. Benannt ist es nach dem russischen Offizier und Forschungsreisenden Nikolai Przewalski, der die bereits für ausgestorben gehaltenen Tiere Ende des 19.Jahrhunderts in der Mongolei wiederentdeckte. Schon damals sehr selten, wurden 1969 das letzte Mal wild lebende Przewalski-Pferde auf einer Expedition beobachtet. Kurz nach ihrer Wiederentdeckung, zwischen 1899 und 1903, gelangten insgesamt 54 Einzeltiere in den Besitz von Zoos und Privatliebhabern. Die meisten dieser Pferde starben jedoch, teilweise noch bevor sie die Geschlechtsreife erreicht hatten. Daher stammt die gesamte heutige Przewalski-Population von insgesamt 13 Tieren ab. Das systematisch durchgeführte internationale Zuchtprogramm zur Erhaltung der Przewalski-Pferde gibt es seit Mitte der 1950er Jahre, Auswilderungsprojekte seit Anfang der 1990er Jahre. Im Nationalpark Bayerischer Wald werden die Przewalski-Pferde unter anderem zusammen mit Urrindern gezeigt, um mit diesen in vorgeschichtlicher Zeit auch bei uns beheimateten Tieren eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart zu schlagen und so die Besucher dafür zu sensibilisieren, wie wandelbar Landschaft und Wildnis über Raum und Zeit sein können.

Bildunterschriften:

  1. Das an Halloween geborene Hengstfohlen ist das jüngste Mitglied der Przewalski-Familie des Nationalparks Bayerischer Wald.
  2. Seltener Moment im Familienleben: Die beiden in diesem Jahr geborenen Halbgeschwister hatten bislang wenig direkten Kontakt, da Muttertiere bei ganz jungen Fohlen meist auf Abstand zum Rest der Herde bedacht sind.
  3. Besucher haben jederzeit Gelegenheit, die Przewalski-Herde am Falkenstein anzuschauen, da das Tier-Freigelände ganzjährig täglich geöffnet ist. (Fotos: NPV Bayerischer Wald)

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