Bayerischer Wald
Der Mann für Boden, Wasser und Luft
Burkhart Beudert geht nach über 33 Jahren in der Umweltforschung in den Ruhestand
Pressemitteilung Nr. 01/2024
An der Forschungsstation Taferlruck unterhalb der Racheldiensthütte befinden sich vielerlei Messgeräte, deren Auswertung Burkhard Beudert jahrelang oblag. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)
Grafenau/Riedlhütte. „Der Job war inhaltlich eigentlich ein Volltreffer.“ Das sagt Diplom-Geoökologe Burkhard Beudert (64) rückblickend auf seine fast 34-jährige Tätigkeit im Nationalpark Bayerischer Wald. Seit Ende 2023 ist nun Schluss. Der Experte für Boden, Wasser und Luft ist in den verdienten Ruhestand gegangen. Zeit für eine Bilanz.
Noch an der Uni in Bayreuth aktiv, wurde der gebürtige Unterfranke 1990 für eine Stelle in Grafenau rekrutiert, die es zuvor nicht gab. Erst drei Jahre zuvor hatte die Luftverschmutzung, unter anderem durch sauren Regen, in Deutschland ihren Höhepunkt erreicht. Nun wollte das Umweltbundesamt im Bayerischen Wald ein Integriertes Ökosystemmonitoring auf die Beine stellen. Kurz gesagt ging es darum herauszufinden, wie schnell sich die Natur von den Schadstoffen erholt. Am 1. März 1990 bezog Beudert sein Büro in der Nationalparkverwaltung und begann mit Unterstützung eines Technikers die Untersuchungsflächen und die messtechnische Infrastruktur für eine ausgeklügelte Umweltbeobachtung zu etablieren.
Spürbare Auswirkungen des Klimawandels
Diese findet im Forellenbachgebiet oberhalb der Forschungsstation Taferlruck statt. Hier wird nicht nur der Wasserhaushalt untersucht. Im Gebiet verteilt gibt es auch mehrere Dauerbeobachtungsflächen für verschiedene Parameter unterm Kronendach sowie im Freiland. Dazu kommen Waldklimastationen und ein meteorologischer Messturm. Gemessen werden neben Temperatur, Niederschlag, Bachabfluss und Wind zum Beispiel auch Schadstoffeinträge.
Beim heute 64-Jährigen verschob sich jedoch schon in den Anfangsjahren seiner Tätigkeit der thematische Schwerpunkt. „Das lag einfach daran, dass sich die Schwefelsäuren in der Umwelt schnell rarmachten. Aktuell kann man sagen, dass der Boden im Nationalpark fast überall geputzt, also schwefelfrei, ist“, so Beudert. Im Grundwasserspeicher würde der Reinigungsprozess jedoch noch andauern. „Die eigentlichen Probleme sind aber von der Chemie hin zur Physik gewandert.“ Gemeint sind damit die immer spürbarer werdenden Auswirkungen des Klimawandels.
Seit 2010 Rückgang der Jahresniederschläge
Die Daten des Nationalparks zeigen, dass es in der Region in den vergangenen 30 Jahren circa zwei Grad wärmer geworden ist. Vor allem die Buche kommt mit den veränderten Bedingungen oft schlecht zurecht. „Denn die Bäume treiben mittlerweile meist schon Ende April aus“, weiß Beudert. Wenn dann bis zu den Eisheiligen Mitte Mai ein Spätfrost auftritt, kann der Erstaustrieb durchaus komplett ausfallen. „Das heißt: Die Buche verliert in der besten Wachstumsperiode gut vier Wochen Zeit, bis der dann häufig kleinere Maitrieb die Photosynthese aufnimmt.“ Zudem ist seit etwa 2010 ein Rückgang der Jahresniederschläge um insgesamt 20 bis 30 Prozent zu beobachten, der jedoch bisher überwiegend im Winter stattfindet. Dies führt zu entsprechend geringeren Bachwasserabflüssen aus dem Untersuchungsgebiet. Sollte der Rückgang der Niederschläge auch das Sommerhalbjahr erreichen, dürfte dem häufigsten Bayerwald-Laubbaum auch die Wasserversorgung zu schaffen machen und der Holzzuwachs zurückgehen.
Ein weiterer Fokus von Beuderts Forschungen waren die Auswirkungen großflächiger Störungen – etwa durch Stürme oder Borkenkäferbefall. „Die Folgen daraus auf verschiedene Umweltfaktoren konnten wir sehr genau beobachten – und zwar in einer Weise, die europaweit einzigartig ist“, blickt der Diplom-Geoökologe zurück. Denn: Im Nationalpark waren Messgeräte schon vor den natürlichen Störungen installiert und langjährige Messreihen vorhanden. Andernorts wurde mit dem wissenschaftlichen Beobachten oft erst nach einem Windwurf oder Buchdrucker-Ausbruch begonnen. „Daher wird aktuell zum Beispiel auf Grundlage unserer Daten die weitere Entwicklung im Harz modelliert, der sich derzeit wie der Bayerwald der späten 1990er Jahre präsentiert“, erzählt Beudert.
Fortbildungen und Führungen wird Burkhard Beudert weiterhin durchführen
Die Störungen hätten im Wasserhaushalt aber sogar positive Effekte gehabt: „Sie haben die Folgen des Klimawandels zumindest zeitweise abgefedert. Denn eine tote Fichte säuft nicht, wie man so schön sagt“, so Beudert. 15 Jahre nach den großflächigen Störungen in der Region erreichte der Wasserverbrauch der nachfolgenden jungen Baumbestände das Niveau des Ausgangszustands. „Das erklärt zum Beispiel, warum der Abfluss unserer Bäche trotz vorher einsetzender Effekte des Klimawandels erst seit 2010 signifikant sinkt.“ Seitdem leitet die Große Ohe zum Beispiel 30 Prozent weniger Wasser gen Tal.
Mit all den Themen rund um Boden, Wasser und Luft wird sich Beudert auch im Zukunft weiter beschäftigten. „Ich werde sicher noch die ein oder andere Fortbildung und Führung anbieten“, verspricht der Ruheständler. Daneben werde er auch seine Nachfolgerin Dr. Angelika Kölbl bei Bedarf unterstützen. „Außerdem habe ich mir von meiner Familie sagen lassen, dass ich 2024 schon gut verplant sei.“ Mit ein Grund dafür: Der dritte Enkel wurde gerade geboren.
Bildunterschrift:
An der Forschungsstation Taferlruck unterhalb der Racheldiensthütte befinden sich vielerlei Messgeräte, deren Auswertung Burkhard Beudert jahrelang oblag. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)
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