Insekten, Pilze, Flechten und Moose - Förderung der Biodiversität und Entwicklung von Waldnaturschutzkonzepten im Böhmerwald
Motivation:
Die Biodiversität unserer Ökosysteme und die damit verbundenen Ökosystemprozesse und -dienstleistungen sind durch Landnutzung und Klimawandel erheblich bedroht. Effiziente Konzepte zum Erhalt der Biodiversität und den damit verbundenen Prozessen setzen voraus, dass gute Kenntnisse darüber bestehen, wie die Diversität verschiedener Artengruppen in unseren Ökosystemen organisiert ist und durch welche Faktoren die Diversität bestimmt wird. Im Gegensatz beispielsweise zu Blütenpflanzen, besteht ein enormes Wissensdefizit in Bezug auf räumliche Verteilung der Diversität und damit verbundene Ökosystemprozesse für unauffälligere Artengruppen wie Pilze, Flechten und Moose. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass gerade diese Artengruppen extrem divers sind und dass maßgebliche Ökosystemprozesse (z.B. Nährstoffkreislauf – Ökosystemdienstleistung „Regulation“) durch diese gesteuert werden. Moderne Methoden (Sequenzierung) erlauben es heutzutage, diese Artengruppen in ihren Habitaten effizient zu erfassen.
Projektziele:
Im Rahmen des Projektes sollen demzufolge zwei übergeordnete Ziele erreicht werden: Auf der Basis bereits bestehenden Wissens soll erreicht werden, dass Habitate für Zwecke eines besseren Erhaltungszustandes geschaffen werden. Da Pilze, Flechten und Moose insbesondere durch Ressourcenentzug im Rahmen von Nutzungsmaßnahmen bedroht sind, sollen auf einer Fläche von 210 ha folgende Habitatbedingungen geschaffen werden. Das bedeutet die Verbesserung der Totholzmenge und Totholzqualität, die Förderung seltener Baumarten als Wirte und die Förderung alter Bäume („veteran trees“) als wichtige Habitate seltener Arten. Zum anderen das Monitoring von Insekten, Pilzen, Flechten und Moosen mit modernen und klassischen Methoden im Untersuchungsgebiet. Das Monitoring dient zusätzlich dem besseren Verständnis über den Zusammenhang zwischen der Diversität der Organismen und den Ökosystemprozessen und -dienstleistungen. Die Aufbereitung und Darstellung der Monitoring-Ergebnisse soll das naturschutzfachliche Interesse der Öffentlichkeit wecken aber auch Naturschutzbehörden als Planungsinstrument unterstützen. Auf der Basis der gewonnen Erkenntnisse sollen naturschutzfachliche Konzepte entwickelt werden, die auf das gesamte Untersuchungsgebiet und darüber hinaus wirksam sind, d. h. nicht nur auf der großen Fläche der Schutzgebiete, sondern auch in Wirtschaftswäldern.
Management und Monitoring:
Die Biodiversitätsverbessernden Maßnahmen setzen sich aus folgenden Komponenten zusammen, die in ausgewählten Biotopen der Managementzonen beider Nationalparke liegen.
Anreicherung von Buchentotholz im Bestand (mind. 20 m³/ha) auf einer Fläche von 77 ha
Die drei Teilflächen liegen im Gemeindegebiet Bayerisch Eisenstein in den Waldorten Regenhäng und Kühberg. Hier wurden 2021 von den ortskundigen Mitarbeitern Karl-Heinz Englmaier und der Revierförsterin Silvia Pflug mittels Klupplisten die Zielmengen erfasst und im Gelände markiert. Um eine möglichst große Diversität zu schaffen, wurden alle Altersklassen von Bäumen einbezogen und stehendes und liegendes Totholz geschaffen.
Stehendes Buchentotholz ist noch recht selten im Nationalpark. Es wird aber von unzähligen Pilz- und Tierarten als Lebensraum benötigt.
Anreicherung von Tannen-Totholz (mind. 20 m³/ha) auf einer Fläche von 18 ha im Nationalpark Bayerischer Wald
Die Maßnahmen wurden auf 5 Teilflächen am Kühberg, Regenufer sowie den Deffernikhängen umgesetzt. Der Großteil des Tannenholzes (300 m³) wurde aus benachbarten Flächen des Bayerischen Staatsforstes in den Nationalpark transportiert.
Anreicherung von 200 m³ Tannentotholz auf einer Fläche von ca. 10 ha im Nationalpark Šumava.
Im Bereich Modrava und am Bach Prášilský potok zwischen Poledník und Ždánidla wurden ca. 200 m3 Tannenholz aus dem Bayerischen Wald in die eher von Fichten dominierten Bergwälder gebracht, um die dortige Waldstruktur und Artenvielfalt zu fördern.
Förderung eines Tannenbestandes (Alter 60+; 8 ha) durch Fällen von Konkurrenzbäumen. Totholz verbleibt im Bestand.
Anreicherung von mehr als 1.200 m³ Fichten-Totholz auf einer Gesamtfläche von 32 ha (= 40 m³/ha i. Mittel) im Nationalpark Bayerischer Wald. Fichten werden u.a. im Borkenkäfermanagement in sensiblen Aufichtenwäldern geschlitzt.
Die Umsetzung der Maßnahmen fand 2020 bis Herbst 2022 statt.
Die Maßnahme verteilt sich auf sechs Teilflächen im Projektgebiet. Im Randbereich des Nationalparks muss ein Übergreifen des Borkenkäfers auf angrenzende Privatwälder verhindert werden. Daher wurde das geschaffene Fichtentotholz nach der Methode der „Streifenförmigen Entrindung“ behandelt. Dies verhindert die Ausbreitung des Borkenkäfers, während die Stämme von den meisten Totholzbewohnern weiterhin als Lebensraum genutzt werden können.
Anreicherung von Fichtentotholz (mind. 40 m³ auf einer Fläche von 61,4 ha) im Nationalpark Šumava.
Insgesamt wurden ca. 1760 m3 auf 61,4 ha belassen; durchschnittlich befinden sich in dem betreffenden Gebiet 44 m3/ha Totholz. Die Flächen befinden sich in der Nähe von Prášily und Kobylí hlava. Die vollständige Entrindung ist eine weitere Methode zur Borkenkäferbekämpfung.
Anzucht und Pflanzung von 200 Eiben aus autochthonem Saatgut auf einer Fläche von 10 ha inkl. Schutz vor Wildverbiss mit Hordengattern.
Die Jungpflanzen wurden im Umfeld autochthoner Eiben im Nationalpark 2020/2021 gewonnen und im Herbst 2021 gepflanzt. Ein Großteil der Pflanzen war 2022 angewachsen. Abgestorbene Jungpflanzen werden ersetzt. Zu ihrem Schutz wurden kleine Hordengatterzäune um jede Pflanze gebaut.
Förderung selten gewordener Baumarten wie Linde u. Ulme im Bestand durch Freistellen.
Hier wurden 20 förderfähige Einzelbäume verteilt auf 9 Flächen im Revier Bayerisch Eisenstein ausfindig gemacht und Konkurrenzbäume entfernt.
Anzucht und Impfung von selten gewordenen Pilzarten aus autochthonem Kulturmyzel (Fomitopsis rosea auf Fichte, Hericium flagellum, Phlebia centrifuga und Phellinidium pouzarii auf Tanne) auf je 40 Stämmen.
Hierfür wurden Pilzkulturen aus autochthonem Material des Nationalparks im Labor kultiviert. Das Pilzmyzel wächst im Labor auf Holzdübel, die dann in die ausgebrachten Holzstämme geimpft wurden.
Die Auswirkungen der Maßnahmen werden durch Monitoring der Artengruppen Flechten, Moose, Pilze und Insekten erforscht. Hierzu wurden in jeder der sechs Managementgebiete jeweils vier Forschungsflächen à 1.000 m² eingerichtet. Hier werden Flächen- und objektbezogen Daten erhoben und ausgewertet.
Ergebnisse
Im Rahmen der Projektziele wurden verschiedene Aktivitäten verfolgt, deren Ergebnisse in den folgenden Kapiteln zusammenfassend dargestellt werden.
Monitoring Holz bewohnender Pilze
Václav Pouska, Peter Karasch
Das Vorkommen von holzbewohnenden Pilzarten wurde auf sechs mal vier Flächen untersucht. Drei der vier Flächen waren jeweils mit bestimmten Management (z. B. mit Belassen vom Fichtenholz) und mit fünfzehn Objekten zum Monitoring markiert. Die Kontrollfläche hatte mindestens neun Objekte – stehendes Totholz, liegende Stämme und Äste, höhere und niedrige Baumstümpfe.
Auf den Flächen mit Management wurden für das Monitoring neun ältere Objekte, die schon vor Beginn der Managementmaßnahmen im Jahr 2020 auf den Flächen vorhanden waren, und sechs neue Objekte (vier Baumstämme und zwei Äste), die den Flächen im Jahr 2021 hinzugefügt wurden, beobachtet. Auf Flächen mit belassenem Fichtenholz waren es fünfzehn Objekte, die dort bereits vor 2020 waren.
Das Monitoring fand bisher bei vier Besuchen von Herbst 2020 bis Frühjahr 2022 statt und wurde von Peter Karasch, Manuel Striegel und Václav Pouska durchgeführt. Lucie Zíbarová spielte eine bedeutende Rolle bei der Bestimmung der gesammelten Proben.
Insgesamt wurden 230 Pilzarten gefunden, davon 65 Arten aus den Roten Listen von Tschechien, Bayern, ganz Deutschland (inkl. Kategorie DD) und Österreich (Tabelle 1). Die Kategorie DD umfasst Arten, die bisher noch nicht genauer in andere Gefährdungskategorien eingeordnet werden konnten. Einige dieser Arten sind relativ häufig, während andere sehr selten sind. Die Pilzarten mit dem meisten Vorkommen auf den Probeflächen sind in Tabelle 2 aufgeführt.
IUCN-Bedrohungskategorie / kategorie ohrožení IUCN | Abbr. / zkratka | Rote Liste der Tschechischen Republik / červený seznam České republiky | Anzahl / počet | Rote Liste Deutschlands (Bayerns) / červený seznam Německa (Bavorska) | Anzahl / počet | Rote Liste Österreichs / červený seznam Rakouska | Anzahl / počet |
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Regionally extinct | RE (?EX) |
nezvěstný druh | 1 | Ausgestorben oder verschollen | 0 (0) | Ausgestorben oder verschollen | 0 |
Critically endangered | CR | kriticky ohrožený druh | 1 | Vom Aussterben bedroht | 0 (0) | Vom Aussterben bedroht | 0 |
Endangered | EN | ohrožený druh | 3 | Stark gefährdet | 0 (1) | Stark gefährdet | 2 |
Vulnerable | VU | zranitelný druh | 2 | Gefährdet | 0 (1) | Gefährdet | 6 |
[Indeterminate] | [I] (G) | Gefährdung unbekannten Ausmaßes | 3 (0) | ||||
[Rare] | [R] | Rarität / Extrem selten | 4 (1) | ||||
Near threatened | NT | téměř ohrožený druh | 3 | Vorwarnliste | 2 (1) | Potentiell gefährdet | 14 |
Data deficient | DD | druh, o němž jsou nedostatečné údaje (z hlediska jeho ohrožení) | 0 | Daten unzureichend | 46 (0) |
Postia fragilis – bělochoroš křehký – Braunfleckender Saftporling am Standort und Detail der Fruchtkörperunterseite, nur Rote Liste Bayerns: NT; wurde auf einem Baumstumpf vom Windwurf einer jungen Picea abies (Fläche CZ F 3) gefunden. Ein relativ seltener Porling mit einjährigen Fruchtkörpern, die auf Nadelholz wachsen. In höheren Lagen kommt er häufiger vor.
Taxon (Kategorie in Roten Listen) / taxon (kategorie v červených seznamech) | Tschechischer Volksname / české jméno | deutscher Name / německé jméno | Flächenanzahl / počet ploch |
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Antrodia serialis | outkovka řadová | Reihige Tramete | 9 |
Armillaria sp. Rhizomorphen | václavka | Hallimasch | 11 |
Athelia decipiens (DD) | kornatečka bělavá | Kleinsporige Schnallenlose Athelia | 12 |
Athelia epiphylla s.l. | kornatečka obecná | 10 | |
Calycina citrina | voskovička citronová | Zitronengelbes Holzbecherchen | 10 |
Dacrymyces stillatus | kropilka rosolovitá | Zerfließende Gallertträne | 16 |
Exidia pithya | černorosol smrkový | Teerflecken-Drüsling | 17 |
Fomitopsis pinicola | troudnatec pásovaný | Rotrandiger Baumschwamm | 11 |
Fuscoporia viticola (I, NT) | ohňovec izabelový | Dünner Feuerschwamm | 6 |
Sistotrema porulosum (DD) | rozděrka | 9 |
Fuscoporia viticola – ohňovec izabelový – Dünner Feuerschwamm, Deutschland: I (G), Österreich: NT. Relativ häufiger Porling der Bergfichtewälder.
Für das Monitoring auf den Flächen im Nationalpark Šumava wurden sechs gestreifte und zehn vollständig entrindete liegende Stämme und zwei aufrecht entrindete Fichten ausgewählt. Auf den Flächen im Nationalpark Bayerischer Wald wurden sechs gestreifte und ein vollständig entrindeter Stamm ausgewählt. Die auf diesen Objekten gefundenen Pilztaxa sind in Tabelle 3 aufgeführt.
Taxon | Tschechischer Volksname / české jméno | deutscher name / německé jméno | Kategorien in den Roten Listen / kategorie v červených seznamech | CZ F 1 |
CZ F 3 |
CZ F 4 |
CZ S 1 |
CZ S 2 |
CZ S 3 |
CZ S 4 |
D S 1 |
D S 2 |
D S 3 |
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CZ | D | BY | AT | |||||||||||||||||
Amphinema byssoides | pavučiník třásnitý | Fransiger Wollrindenpilz | 1 | |||||||||||||||||
Antrodia serialis | outkovka řadová | Reihige Tramete | 1 | |||||||||||||||||
Ascocoryne cylichnium | čihovitka větší | Großsporiger Gallertbecher | 1 | |||||||||||||||||
Athelia decipiens | kornatečka bělavá | Kleinsporige Schnallenlose Athelia | DD | 1 | ||||||||||||||||
Athelia epiphylla s.l. | kornatečka listomilná | 1 | ||||||||||||||||||
Bertia moriformis | morušovka bradavčitá | Maulbeerförmiger Kugelpilz | 1 | 1 | ||||||||||||||||
Bjerkandera adusta | šedopórka osmahlá | Angebrannter Rauchporling | 1 | 1 | ||||||||||||||||
Botryobasidium candicans | pavučiník bělavý | Weißliche Traubenbasidie | 1 | |||||||||||||||||
Botryobasidium medium | pavučiník prostřední | Apfelkernsporige Schnallen-Traubenbasidie | N | DD | 1 | |||||||||||||||
Botryobasidium obtusisporum | pavučiník tupovýtrusý | Stumpfsporige Traubenbasidie | DD | 1 | 1 | |||||||||||||||
Brevicellicium exile | Ellipsoidsporiger Kurzzellenrindenpilz | DD | VU | 1 | ||||||||||||||||
Cinereomyces lindbladii | pórnatka popelavá | Grauweiße Nadelholztramete | 1 | |||||||||||||||||
Cylindrobasidium laeve | kornatec rozvitý | Ablösender Rindenpilz | 1 | |||||||||||||||||
Dacrymyces stillatus | kropilka rosolovitá | Zerfließende Gallertträne | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||||||
Exidia pithya | černorosol smrkový | Teerflecken-Drüsling | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||||
Exidia saccharina | černorosol borový | Kandisbrauner Drüsling | NT | 1 | 1 | 1 | ||||||||||||||
Fomitopsis pinicola | troudnatec pásovaný | Rotrandiger Baumschwamm | 1 | 1 | 1 | |||||||||||||||
Gloeophyllum sepiarium | trámovka plotní | Zaun-Blättling | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||||||||
Hyphodontia pallidula | kornatec bledavý | Kleinsporiger Kristallhaar-Zähnchenrindenpilz | 1 | 1 | ||||||||||||||||
Hypholoma dispersum | třepenitka roztroušená | Geselliger Schwefelkopf | 1 | |||||||||||||||||
Hypocrea pulvinata | masenka poduškovitá | Birkenporling-Kissenpustelpilz | 1 | |||||||||||||||||
Laccaria amethystina | lakovka ametystová | Violetter Lacktrichterling | 1 | |||||||||||||||||
Leptosporomyces galzinii | kornatečka Galzinova | Gelbgrünlicher Kleinsporrindenpilz | 1 | |||||||||||||||||
Lophium mytilinum | lasturník lesklý | 1 | ||||||||||||||||||
Mycena metata | helmovka kuželovitá | Kegeliger Helmling | 1 | |||||||||||||||||
Mycena rubromarginata | helmovka červenobřitá | Rotschneidiger Helmling | 1 | |||||||||||||||||
Peniophora pithya | kornatka šedomodrá | Graue Nadelholz-Peniophora | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||||||||
Phlebiopsis gigantea | kornatec obrovský | Großer Zystidenrindenpilz | 1 | 1 | ||||||||||||||||
Physisporinus sanguinolentus | pórnatice krvavějící | Verfärbender Porenschwamm | 1 | |||||||||||||||||
Postia tephroleuca | bělochoroš našedlý | Grauweißer Saftporling | 1 | |||||||||||||||||
Postia undosa | bělochoroš vlnitý | VU | R | EN | NT | 1 | ||||||||||||||
Resinicium bicolor | ostnáček dvoubarvý | Zweifarbiger Harz-Rindenpilz | 1 | |||||||||||||||||
Sebacina sp. | pokrytka | 1 | ||||||||||||||||||
Schizophyllum commune | klanolístka obecná | Spaltblättling | 1 | 1 | ||||||||||||||||
Sistotrema octosporum s.l. | rozděrka osmivýtrusá | Achtsporiges Krönchen-Sistotrema | DD | 1 | 1 | |||||||||||||||
Sistotrema porulosum | rozděrka | DD | 1 | 1 | 1 | 1 | ||||||||||||||
Trichoderma viride | masenka rezavá (anamorfa) | 1 | ||||||||||||||||||
Tubulicrinis strangulatus | rourkovec lemovaný | Inamyloider Breitzystiden-Rochetenrindenpilz | DD | VU | 1 | |||||||||||||||
Tulasnella violea | tulasneovka liláková | Lilafarbene Tulasnella | 1 | |||||||||||||||||
Tylospora fibrillosa | kornatečka bradavkovýtrusá | Faseriger Warzensporling | DD | 1 | ||||||||||||||||
Xeromphalina campanella | kalichovka zvonečková | Geselliger Glöckchennabeling | 1 | |||||||||||||||||
Xylodon brevisetus | kornatec krátkoostný | Kurzstacheliger Zähnchenrindenpilz | 1 |
Fläche CZ F 2 auf dem Berg Modravská hora mit Anreicherung mit Tannenholz, 3. 6. 2021.
Ausgewählten Flächen wurde im Juni 2021 frisches Holz hinzugefügt. Die Pilztaxa, die auf den beobachteten Objekten (vier Baumstämme und zwei Äste) während der Besuche im Oktober 2021 und Mai 2022 gefunden wurden, sind in Tabelle 4 aufgeführt.
Taxon | Tschechischer Volksname / české jméno | deutscher name / německé jméno | CZ F 1 |
CZ F 2 |
CZ F 3 |
D F 1 |
D F 2 |
D F 3 |
D FS 1 |
D FS 2 |
D FS 3 |
D B 1 |
D B 2 |
D B 3 |
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Bisporella pallescens | voskovička | Blasses Buchenbecherchen | 1 | |||||||||||
Ceratobasidium cornigerum | stopečník růžkatý | Breitsporige Hornbasidie | 1 | |||||||||||
Corticiaceae s.l. | kornatcovité | 1 | 1 | |||||||||||
Coryne dubia | čihovitka masová (anam.) | Fleischroter Gallertbecher (Anam.) | 1 | 1 | ||||||||||
Cylindrobasidium laeve | kornatec rozvitý | Ablösender Rindenpilz | 1 | 1 | ||||||||||
Hypoxylon sp. | dřevomor | 1 | ||||||||||||
Lachnellula gallica | brvenka francouzská | 1 | ||||||||||||
Lachnellula subtilissima | brvenka jemná | Weißtannen-Haarbecherchen | 1 | |||||||||||
Nectria sp. | rážovka | 1 | ||||||||||||
Neonectria coccinea | rážovka šarlatová | Scharlachrotes Pustelpilzchen | 1 | |||||||||||
Neonectria fuckeliana | rážovka Fuckelova | Nadelholz-Pustelpilz | 1 | |||||||||||
Pyrenomycet | 1 | 1 | ||||||||||||
Quaternaria quaternata | bradavkatka čtyřčetná | Vierteiliger Kernpilz | 1 | |||||||||||
Stereum rugosum | pevník korkovitý | Rötender Runzel-Schichtpilz | 1 | 1 | ||||||||||
Stereum sanguinolentum | pevník krvavějící | Blutender Nadelholz-Schichtpilz | 1 | |||||||||||
Stereum sanguinolentum? | 1 | |||||||||||||
tmavé, světlé a růžové anamorfy | Anamorphen | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | |||
Trichoderma sp. | zelenatka | (Anamorphe) | 1 |
Seltene Pilzarten aus den Roten Listen
Das Bild zeigt einen zitronengelben Fruchtkörper der Pilzart Antrodiella citrinella mit typischem Porenbild.
Antrodiella citrinella – outkovečka citronová – Zitronengelbe Weißfäule-Tramete
Rote Listen CZ: EN, D: R, AT: EN;
wurde an einem mäßig zersetzten liegenden Picea abies-Stamm gefunden, der vom Käferbaum abgebrochen ist (Fläche CZ F 1).
Aphanobasidium gaspesicum – voskovec – Spindelsporiger Pleurobasidienrindenpilz
Rote Listen D: R, AT: EN;
wurde an kürzlich gefallenen Borkenkäferbaum gefunden (D S 4)
Athelopsis subinconspicua – kornatec nazelenalý – Ellipsoidsporiger Stielbasidien-Häutchenrindenpilz
Rote Listen CZ: ?EX, D: DD, AT: VU;
wurde an einem mäßig zersetzten Picea abies-Stamm (CZ S 2) und an einem stark zersetzten Picea abies-Stamm (D S 3) gefunden
Botryobasidium medium – pavučiník prostřední – Apfelkernsporige Schnallen-Traubenbasidie
Rote Listen CZ: EN, D: DD;
wurde an einem im Jahr 2020 gestreiften Picea abies-Stamm (25.10.2021, Fläche CZ S 3) und an einem hohen Picea abies-Stumpf (D FS 4) gefunden
Hyphoderma tibia – kornatka – Knochenzystiden-Breirindenpilz
Rote Listen D: DD, AT: VU;
wurde auf einem stark zersetzten Nadelbaumstumpf gefunden (D FS 2);
Luellia furcata
Rote Listen D: DD;
wurde an einem mäßig zersetzten Picea abies-Stamm gefunden (Krone abgesägt, D F 1)
Pseudoxenasma verrucisporum
Rote Listen AT: VU;
wurde auf mäßig zersetztem, wegen Konkurrenz anderer Bäume abgestorbenen und gefallenem Picea abies-Stamm gefunden (CZ S 3)
Das Bild zeigt eine Nahaufnahme der Unterseite mit violetten Lamellen der Pilzart Panellus violaceofulvus.
Panellus violaceofulvus – pařezník fialovoplavý – Violetter Zwergseitling
Rote Listen CZ: CR, AT: NT;
wurde auf einem Ast von Picea abies (D FS 1) und auf einem, wegen Konkurrenz anderer Bäume abgestorbenen und gefallenem Abies alba-Stamm gefunden (D FS 2 a 4), die Art ist im Bayerischen Wald sehr häufig und verbreitet.
Postia undosa – bělochoroš vlnitý – Geschlitztporiger Saftporling
Rote Listen CZ: VU, D: R, AT: NT;
wurde auf einem mäßig zersetzten, von einem Käferbaum abgebrochenem Picea abies-Stamm (CZ F 1), auf mäßig zersetztem, wegen Konkurrenz anderer Bäume abgestorbenen und gefallenem Picea abies-Stamm (CZ S 4) und auf einem mäßig zersetztem liegendem Picea abies-Stamm gefunden (D S 4).
Das Bild zeigt eine Aufnahme mit mehreren Fruchtkörpern der Pilzart Tectella patellaris mit Lamellen auf der Unterseite.
Tectella patellaris – hlíva číškovitá – Klebriger Schleierseitling
Rote Listen AT: NT;
wurde auf einem Ast von Fagus sylvatica gefunden (D FS 1). Die Art ist im Bayerischen Wald häufig und verbreitet. Sie bildet vorwiegend zwischen November und Frühjahr Fruchtkörper.
Tubulicrinis strangulatus – rourkovec lemovaný – Inamyloider Breitzystiden-Rochetenrindenpilz
Rote Listen D: DD, AT: VU;
wurde auf einem mäßig zersetztem, von einem Borkenkäferbaum abgebrochenem Picea abies-Stamm (CZ F 1), auf einem entrindetem Picea abies-Stamm (CZ F 4) und auf einem mäßig zersetztem liegendem Picea abies-Stamm gefunden (CZ S 2)
In Mitteleuropa ist aufgrund der Bewahrung der dortigen Natur der Böhmerwald ein wichtiger Hotspot der Vielfalt dieser Pilze. Daher kommen hier relativ seltene Arten auch in noch bewirtschafteten Wäldern vor. Durch ein schonendes Management kann sich diese Situation noch weiter verbessern. Die seltensten Arten finden jedoch ihre Zuflucht noch immer hauptsächlich in den am besten erhaltenen Urwäldern, wie dem Urwald Boubín oder der Mittelsteighütte.
Monitoring Boden bewohnender Pilze
Peter Karasch
Das Vorkommen von bodenbürtigen Pilzarten wurde auf sechs mal vier Flächen untersucht. Drei der vier Flächen waren jeweils mit biotopverbesserndem Management (z. B. mit Belassen vom Fichtenholz, Anreichern von Buchen- oder Tannentotholz). Es handelt sich um die gleichen Plots, auf denen auch die holzbewohnenden Pilze beobachtet wurden. Die Kontrollflächen befinden sich in nicht veränderten Bereichen in der Nähe.
Die Grafik zeigt das Forschungsdesign in den sechs verschiedenen Managmenttypen zur Totholzanreicherung und Forschung.
Methodik
- 3 Probekreise + 1 Kontrolle à 1.000 m² je Managementtyp. Gesamt 24 Probeflächen.
- 1-2 Kampagnen vor Management.
- 4-5 Kampagnen nach Management.
- August 2020 bis September 2022.
- Untersuchungsdauer mit 2 Personen 60 min./Probekreis.
Das Monitoring fand bisher bei vier bis sechs Besuchen von Herbst 2020 bis 2022 statt und wurde von Peter Karasch und Felix Hampe durchgeführt.
Ergebnisse
Förderung von Tannen FS (Fir support) bei Bayerisch Eisenstein
Flächen FS 1-4
56 Arten ECM (Ektomykorrhiza bildende Pilze)
37 Arten Saprobionten (Streu zersetzende, fungicole u. coprophile Pilze)
Bemwerkenswerte Arten:
Der Trockene Schleimkopf (Cortinarius crassus) wächst vorwiegend in Buchenmischwäldern. Viele Schleierlingsarten (Cortinarius s.l.) treten im Bayerischen Wald nur an tendenziell mineral- und basenreicheren Standorten auf. So wurden einschließlich der folgenden insgesamt fünf Arten aus dieser Gruppe im Monitoring gefunden.
Der Purpurfleckende Klumpfuß (Thaxterogaster purpurascens) wächst in bodensauren Bergmischwäldern mit Tannen.
Der Walzenförmige Helmling (Mycena picta) wird bayernweit als Rarität eingestuft. Es ist seit 1992 der zweite Nachweis im Nationalpark.
Der Körnige Mürbling (Psathyrella globosivelata) ist eine sogenannte fungicole Pilzart, d.h. sie wächst auf Resten von anderen Pilzfruchtkörpern. Die Art wurde erstmals im Nationalpark nachgewiesen und erst das zweite Mal in Bayern. In ganz Deutschland gibt es nur fünf weitere Fundorte.
Anreicherung von Tannentotholz F (Fir) am Kühberg
Flächen F 1-4
50 Arten ECM (Ektomykorrhiza bildende Pilze)
16 Arten Saprobionten (Streu zersetzende, fungicole u. coprophile Pilze)
In dem vor Beginn der Maßnahmen strukturarmen Buchenwald bzw. auf einer erst 2020 geräumten Borkenkäferfläche konnten keine besonderen Pilzarten nachgewiesen werden. Das Arteninventar entspricht dem Standard bodensaurer Buchenwälder.
Der Rosa Täubling (Russula velutipes) ist ein Symbiont der Rotbuche und relativ verbreitet in den Buchenwäldern des Nationalparks.
Die Bucheckern-Holzkeule (Xylaria carpophila) ist im gesamten Buchenareal verbreitet und häufig. Man entdeckt sie aber nur, wenn man sie gezielt in der Laubstreu unter Buchen sucht.
Anreicherung von Tannentotholz bei Modrava Cz F (Fir) in einem Bergfichtenwald
Die Bucheckern-Holzkeule (Xylaria carpophila) ist im gesamten Buchenareal verbreitet und häufig. Man entdeckt sie aber nur, wenn man sie gezielt in der Laubstreu unter Buchen sucht.
Flächen Cz F 1-4
27 Arten ECM
28 Arten Saprobionten
Bemerkenswerte Arten:
Der Kleinberingte Gürtelfuß wurde im Böhmerwald noch nicht nachgewiesen. Die gesamte Gruppe der Untergattung Telamonia sind allerdings noch schlecht untersucht.
Anreicherung von Buchentotholz B (Beech) im Hochfelsgebiet
Flächen B 1-4
55 Arten ECM
10 Arten Saprobionten
Auch wenn die vier Untersuchungsflächen an einem relativ strukturreichen Hang liegen, entspricht das Arteninventar der Bodenpilze insgesamt dem Standard von bodensauren Buchenwäldern.
Bemerkenswerte Arten:
Der Graue Langfüßler ist eine Art feuchter Laubwälder und wurde bislang nur wenige Male im Nationalpark Bayerischer Wald dokumentiert.
Anreicherung von Fichtentotholz aus Borkenkäfermanagement S (Spruce) am Schmalzlbach
Flächen S 1-4
31 Arten ECM (2022 >> 10 ECM, davon 5 in S4 Kontrolle)
22 Arten Saprobionten (2022 >> 20 Saprobionten)
In den Flächen wurde fast der gesamte Altbaumbestand gefällt und in der Fläche belassen. Entsprechend artenarm war das Fruchtkörperaufkommen von Symbionten in den nun stark besonnten und erwärmten Flächen.
Bemerkenswerte Arten:
Der Apfeltäubling (Russula paludosa) ist ein Symbiont der Fichte in Bergwäldern und anmoorigen Fichtenwäldern. Er war vor Beginn der Maßnahme noch vorhanden, konnte aber in den gemanagten Bereichen 2021 und 2022 nicht mehr gefunden werden. Die ECM-Pilze benötigen nach stärkeren Störungen oft mehrere Jahrzehnte, bis sich wieder Fruchtkörper zeigen.
Der Weißflockige Kahlkopf (Deconica crobula) profitiert eindeutig vom Totholzangebot bzw. Management, denn er wächst nur auf Rindenresten und Sägespanhaufen der gefällten Fichten.
Anreicherung von Fichtentotholz aus Borkenkäfermanagement Cz S bei Prášily
Flächen Cz S 1-4
34 Arten ECM
35 Arten Saprobionten
Im Vergleich zu den bayerischen Flächen fällt der relative hohe Anteil an ECM und die insgesamt höhere Artenvielfalt auf. Diese lässt sich dadurch erklären, dass bei Prášily noch deutlich mehr Altbäume erhalten geblieben sind, die das Klima für Pilze maßgeblich verbessern.
Bemerkenswerte Arten:
Der Sumpfhaubenpilz besiedelt sumpfige Stellen und langsam fließende, kleine Bäche und Wasserrinnen. Er wurde in Deutschland zum Pilz des Jahres 2023 gewählt. Er wurde jedes Jahr in der Kontrollfläche Cz S4 gefunden.
Der Gesellige Schwefelkopf hat im Gebiet eindeutig vom Management profitiert, denn er wächst stets auf den Holz- und Rindenresten der Borkenkäferfichten.
Ausblick zur Entwicklung der Artenvielfalt nach den biotopverbessernden Maßnahmen
Buchen- und Tannenareal: unmittelbare, kontinuierliche Verbesserung der Artenvielfalt durch Erhöhung der Strukturvielfalt im Bestand.
Fichtenareal: Erholung der ECM-Pilze in den kommenden 20-30 Jahren. Erhöhung der Artenvielfalt durch Totholzangebot u. Pioniergehölze wie Birke, Erle, Vogelbeere.
Monitoring von Flechten, Moosen und Insekten
Britta Uhl (Insekten), Jan Eckstein (Flechten u. Moose)
Im Projektzeitraum 2021-2022 wurde in den bereits in den vorangegangenen Kapiteln vorgestellten 24 Forschungsflächen ein Monitoring von Flechten, Moosen und verschiedenen Insektengruppen durchgeführt. Die Ergebnisse der Monitoringaktivitäten werden in der nachfolgenden Powerpoint-Präsentation zusammenfassend dargestellt.
Waldnaturschutzkonzept zur Förderung der Biodiversität im Böhmerwald
Britta Uhl, Jaroslav Cervenka, Václav Pouska, Peter Karasch, Claus Bässler
Die Ausarbeitung eines Waldnaturschutzkonzeptes für den Böhmerwald war ein weiteres Projektziel als Outputindikator. Die Broschüre wurde in deutscher und tschechischer Sprache erstellt und gedruckt. Anfragen zur Druckversion können Sie an die Projektleitung richten.
Fotos/Grafiken: Peter Karasch, Václav Pouska, Britta Uhl, Jan Eckstein
Informationen
Finanzierung:
85% Interreg V Ziel 3 – EU Mittel
15% Eigenanteil der Projektpartner
Kosten:
787.106,13 Euro
Ansprechpartner:
Peter Karasch
Projektkoordinator
peter.karasch@npv-bw.bayern.de
Jochen Linner
Projektleitung
jochen.linner@npv-bw.bayern.de
Silvia Pflug
Försterin - Revier Bayerisch Eisenstein
silvia.pflug@npv-bw.bayern.de
Kooperationspartner:
- Nationalparkverwaltung Šumava https://www.npsumava.cz/de/
- Jaroslav Červenka - Fachlicher Garant
- Václav Pouska - Koordinator der Datenaufnahme
- Goethe-Universität Frankfurt
Prof. Dr. Claus Bässler, Abteilung Naturschutzbiologie (Conservation Biology) https://www.uni-frankfurt.de/de